Bye-bye Deutschland!

Den Gedanken, aus Deutschland auszuwandern, trage ich schon seit Langem mit mir herum, aber jetzt endlich konnte ich mich, zusammen mit meiner Familie, dazu durchringen, damit zu beginnen, ihn in die Tat umzusetzen. Ja, wir planen, Deutschland in Richtung der Philippinen zu verlassen! Unser Haus samt Grundstück stehen zum Verkauf, und ohnehin nur noch wenige Stunden offiziell arbeitend, werde ich den verbliebenen Uni-Job zum Ende des laufenden Semesters kündigen.


Wie fühlt sich Auswandern an?


Bevor ich zu den konkreten Gründen komme, gewähre ich euch einen Einblick in meine Stimmungslage. Die Entscheidung, einen Ort zu verlassen, an dem ich viele Jahre lang lebte, ist keine einfache und mit durchaus gemischten Gefühlen verbunden.

Durch besonders ausgeprägten Patriotismus bin ich sicherlich nie aufgefallen. Ich sehe mich als Kosmopoliten, der sich überall auf der Welt lebenden Menschen verbunden fühlt, liebenswerten Individuen, die seine Werte, Interessen und Ziele teilen, offen für regen Gedanken- und Meinungsaustausch sind - wo auch immer sie leben (mehr darüber schrieb ich hier), wogegen die Verehrung politischer bzw. nationalstaatlicher Symbole wie Flaggen, Wappen und Hymnen oder die Tradition pompöser Staatsempfänge auf mich eher befremdlich wirken.

Während sich "Linke" und "Rechte" in zahllosen, oft auf einem heutzutage offenbar üblichen, unsäglich niedrigen Niveau geführten 'Diskussionen' gegenseitig vorwerfen, entweder in überkommenem Großmachtstreben überheblich Menschen aus anderen Weltregionen als minderwertig einzustufen oder aber sich dafür zu schämen, deutsch zu sein und ihr eigenes Land zu verachten, sind mir beide Pole des politischen Spektrums fremd: Ich bin weder stolz darauf, Deutscher zu sein (über eine Nationalität zu verfügen, ist keine Eigenleistung, sondern wurde per 'Evolutionswürfel' zufällig so 'entschieden') noch erzeugt es irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe oder den Drang, mich für irgendetwas zu entschuldigen, was ich nicht getan habe. Wie jeder andere Mensch, egal wo er lebt, bin nur ich selbst für mein Handeln verantwortlich, worauf ich dann, je nach Resultat, im Nachhinein stolz sein darf oder zuweilen auch das genaue Gegenteil davon. :)

Das alles bedeutet aber noch lange nicht, es gäbe für mich in Deutschland nichts zu vermissen. Zahlreiche, von mir sehr wertgeschätzte Menschen leben genau hier! Freunde, mein nicht jünger werdender Vater, mein Bruder ... Ich liebe bestimmte Landschaften (den Wald!), und insbesondere mein Haus, samt dem über viele Jahre hinweg gepflegten Naturgarten, wird mir sehr fehlen. Wenn das Deutschland ist, liebe ich zumindest einen Teil Deutschlands.

Trotz nicht zu leugnender Zweifel, Unsicherheit und einem gewissen Beharrungsvermögen, das mich davon abhielt, bereits viel früher Konsequenzen aus meiner wachsenden Unzufriedenheit hierzulande zu ziehen, blicke ich als freiheitsliebender Mensch der Zukunft in einem anderen Land dennoch zuversichtlich, optimistisch und gespannt entgegen.


"Du solltest deinem Land dankbar sein, statt es zu verlassen!"


Bevor ich mich den konkreten Gründen für meine Entscheidung, auszuwandern, zuwende, möchte ich auf einen immer wieder das Land verlassenden Menschen gegenüber ins Feld geführten Vorwurf eingehen:

"Dein Land/Staat bot dir Infrastruktur, Gesundheitsversorgung, Schule, Berufsausbildung/Studium, was es dir erst ermöglichte, den jetzt für das Auswandern und Leben in der Ferne nötigen Wohlstand aufzubauen. Nun solltest du lieber dankbar deinem Land helfen, als woanders dein Glück zu suchen!"

Ich kann darauf nur Folgendes erwidern:

"Abgesehen von der sicherlich zu führenden Diskussion, wie gut Infrastruktur, Gesundheits- und Bildungssystem in Deutschland tatsächlich noch funktionieren, habe ich, die weiter unten aufgeführten Nachteile geduldig in Kauf nehmend, mein bisheriges Leben lang gearbeitet (und damit zum Wohlstand des Landes beigetragen), zur genüge Steuern und Abgaben gezahlt, mein Wissen auf vielerlei Kanälen weitergegeben, investiert (zum Beispiel in den Bau des Hauses, das ich jetzt aufgebe) sowie durch den Erwerb von vielerlei Produkten die Wirtschaft angekurbelt - wir sind also mittlerweile mehr als nur quitt, 'lieber' Staat!"


Was sind meine persönlichen Gründe dafür, Deutschland zu verlassen?


1. Zunehmende staatliche Kontrolle und Überwachung auf allen Ebenen


Der immer größer werdende 'Überwachungskuchen' Deutschlands, der EU (aber leider auch global betrachtet) ist mittlerweile derart massereich geworden und enthält so viele verschiedene Zutaten, dass ich an dieser Stelle nur einige kleine Stücke herausschneiden und sie euch kosten lassen werde. Wohl bekomm's! :)

Generell wird (im Namen von Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfung, angesichts derer Freiheitsrechte und Selbstbestimmtheit offenbar vernachlässigbare Güter sind) angestrebt, sowohl die Kommunikation im Internet, Geldtransaktionen und Reisebewegungen immer akribischer nachzuverfolgen und abzuspeichern. Mehr darüber schrieb ich hier. Eine Übersicht der Überwachungsmaßnahmen in Deutschland liefert Wikipedia.

Heute versuche ich anhand weniger Beispiele einige m. E. besonders problematische Punkte zu verdeutlichen.

Eine Sequenz des Videos "Neues MEGA Finanzamt kommt!" von der TaxPro GmbH befasst sich mit der Thematik, dass der Zoll ab dem 01.01.2024 beim Verlassen des Landes nicht vorher 'angemeldete', in der Summe 10000 Euro überschreitende Mengen an Bargeld ohne erbrachten "Herkunftsnachweis" einfach dauerhaft konfiszieren können soll, selbst wenn es ihm nicht gelingt, eine Straftat nachzuweisen.:

Ich halte diese Art von Beweislastumkehr für absolut inakzeptabel! Nicht ich sollte nachweisen müssen, unschuldig zu sein, sondern ein etwaiger Ankläger, dass ich schuldig bin (es gab da früher mal solche offenbar längst vergessenen Grundsätze wie "Im Zweifel für den Angeklagten." und "Unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist.")! Besteht ein konkreter Anfangsverdacht auf Geldwäsche etc., sollen die Strafverfolger eben ordentlich ermitteln, so wie das früher auch üblich war, aber nicht ich nachweisen müssen, woher mein Geld stammt.

Häufig im Rahmen von Diskussionen über dieses Thema aufgeworfene Fragen, wie z. B. "Wer nimmt schon mehr als 10000 Euro in bar mit ins Ausland?" oder "Wer muss denn unbedingt sein Haus mit Bargeld oder Krypto bezahlen?", halte ich nicht für zielführend:

Ist es mein Geld, sollte ich damit tun und lassen können, was immer ich will (aus dem Fenster werfen, aufessen, ins Ausland mitnehmen bzw. überweisen, ohne dass gleich bis zu 30000 Euro Strafe nicht beachteter AWV-Meldepflicht wegen drohen etc.). Es spielt - in diesem Zusammenhang - meines Erachtens keine Rolle, ob eine bestimmte Handlungsweise 'unnötig' oder 'ungewöhnlich' ist oder es dem Staat genehmere Alternativen gibt: Einfach prophylaktisch (weil verdachtsabhängige Ermittlungsarbeit ja Mühe und Geld kostete) jeden, der etwas 'Ungewöhnliches' tut, unter Generalverdacht zu stellen und Menschen einfach nur deshalb, ohne konkretere Verdachtshinweise, als kriminell einzustufen, ist und bleibt völlig inakzeptabel.

Sollten Eltern heutzutage aufgrund des Geldherkunftsnachweiszwangs Taschengeldquittungen ausstellen müssen, damit der junge Erwachsene irgendwann später erklären kann, woher sein ganzes, z. B. für ein Studium über die Jahre angespartes Bargeld stammt? Müssen frühe Bitcoinkäufer verzweifelt nach Belegen für ihre damals für wenig Geld erstandenen Assets suchen? Für mich eine absurde Welt, in der nicht mehr der Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten." gilt, sondern man sich bereits rechtfertigen muss, bevor Schuld überhaupt festgestellt wurde. Eine Welt, die zu kreieren Deutschland stets an vorderster Front mitwirkt.

Das nächste Video zeigt, als ein Beispiel unter vielen, auf, wie vermehrt Banken in vorauseilendem Gehorsam (um nicht gegen diverse Antigeldwäsche- und -terrorfinanzierungsmaßnahmen zu verstoßen) Konten aufgrund ungewöhnlicher Geldbewegungen einfach einfrieren und/oder kündigen.

Das Problem kennen wir bereits: Der Bürger wird beschuldigt und bestraft, bevor überhaupt irgendetwas Verwertbares gegen ihn vorliegt! In was für einem Staat, in was für einer Welt leben wir eigentlich?

Leider tangiert die Problematik die meisten Menschen kaum, solange sie nicht selbst betroffen sind. "Mehr als 10000 Euro Bargeld mit sich führen? So viel habe ich ja noch nicht einmal auf dem Konto!", "Grundstücke mit Krypto kaufen? Hab ich nicht, versteh ich nicht - wer sowas tut, muss doch einfach irgendwie kriminell sein!".
Die intellektuelle Leistung, über den eigenen Tellerrand zu blicken und zu erkennen, dass es ums Prinzip geht, um nicht hinnehmbare Beweislastumkehr, Freiheit, Selbstbestimmtheit und Privatsphäre, wird allzu selten erbracht.

Wie weit die Bestrebungen weltweiter Überwachung jeglichen Geldtransfers auch im Kryptobereich gediehen sind, verdeutlicht das kürzlich vom EU-Parlament verabschiedete DAC8-Gesetz, eine neue, der Erfassung steuerlicher Informationen aus dem Kryptobereich dienende Transparenzverordnung (ja ... "Transparenz", der heute übliche Euphemismus für "Totalüberwachung").

Aber auch wenn es um die Überwachung jeglicher Internetkommunikation geht, lässt sich die EU-Politik nicht lumpen und droht dem Bürger mittels der sogenannten "Chatkontrolle" mit weiteren schwerwiegenden Eingriffen in seine Privatsphäre.

Werden ansonsten zwecks Verschärfung von Gesetzen immer wieder gerne die als quasi 'heilige Kühe' über allen anderen Aspekten eines Themas thronenden Argumente "Geldwäsche-" bzw. "Steuerhinterziehungsbekämpfung" sowie "Antiterrorfinanzierung" bemüht, kommt hier ein weiteres Totschlagargument zum Tragen: Der Kampf gegen Kinderpornographie.

Wer will angesichts eines solchen Straftatbestands schon untätig bleiben? Besteht also nicht geradezu eine moralische Pflicht zur Überwachung aller Menschen, um die Verbreitung von Darstellungen sexualisierter Gewalt gegen Kinder zu unterbinden? Nein! Triebe man dieses Argument auf die Spitze, erschiene es letztlich logisch, in jedem Haus eine staatliche Kamera zu installieren - denn wo sonst, wenn nicht in Häusern, finden die Verbrechen statt, welche das Verbreiten der Bilder überhaupt erst ermöglichen?
Nein, auch hier akzeptiere ich keine anlasslose Bespitzelung aller, nur um einiger weniger habhaft zu werden. Auch hier sollten sich die Strafverfolger wieder auf ehrliche Ermittlungsarbeit besinnen und konkreten Verdachtsmomenten nachgehen (was gut ausgebildetes und ausgestattetes Personal erfordert).
Und auch hier ist das Argument der Bekämpfung von Kinderpornographie nichts anderes als ein Dosenöffner für weitergehende Befugnisse in ganz anderen Bereichen, wie das auch der weiter oben verlinkte Artikel des STANDARD gut beschreibt.

Neben expliziten Überwachungsmaßnahmen, deren heutige Vielfalt wohl nicht einmal George Orwell zu antizipieren in der Lage war, empfinde ich hierzulande zahlreiche weitere Zwänge als Bevormundung und Eingriff in meine Selbstbestimmtheit.

Dazu gezwungen zu sein, in Form von Rundfunkgebühren für Fernseh- und Radiosendungen sowie Internetinhalte zahlen zu müssen, die ich weder sehe, höre noch sonstwie nutze, ergibt für mich keinerlei Sinn. Das Argument, ich könne all das ja konsumieren, sofern ich nur wolle, wirkt auf mich genauso absurd, wie wenn man mir ungefragt täglich eine Zeitung in den Briefkasten würfe, um mir danach, nur aufgrund der theoretischen Möglichkeit, das Blatt zu lesen, eine Rechnung zukommen zu lassen.

Wie autoritär der Staat in Deutschland dem Bürger gegenüber auftritt, zeigt sich in vielen Kleinigkeiten, die alle auf mangelnden Respekt vor der Selbstbestimmtheit des Individuums hindeuten:

Weitere Beispiele für Zwang im Alltag sind beispielsweise das Recht des Schornsteinfegers, mein Haus zu betreten, um meinen Kaminofen zu säubern, selbst wenn ich diesen gar nicht genutzt habe, die Möglichkeit, mich als Schöffen vor Gericht zu verpflichten (und gegebenenfalls dieser Pflicht mit Hilfe der Polizei Nachdruck zu verleihen), egal ob ich will oder nicht, die Pflicht am Mikrozensus teilzunehmen, die Zwangsmitgliedschaft von Betrieben in Industrie- und Handels-, Handwerks- oder Ärztekammer usw. usf.

Wird meine Auswanderung auf die Philippinen für mich zu weniger Überwachung und mehr Freiheit führen?
Teilweise!
Letztlich breiten sich zunehmende Überwachung, Kontrolle und Bevormundung des Bürgers wie ein globaler Virus über die ganze Welt aus.
Allerdings gehen viele Initiativen direkt von der EU bzw. Deutschland aus, und bis die Philippinen darin genauso effektiv und akribisch sind, dürfte noch einige Zeit verstreichen.
Überdies sind einige deutschlandtypische Besonderheiten wie zwangsweise zu entrichtende Rundfunkgebühren oder spezielle Schornsteinfegerrechte etc. in den Philippinen gänzlich unbekannt. À la Obelix würden sie dort wohl sagen "Die spinnen, die Deutschen!".


2. Das absurde deutsche Steuersystem


Abgesehen von der generell exorbitant hohen Steuer- und Gebührenlast, unter der die deutsche Bevölkerung ächzt, ärgere ich mich insbesondere über die Komplexität des deutschen Steuerrechts, wobei das pedantische Streben nach (scheinbar) absoluter Gerechtigkeit zu unzähligen Absetzungsmöglichkeiten und Sonderregelungen führt, was jegliche Hoffnung auf einigermaßen pragmatische Regelungen bereits im Keime erstickt (mehr darüber schrieb ich hier).

Einen mit ausschlaggebenden Auswanderungsgrund stellt für mich jedoch die speziell deutsche Herangehensweise an die Besteuerung von Kryptowährungen dar, worauf ich mich an dieser Stelle fokussieren werde:

Das Hauptproblem liegt darin, dass in Deutschland alle mit Kryptowährungen im Zusammenhang stehenden Gewinne zum Zeitpunkt des Geldeingangs ermittelt werden.
Erziele ich beispielsweise hohe Staking-Gewinne, erhalte einen Airdrop oder erzeuge Erträge durch Blogging, Splinterlands-Spielen etc. in einer gerade gehypten Kryptowährung, dient der in diesem Moment aktuelle Asset-Preis als Berechnungsgrundlage für die in der nächsten Einkommensteuererklärung zu zahlenden Steuern.

Schrumpft der Wert der erhaltenen Kryptowährung bis zum Jahresende dann auf einen Bruchteil des ursprünglichen Preises (angesichts der großen Volatilität im Kryptobereich und des oft bald nachlassenden Anfangshypes keineswegs eine Seltenheit) und wurde es versäumt, das Asset rechtzeitig abzustoßen (was oft nur über mehrere Krypto-in-Krypto-in-Fiatgeld-Tauschschritte überhaupt möglich ist - sofern das Asset nicht langfristig gestaket und somit eingefroren ist), kann es passieren, dass die zu entrichtenden Steuern auf ein bestimmtes Krypto-Asset deutlich höher sind als sein verbliebener Gesamtwert (zumal das Finanzamt ja stets in Euro ausbezahlt werden will und man ihm nicht einfach x Prozent eines Assets senden kann) - wer also nicht schnell genug verkauft (aber warum sollte man erhaltene Assets aus Sicherheitsgründen stets sofort verkaufen müssen, statt einfach Preisschwankungen aussitzen zu können?), legt sich möglicherweise selbst eine tickende Zeitbombe ins Depot ...

Ohne die Hilfe eines Steuerberaters ist dann das Risiko, sich in den Fallstricken der deutschen Steuergesetzgebung zu verfangen, oder gegebenenfalls mit einem Einspruch zu scheitern, allgegenwärtig, nimmt man sie jedoch in Anspruch, sind pro Konsultation schnell mal einige tausend Euro fällig, wobei selbst das keine hundertprozentige Sicherheit vor bösen Überraschungen garantiert.

Selbstredend weiß das deutsche Steuersystem mit zahllosen weiteren Unannehmlichkeiten zu überraschen - damit z. B., dass das Finanzamt auf jeden einzelnen Tag nach dem letztmöglichen Abgabetermin der Steuererklärung Zinsen erhebt, auch dann, wenn es selbst so langsam arbeitet, dass es den Steuerbescheid erst lange nach dem Abgabestichtag bearbeitet hat und zustellt, obwohl die Steuererklärung pünktlich abgegeben wurde.

Wird meine Auswanderung auf die Philippinen zu einer in steuerlicher Hinsicht für mich günstigeren Situation führen?
Ja!
Dort kann ich nach jetziger Gesetzeslage jegliche Krypto-zu-Krypto-Transaktion, Airdrops, Staking-Erträge etc. vollständig ignorieren. Steuern werden stets erst im Moment des Umtauschs von Krypto- in Fiatwährungen fällig. Erstens entfällt dadurch der enorme, bisher nötige Dokumentationsaufwand unzähliger Transaktionen und zweitens weiß ich immer genau, wie viele Steuern ich zahlen müssen werde. Sind die Krypto-Preise gerade hoch, zahle ich mehr, sind sie niedrig weniger Steuern, habe aber stets die beruhigende Gewissheit, von meinem Gewinn mehr behalten zu können als ich abgeben muss.


3. Die wirtschaftliche Lage


Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht mit dem Entwicklungsland Philippinen zu vergleichen, erscheint auf den ersten Blick möglicherweise etwas gewagt.
Aber lasst mich eine Metapher bemühen: Stellen wir uns die verschiedenen Länder in Aufzügen in einem großen Hochhaus von Stockwerk zu Stockwerk fahrend vor. Je höher der Entwicklungsgrad eines Landes sei, desto höher auch die Etage, in der es sich gerade befände.
Auch wenn man zunächst möglicherweise dazu neigte, in möglichst hohen Stockwerken positionierte Länder zu bevorzugen, könnte es doch stattdessen sinnvoller sein, zu prüfen, in welche Richtung - nach oben oder unten - die Aufzüge führen, in denen sich die jeweiligen Staaten befänden ...

Nun, in welche Richtung aber fährt der deutsche 'Aufzug'?

Seit Jahren verschläft Deutschland konsequent jede Zukunftstechnologie bzw. behindert deren Weiterentwicklung gar massiv! Während man noch darüber sinniert, wie es nur dazu kommen konnte, z. B. hinsichtlich der Entwicklung von Akkus (war es denn wirklich so schwer, den Erfolg von BYD und anderen chinesischen Automobilherstellern vorauszusehen, die zielstrebig immer bessere Batterien produzierten?), im Software-Sektor, im Bereich künstlicher Intelligenz, Photovoltaik, autonomem Fahren und vielem mehr den Anschluss zu verpassen, verteufelt man bereits wieder, unter dem Jubel eines Großteils der Bevölkerung, den Bitcoin und tut alles dafür, Blockchaintechnologie-Startups Steine in den Weg zu legen, wobei man diverse wirtschaftliche Trends häufig nicht rechtzeitig erkennt (ja, vor gar nicht sooo langer Zeit produzierte Siemens noch Handys ... heute machen andere Firmen mit Smartphones Milliardenumsätze ...).
Und statt Chancen zu ergreifen und Potenzial zu würdigen, fragt sich die Politik hierzulande in erster Linie zweierlei: 1. "Wie kann man das kontrollieren?" und 2. "Wie lässt sich das besteuern?".

Ein Grund dafür, Neuem tendenziell meist eher skeptisch gegenüberzustehen, dürfte das hohe Durchschnittsalter der Deutschen von fast 45 Jahren sein (in den Philippinen beträgt es unter 26 Jahre).

Der Hauptnachteil der deutschen Alterspyramide besteht jedoch darin, dass immer weniger arbeitende Menschen immer mehr nicht mehr arbeitende finanzieren müssen: Versorgten 1962 noch sechs Beitragszahler einen Rentner, waren es 2021 schon nur noch ca. zwei!

Zusätzlich gelähmt wird das Land durch seine ausufernde, nahezu alle Lebensbereiche durchdringende Bürokratie, fehlende Digitalisierung, ein teilweise schlecht ausgebautes, langsames Internet (siehe Speedtest Global Index) sowie eine lückenhafte Mobilfunkabdeckung.

Doch selbst die nicht digitale Infrastruktur lässt mittlerweile sehr zu wünschen übrig, was sich in einem breiten, von der pannengeplagten, unpünktlichen deutschen Bahn über marode Brücken bis hin zu bröckelnden Schulgebäuden reichenden Spektrum manifestiert.

Um den Rahmen dieses Posts nicht zu sprengen, begnüge ich mich damit, einen weiteren Aspekt anzuschneiden: Die enorme Steuer- und Abgabenbelastung ging in Deutschland schon immer mit zugleich hohen Energiekosten (vor allem bezüglich Strom und Gas) einher. Kosten, die durch den Krieg in der Ukraine auf unabsehbare Zeit weiter steigen werden und den Wirtschaftsstandort Deutschland in hohem Maße bedrohen.

Wird meine Auswanderung auf die Philippinen zu einer in ökonomischer Hinsicht für mich günstigeren Situation führen?
Voraussichtlich ja!
Da ich bereits jetzt einen Großteil meines Geldes online verdiene, tangieren mich die durchschnittlich betrachtet eher niedrigen philippinischen Löhne nicht, während ich von den dort niedrigeren Lebenshaltungskosten profitieren werde.


4. Eine erzkonservative Neid- und Schadenfreudegesellschaft


Ich nehme es gleich vorweg, in diesem Abschnitt werde ich unfair gegen mein eigenes Kredo, nicht zu verallgemeinern, sondern Menschen stets als Individuen wahrzunehmen und betrachten, verstoßen. Bei den "den Deutschen" (die es so als "homogene Masse" ja überhaupt nicht gibt) hier zugeordneten Eigenschaften handelt es sich um von mir subjektiv so wahrgenommene Tendenzen bzw. statistische Wahrscheinlichkeiten, die selbstredend auf viele Deutsche überhaupt nicht zutreffen müssen. Außerdem dürften einige der beobachteten Verhaltensweisen und Ansichten nicht aus dem "Deutschsein" meiner Mitbürger, sondern ihrem - verglichen mit anderen Ländern - statistisch gesehen höheren Alter resultieren: Wird eine Gesellschaft als Ganzes zu alt, erstarrt sie und verliert an Innovationskraft.

Zahlreiche Deutsche wirken auf mich Neuem gegenüber nicht aufgeschlossen ("Wer braucht schon Mobiltelefonie, 5G, Blockchain oder KI? Ging doch früher auch ohne!") und wollen offenbar immer noch nicht wahrhaben, dass Deutschland von Errungenschaften längst vergangener Tage zehrt. Wer etwas Neues ausprobiert, wird gewarnt bzw. belächelt ("Sowas kann doch überhaupt nicht funktionieren!"). Scheitert er, ist er "Selbst schuld, kein Mitleid!" (nicht umsonst heißt "Schadenfreude" auf Englisch ebenfalls "schadenfreude" - besonders populäre Wörter einer Sprache werden häufig zu international gebräuchlichen Begriffen), hat er Erfolg, wird er beneidet ("Zahlt er überhaupt ordentlich seine Steuern?"), statt seine Innovationskraft wertzuschätzen und anzuerkennen, dass er unter Inkaufnahme eines erheblichen Risikos eine potentielle Chance erkannt und ergriffen hat.
Darauf, dass ich möglicherweise nicht völlig falsch damit liege, in Deutschland eine gewisse Tendenz hin zu Neid und Schadenfreude zu verorten, weist eine in der WELT thematisierte international vergleichende Studie hin.

Auf den Philippinen ist bei Weitem nicht alles perfekt, der Prozentanteil armer Menschen ist hoch, teilweise mangelt es an Infrastruktur, und Umweltverschmutzung stellt ein ernstzunehmendes Problem dar.
Aber die Wirtschaft wächst rasch mit einem Wachstum von derzeit über 6 %, die junge Bevölkerung ist gut ausgebildet, größtenteils englischsprachig (neben Tagalog) und stets neugierig, Neues auszuprobieren. So besitzen bereits 19,4 % aller Filippinos (welche auch eine der größten Splinterlands-Communities stellen) Kryptowährungen, und wie einfach es ist, Bitcoins an einem ATM in Pesos umzutauschen, demonstriert dieses Video.

Trotz aller Widrigkeiten sind die Menschen dort größtenteils optimistisch, freundlich und rennen nicht wie hier gestresst und grußlos, mit mürrischem Blick durch einen hindurchstarrend, an einem vorbei.

Werde ich das zwischenmenschlich-gesellschaftliche Klima auf den Philippinen als angenehmer empfinden als derzeit in Deutschland?
Davon gehe ich aus!
Solche 'weichen Fakten' zu bewerten, beinhaltet selbstredend eine hochsubjektive Komponente. Tatsache ist jedoch, dass ich persönlich mich in Deutschland oft wie ein Alien fühle. Dinge, für die ich mich begeistere (z. B. Kryptowährungen, Blockchaintechnologie) stoßen bei vielen Zeitgenossen auf wenig Gegenliebe ("Ist was für Kriminelle und Geldwäscher, und ich hab doch mein Bargeld!", "Warum auf HIVE posten, es gibt doch Facebook!").
Während ich nach Freiheit, Individualismus, Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung strebe, vertraut "der Deutsche" auf seinen alles für ihn regelnden Staat.


5. Das unflexible deutsche Bildungssystem


Das Leiden deutscher Schulen unter Lehrermangel, zu großen, partiell von nur rudimentär sozialisierten Schülern bevölkerten Klassen, unzureichender Ausstattung und nur schleppend voranschreitender Digitalisierung dürfte mittlerweile kein besonders gut gehütetes Geheimnis mehr darstellen.
Dementsprechend mittelmäßig bis schwach schneidet Deutschland regelmäßig in Untersuchungen wie der PISA-Studie und anderen ab.

Den eigentlichen Knackpunkt stellt für mich jedoch das deutsche Homeschooling-Verbot dar. M. E. sollte Homeschooling zumindest unter der Bedingung regelmäßig erbrachter Lernfortschrittsnachweise möglich sein.
Mein Motto wäre Homeschooling denjenigen zu erlauben, die es sich leisten können, um diejenigen besser in Schulen unterrichten zu können, die es nötig haben!

"Chancengleichheit" ist ein schönes, derzeit in aller Munde geführtes Wort, und ich bin absolut dafür, alles zu tun, um aus bildungsfernen Schichten stammende Schüller bestmöglich zu unterstützen.
Wie sieht es aber hierzulande mit den Chancen und der Förderung für Schulpflichtige wie z. B. unsere Tochter aus, die gerade eingeschult werden musste und bereits jetzt drei Sprachen spricht, liest und schreibt, im Zahlenraum bis (+-) Hundert und darüber hinaus rechnet, Schach spielt und sich begeistert von mir naturwissenschaftliche Phänomene erklären lässt?
Obwohl wir ihrer Klassenlehrerin Beispiele für von ihr bearbeitete Rechenaufgaben gezeigt haben und sie über ihre Lesefähigkeiten im Bilde ist, bestehen die unserer Tochter zugewiesenen Aufgaben im Wesentlichen darin, ganze Seiten mit einzelnen Zahlen oder Buchstaben vollzumalen - von Förderung oder gar an das Individuum angepasster Aufgabenstellung keine Spur, was zu Langeweile und rasch nachlassendem Interesse führt.

Ein anderes Beispiel ist die Schach AG der Schule (ja, gut, dass es immerhin eine gibt!), wo die Schüler den diversen Gruppen nicht gemäß ihres Kenntnisstandes zugeteilt werden, sondern anhand ihrer Klassenstufe ...

Für sie interessanteren Unterricht lassen wir unserer Tochter dann nachmittags, nach dem offiziellen Teil, angedeihen. Heute mussten wir z. B. beim Thema Steigerung von Adjektiven mal wieder ziemlich viel lachen:

Sie: "Schön, schöner, am schönsten."

Ich: "Bürokratisch, bürokratischer, ...?"

Sie: "Am bürokratischsten?"

Ich: "Falsch: Bürokratisch, bürokratischer, Deutschland!"

Ich: "Intelligent?"

Sie: "Intelligent, intelligenter, ich!" (Lacht sich kaputt.)

Was naturwissenschaftliche Fragestellungen betrifft, erklärte ich ihr beispielsweise bezüglich der Fotosynthese und Licht, dass z. B. ein Blatt grün erscheint, da es grünes Licht reflektiert und den Rest absorbiert. Sie könne sich ein Blatt wie eine Fußballtorwand vorstellen, in der es Löcher für 'Bälle' aller im weißen Licht enthaltenen Farben (den Begriff "Wellenlänge" brachte ich dann etwas später ins Spiel) gibt, nur nicht für grüne Bälle, die von der Wand abprallen und in unsere Augen zurückgeworfen werden. Nach der 'Lichtlektion' konnte sie die Frage, welches von drei auf einem sonnenbeschienenen Parkplatz stehenden Autos, einem grünen, einem weißen und einem schwarzen, sich am schnellsten erwärmt, und warum, erfolgreich mit Begründung und sichtlicher Freude am Lernen beantworten.

Wird unsere Tochter von der Auswanderung auf die Philippinen hinsichtlich ihres Lernerfolgs und der Befriedigung ihres Wissensdrangs profitieren?
Voraussichtlich ja!
Ob die dortigen Schulen besser sind als die deutschen, sei dahingestellt, aber aufgrund dort erlaubten Homeschoolings ist diese Frage für uns ohnehin unerheblich.
Sofern es unserer Tochter Spaß bereitet, kann sie dort eine Schule besuchen (auch um schneller Tagalog zu erlernen), muss aber nicht.


6. Die 'moderne' Arbeitswelt


Mit einem 'normalen' Arbeitsleben ("9-to-5-Job") konnte ich mich noch nie wirklich anfreunden. Gerade in Deutschland herrscht ein Nachteulen wie mich geradezu diskriminierender Frühaufsteherethos ("Der frühe Vogel fängt den Wurm!"), so als sei nicht die Qualität verrichteter Arbeit, sondern der Zeitpunkt ihrer Ausführung das entscheidende Kriterium. Eine Minderheit militanter Frühaufsteher gibt allen anderen den Tagesrhythmus vor. Nicht umsonst sprechen Schlafforscher von der "unausgeschlafenen Gesellschaft".

Dazu kommen (nicht an jedem Arbeitsplatz, aber in vielen Fällen) ein hohes Maß an Bürokratie (händisch auszufüllende bzw. auszudruckende Formulare und Listen, Arbeitszeiterfassung statt Vertrauen und Flexibilität, umständliche Krankmeldungsregelungen usw.), fehlende Digitalisierung sowie eine, ebenfalls der Kontrolle dienende Präsenzkultur, statt die Möglichkeit anzubieten, von zu Hause aus zu arbeiten.

Wird die Auswanderung auf die Philippinen zu einer hinsichtlich meines täglichen Broterwerbs günstigeren Situation führen?
Davon gehe ich stark aus!
Als Arbeitnehmer dürfte es einem auf den Philippinen statistisch gesehen nicht besser ergehen als hierzulande. Aber wer will auch Arbeitnehmer sein? :)
Aufgrund der dort deutlich geringeren Lebenshaltungskosten dürfte es problemlos möglich sein, komplett von meinen online erzielten Krypto-Einkünften zu leben und mich somit vollständig aus der konventionellen Arbeitswelt zurückzuziehen.

Mein Freiheitsideal ist, jederzeit selbst darüber entscheiden zu können, wann, was, von wo aus und ob ich arbeite (also ungefähr so), das heißt, meinen eigenen Lebensrhythmus frei selbst zu bestimmen.
Ich hoffe, auf den Philippinen diesem Ideal näher zu kommen.


7. Klima, Strände, Natur


Dazu brauche ich wohl nicht allzu viel zu schreiben! Die Philippinen sind ein tropisches Land, das keinen Winter in unserem Sinne kennt. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber mir als äußerst thermophilem Organismus kommt das eindeutig zugute! Damit es uns nicht zu heiß wird, visieren wir das etwas höher gelegene und somit 'kühlere' Tagaytay als voraussichtlichen Wohnort an.
Interessant an Tagaytay sind unter anderem seine Sauberkeit und die, verglichen mit anderen philippinischen (aber auch deutschen!) Städten, niedrige Kriminalitätsrate (siehe numbeo.com):

Davon, dass es auf den über 7000 Inseln umfassenden Philippinen überdies einige der schönsten Strände weltweit gibt und das Land eine enorme Biodiversität aufweist, kann sich jeder mit ein wenig Internetrecherche selbst überzeugen.


Wie geht es nun weiter?


Bekanntlich soll das Fell eines Bären nicht verteilt werden, bevor er erlegt wurde, und im übertragenen Sinne mag es voreilig sein, vor ihrer konkreten Durchführung über eine Auswanderung zu schreiben. Hätte ich auf die Worte (die berechtigte Warnung!) meiner Frau gehört, gäbe es vorliegenden Artikel (noch) nicht. Ja, sie hat durchaus Recht, aber meine angestauten Gedanken brauchten ein Ventil.

Der Weg bis zur endgültigen Auswanderung ist noch beträchtlich: Derzeit besichtigen Kaufinteressenten unser Haus, und bis es verkauft ist, wird voraussichtlich noch einige Zeit verstreichen müssen. Vielerlei, mir wie die nach mir greifenden Krakenarme Deutschlands vorkommende Verträge, Formulare und Fragebögen sind noch zu kündigen bzw. auszufüllen, die Flüge zu buchen, das Visum zu beantragen, eine international gültige Krankenversicherung abzuschließen und vieles mehr.

Auch ein Scheitern ist jetzt oder in Zukunft nicht ausgeschlossen - und selbst ein alter Schachspieler wie ich sieht nicht immer alle Hürden im Voraus kommen. :)
Aber die Entscheidung ist gefallen, der Wille ist vorhanden, wir werden es versuchen!

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