Warum es schade ist, wenn du nicht malst.

Relaxpainting

Ich kann nicht malen!

Höhlenzeichnungen sind die ersten Beweise dafür, dass es schon immer ein grundlegendes Bedürfnis des Menschen war, sich bildhaft auszudrücken.

  • Die meisten Kinder malen gern – bis der erste Erwachsene sich einmischt. Vielleicht haben sie selbst so toll gemalt, dass man aufgibt. Oder ihre guten Rat- und Verbesserungsvorschläge haben den spielerischen Prozess der Entdeckerfreude im Keim erstickt.
  • Die meisten Erwachsenen bekommen schweißnasse Hände, wenn gemalt werden soll. "Ich kann nicht malen." heißt es dann. So oder ähnlich habe ich es immer wieder erlebt auf Elternabenden in "meinem" Kindergarten.

Schade – denn Malen ist eine wunderbare Möglichkeit, zu entspannen, die eigene Kreativität fließen zu lassen und sogar um Gefühle zu verarbeiten: An meiner persönlichen Pinnwand hing jahrelang das "Kunstwerk" eines Kindergartenkindes, das unheilbar an Leukämie erkrankt war. Wochenlang interessierte ihn nur der schwarze Wachsmalstift (vielleicht mal etwas Farbe drunter...) Eines Tages malte er eine Art Sonnenaufgang - noch heute steigen mir die Tränen hoch, wenn ich daran denke.

Wenn ich von "Malen" spreche, meine ich vor allem den Prozess. Einfach abtauchen in die Welt der Farben, ohne eine Erwartung - wahlweise auch mit Musik. Je nach Gefühlslage dann Entspannungsmusik oder Heavy Metal ;) Es geht hier nicht darum konkrete Bilder zu malen, die du in deiner Wohnung aufhängst.

Drachentanz

Ich kann nicht malen und tue es trotzdem!

Nachdem ich mich mit niemandem mehr vergleiche und keinerlei Erwartungen an das Ergebnis habe, male ich wieder für mein Leben gern. Meine Lösung: Ich male einfach abstrakt ;) Wie es so meine Art ist, male ich einfach drauflos. Es macht total viel Spaß und meinen Kopf frei. Einige Jahre habe ich intensiv gemalt und dies auch für meine Beratungspraxis genutzt. Wie immer: learning by doing, learning by playing and learning by listening (to myself).

In dieser Zeit habe ich über das Malen - das spielerische Experimentieren - viel über mich und auch über "das Leben" erfahren. In meiner AusstellungsVita (2009) schrieb ich:

Jeder Malprozess wirft mich auf mich selbst zurück. Unterschiedlichste Gefühle und ihre entsprechenden Reaktionsmuster darf ich wahrnehmen und ausleben, erkennen und verarbeiten. Diese Auseinandersetzung mit Farben und Materialien ist für mich ein Weg zu innerer Ausgeglichenheit und Selbsterkenntnis.
Beim Malen fühle ich mich lebendig, weil ich schöpferisch tätig sein kann, weil ich mich Herausforderungen stellen muss und weil ich eine Bandbreite von Gefühlen erlebe, die von Wohlbehagen über Ungeduld und Wut bis zu Trauer und Enttäuschung reicht.
Beim Malen erfahre ich viel darüber, wie ich mit mir und meinem Leben umgehe:

Wüstenstadt

  • Wo und wie setze ich Grenzen?
  • Was will ich ver-"tuschen“?
  • Wie integriere ich Dinge, die von außen kommen, die anders sind? (Collage)
  • Was kann ich gestalten und wo muss ich - Material bedingt - die Kontrolle abgeben?
  • Was passiert, wenn ich Dinge miteinander vermische? Was verschwindet dabei, was behält seinen Charakter?
  • Welche Stimmung herrscht vor und wie kann ich diese beeinflussen? (z.B. aufhellen)
  • Was macht mir überhaupt Spaß? Warum? Was heißt dies für meinen Alltag?
  • Was strengt mich an? Warum? Welche Lösungsmöglichkeiten sehe ich?
  • Wie gehe ich mit Zeiten des Wartens um? Wie entwickle ich Geduld?
  • Was passiert mit/in mir, wenn meine Vorstellungen oder "Erwartungen" sich nicht erfüllen lassen?
  • Welche Möglichkeiten habe ich, "etwas zu retten“? Wie finde ich Lösungen?
  • Wann ist etwas „fertig“? Muss alles perfekt sein?
  • Wie wecke ich meine kreativen Ideen? Wie kann ich abschalten?
  • Wie gehe ich mit mir und der Situation um, wenn etwas schwierig wird?
  • Was macht es mit mir, wenn andere Menschen mich beim Malen beobachten und eventuell auch meine Arbeit bewerten?
  • Welche Spuren möchte ich hinterlassen?
  • Wie gehe ich damit um, mich von einem Bild zu trennen?

 
Stier

Also los!

Vielleicht hast du jetzt Lust bekommen auf Experimente? Oder du wolltest sowieso schon immer mal "malen"? Fang einfach an ;) Zeichenblock (wäre mir zu klein, ich habe mit einer Papierrolle auf dem Küchentisch angefangen), Pinsel, Spachtel... (aus dem Baumarkt geht auch) Farben - ich habe mit großen Flaschen Fingerfarbe angefangen (spritzt so schön!) und nehme jetzt Acrylfarben (wenn die Farbe noch nicht getrocknet ist, gehen auch "aquarellige Wasserspiele") - deshalb ist auch eine Sprühflasche super, Schwamm und Lappen, Papierschnipsel, Sand, ... es wird sich entwickeln. Lass los und bleib dran! Dann wirst du nie wieder behaupten: "Ich kann nicht malen!"

Ich fordere dich jetzt nicht auf, in den Kommentaren deine Werke zu zeigen. Darfst du natürlich gern, aber - wie bereits erwähnt, ist der Prozess an sich das Interessante. - Der Augenblick zählt und nicht das Ergebnis. "Dabei sein ist alles!"

Es gibt ein kleines Video mit Bildern von mir Seelenlandschaften


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