Ältester Satz in Alphabetschrift entdeckt und entziffert!

Liebe Hobbyarchäologen,

Forscher haben in Israel einen Sensationsfund gemacht, einen vollständigen Satz in der Vorläuferschrift unserer Alphabets, fast 4000 Jahre alt!

Schriftliche Aufzeichnungen (z.B. in sumerischer Keilschrift) gibt es bereits seit über 5000 Jahren, aber die sehr praktischen Buchstabenalphabete breiteten sich erst Jahrtausende später aus. Lange Zeit hat man die Phönizier im 11. Jh. v. Chr. als deren Erfinder angesehen, doch die Kanaaniter (die im heutigen Ägypten lebten) ab 1800 v. Chr. hatten bereits eine Buchstabenschrift entwickelt, teilweise durch Zuordnung bestimmter Zeichen der Hieroglyphenschrift zu einem Lautwert. Z.B. entstand der Vorläufer unseres A aus der Hieroglyphe für Rind/Ochse (hebräisch Aleph, griech. alpha). Tatsächlich sieht das große A, wenn man es auf den Kopf stellt, wie ein minimalistischer Rinderkopf aus.

Close-up-of-Canaanite-letters-on-left-si.jpg

In Tel Lachish im Südwesten Israels hatte man 2017 einen Kamm aus Elfenbein gefunden. Elfenbein musste aus Ägypten importiert werden, der Kamm war also sicher ein Luxusgut. Erst 2022 konnten die Zeichen entziffern werden. Datierungen zufolge ist er 3800 Jahre alt, stammt also aus ca. 1800 v. Chr.! Auf ihm ist ein vollständiger Satz eingeprägt, die Zeichen sind hier abgebildet:

image.png

Der Kamm ist sehr klein (3,5 mal 2,5 Zentimeter) und auf der einen Seite hatte er 14 eng beieinanderstehende Zähne, wie zum Entfernen von Läusen und deren Eiern. Dass es sich tatsächlich um einen Läusekamm handelt, beweist die Inschrift, denn die lautet:
Möge dieser Stoßzahn die Läuse des Haares und des Bartes ausrotten".
Unter dem Mikroskop fand man auch noch 0,5 bis 0,6 mm große Reste von Kopfläusen!

Es ging also dabei nicht um Götter oder Buchhaltung, wie die meisten anderen Texte aus dieser Zeit, sondern um das profane Problem der Kopfläuse, die die Menschen vor ca. 200(!) Generationen vor unserer Zeit auch schon geplagt hatten. Läuse hatten offenbar auch die damalige Oberschicht geplagt (der importierte Kamm hatte vermutlich einer hochgestellten Person gehört), wie auch heute noch die Kopflaus keinen Unterschied macht, wen sie befällt.

Wenn die Inschrift nicht in das sehr haltbare Elfenbein eingeritzt worden wäre, sondern in Holz oder Papier/Papyrus, wäre sie sicher nicht erhalten geblieben. So gesehen ist der Kamm ein echter Glücksfall für Archäologen und Sprachforscher. Apropos Sprache, die verwendete Sprache, kanaanitisch, ist längst ausgestorben (es war eine semitische Sprache, mit dem hebräischen verwandt), aber das Buchstabenalphabet hat nicht nur überlebt, sondern war so erfolgreich, dass sich mittlerweile die meisten Sprachen auf der ganzen Welt seiner bedienen!

Quellen:
https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/israel-laeusekamm-elfenbein-inschrift-jeruslaem-101.html
Fotos: https://www.welt.de/wissenschaft/article242079635/Alphabetschrift-Der-uralte-Kamm-mit-einem-Zauberspruch.html

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