Eindrucksflut

Diese Woche war wohl so ereignisreich wie die ersten Tage in Malaysia. Damals war der Grund das Unbekannte, das Neue. Diese Woche ist es teilweise auch so gewesen und teilweise waren es auch einfach sehr viele „Termine“. Ich versuche einmal Tag für Tag wiederzugeben was ich erlebt habe

Montag. Nachdem ich den letzten Beitrag geschrieben hatte fiel mir auf, dass ich vieles vergessen hatte; vielleicht auch aus Reizüberflutung. Wie als Ausgleich dafür besuchten wir an diesem Tag den „ländlichen“ Teil Hong Kong’s. Auf Lantau Island gibt es neben einem beschaulichen Fischerdorf auch den größten Bronzebuddha der Welt. Anmutig auf einem Hügel und mit besserer Sicht könnten wir dort sehr gut entspannen. Zum Abschluss des Tages aßen wir traditionell Dim Sum.

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Dienstag. An unserem Abreisetag war die oberste Priorität erst einmal zu klären wie lange wir unsere Rucksäcke in unserem Guesthouses lassen können. Da die Rezeption nur besetzt ist wenn Gäste einchecken war das eine kleine Herausforderung aber glücklicherweise könnten wir über WhatsApp unsere Gastgeber erreichen. Mit leichtem Gepäck machten wir uns dann auf zu einem Stadtteil, der in den 1970ern und 80ern so desolat war, dass man sich entschied den teilweise historischen Kern zu erneuern. Heute ist an dieser Stelle ein Park und nur ein einziges Gebäude erinnert an die Vergangenheit. Nachdem wir den Park vollständig erkundet hatten und uns auf den Infotafeln die Geschichte durchgelesen hatten ging es wieder in die Innenstadt zu einem Ort an dem auch etwas wichtiges passierte. Als ich das Mira Hotel das erste Mal sah kam mir es bekannt vor, aber ich wusste nicht warum. Doch an diesem Tag fiel mir ein, dass Edward Snowden hier sein berühmtes Interview gegeben hat. Auch wenn man nichts davon sieht war es doch irgendwie interessant sich vorzustellen, dass man jetzt in seiner Position wäre. Ein letztes Abendessen in HK markierte den Abschied und auf der Fahrt zum Flughafen merkte ich, dass ich in dieser kurzen Zeit doch sehr viel mehr begeistert war, als bei meiner Ankunft. Am Flughafen trennte sich unser Trio aber dann auch auf. Da Helena und Caro nicht mit nach Bangkok kamen war hier unsere gemeinsame Reise zu Ende. Für mich ging es um 22 Uhr dann Richtung Thailand, während in einem anderen Flieger zwei AFS Freiwillige zurück nach Malaysia flogen.

Mittwoch. Ankunft am Flughafen in Bangkok um 0:30 Uhr. Nun kam der spannende Teil, vor dem ich etwas Bedenken hatte. Es ist nicht gerade leicht ein Hostel zu finden, dass auch noch einen Check In um 1 Uhr nachts oder sogar später anbietet. Glücklicherweise hatte mein Hostel mir einen Türcode geschickt und ich konnte noch ein paar Stunden schlafen und mich entspannen, dass alles geklappt hatte. Da ich in Malaysia mittlerweile schon ohne Wecker um 7 Uhr aufwache und Thailand eine Stunde später ist als Malaysia war ich allerdings um 6 Uhr schon wieder wach. Da mein Plan aber war gegen 8 Uhr loszugehen blieb mir noch etwas Zeit zum Schlafen. Das erste Ziel war morgens der Königspalast. Dieser ist wohl ein Muss für jeden Tourist wenn man in Bangkok ist. Es zahlte sich aus, dass ich mich früh auf den Weg gemacht hatte, denn so waren die Menschenmassen noch erträglich. Was man dann in dem großen Palast sieht verschlägt einem kurz die Sprache. Man kann auf Bildern nicht festhalten wie viel das Auge auf einmal sieht. So viel Prunk, so viele kleine Details, so viele Touristen. Es ist schwer in Worte zu fassen welchen Eindruck der Palast bei mir hinterlassen hat. Ich würde sagen, man sollte schon auf jeden Fall die 13€ investieren, denn man bekommt so viel geboten, dass man sich auf jeden Fall Stunden aufhalten kann. Nach meinem langen und ausgiebigen Besuch wollte ich die Straße weiter Richtung Wat Arun laufen, doch ein freundlicher Mann erklärte mir, dass ich lieber in der Abendsonne den Tempel besuchen sollte. Stattdessen schlug er mir eine Tour zum stehenden Buddha vor, bei der noch andere Tempel besucht werden. Ich ließ mich darauf ein und stieg ins Tuk-Tuk. Es ist echt interessant zu sehen, dass diese Gefährte sich von Land zu Land unterscheiden. So habe ich auf den Philippinen oder in Kambodscha ganz andere Modelle gesehen. Durch den Stadtverkehr von Bangkok kamen wir zu dem Buddha und ich musste enttäuscht feststellen, dass dieser eingerüstet war. Davon hatte der Mann nichts gesagt. Doch wenn man schon mal da ist macht man auch davon ein Bild. Sieht zwar nicht ganz so schön aus aber für eine Erinnerung ist es wohl gut genug. Bevor wir allerdings den nächsten Tempel erreichten wurde ich an einem Geschäft abgeladen um einen maßgeschneiderten Anzug zu erwerben. Doch sowohl der Verkäufer als auch ich waren uns recht schnell einig, dass ich wieder zu meinem Tuk-Tuk zurückkehren und keine Zeit verschwenden sollte. Nach einem weiteren Tempel, den ich im Nachhinein nicht mehr benennen kann lud mich der Tuk-Tuk-Fahrer bei Wat Pho ab. Die Attraktion dieser Tempelanlage ist die 46 Meter lange und 15 Meter hohe vergoldete liegende Buddha-Statue. Man fühlt sich unglaublich klein, wenn man neben dieser imposanten Statue steht. Doch Wat Pho hat noch mehr zu bieten. Neben zahlreichen Pagoden gibt es hier auch die renommierte Massageschule. Doch dafür blieb mir keine Zeit. Ich musste WiFi finden, um nach gut 20 Stunden mal wieder zu checken wie der weitere Abend sich gestalten würde. Glücklicherweise bieten große Fast Food Ketten so ein freies W-LAN an und ich konnte meine Tour durch die Stadt fortsetzen. Durch die Straßen von Chinatown gelangte ich zu dem chinesischen Tor, an dem Sebastian wartete. Zwei Menschen, die in Deutschland gerade einmal knapp 4 Kilometer auseinander wohnen treffen sich knapp 9.000 Kilometer entfernt in Bangkok. Gemeinsam gingen wir in eines der bekanntesten Seafood Restaurants der Stadt. Wie schön öfters machte ich die Erfahrung, dass diese nicht unbedingt auch nobel sein können. Es gibt sogar einen Straßenstand, der einen Stern besitzt, also nie nur nach dem Äußeren beurteilen. Während des Essens erzählten wir uns beide gegenseitig von unseren Erfahrungen in unseren Gastländern und fanden dort einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Nach dem Essen ließen wir den Abend noch in einer Bar bei einem Drink im Bambusrohr ausklingen.

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Donnerstag. Meine Pläne für diesen Tag waren nicht sehr groß, was eventuell auch schon den vorausgegangenen Tagen geschuldet war. Doch um erst einmal in die Stadt zu kommen musste ich ein Wassertaxi nehmen. Eine sehr schöne Erfahrung in den Kanälen von Bangkok mit einem Langboot zu fahren, denn ich war auch der einzige Ausländer auf diesem Taxi. Die letzte Haltestelle war genau bei meinem ersten Ziel für heute: der Golden Mount Temple. An diesem kann man außen über Stufen hochlaufen und dann einen guten Überblick über Bangkok bekommen. Doch bis ganz nach oben kam ich erst einmal nicht, denn es fing an in Strömen zu regnen. Deswegen war ein Café mein Unterschlupf für den kurzen Schauer. Nach einer halben Stunde schien jedoch die Sonne wieder und ich konnte den Ausblick von oben genießen. Der Regen hatte jedoch dafür gesorgt, dass es noch schwüler in der Metropole wurde. Nach dem Panorama auf dem Tempel ging ich weiter durch die Stadt der Engel wie Bangkok übersetzt heißt. Dabei fiel mir auf wie stark die Thais ihren König verehren. Während in Malaysia auch fast überall Bilder von ihm hängen sieht man in Bangkok große Straßenschilder oder ganze Hochhausfassaden mit dem Bildnis des jetzigen Königs oder des sehr geschätzten verstorbenen Königs. Könnte sich jemand vorstellen, dass die Queen oder unser Bundespräsidenten auf einem ganzen Hochhaus zu sehen ist? Eher unwahrscheinlich. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf erreichte ich die Touristenstraße Bangkoks, die Khao San Road. Am Tag vielleicht nicht ganz so spannend wie am Abend und deswegen entschied ich mich nach relativ kurzer Zeit weiterzugehen. So langsam schlich sich bei mir ein Gefühl ein, dass ich schon aus Angkor kannte, Temple fatigue. Das bedeutet, dass man irgendwann genug Tempel gesehen hat und nicht mehr so interessiert an einem weiteren ist. So ging es mir auch und ich wollte eigentlich nur noch einen Tempel sehen, dessen Besonderheit ein Echtgold-Buddha ist. Doch danach sollte Schluss sein mit Tempeln. Ich ließ mich lieber noch etwas durch die Altstadt treiben und besuchte Chinatown und den Blumenmarkt. Nach Hong Kong war es etwas überraschend die günstigen Preise wieder zu sehen und ich fragte mich wieder einmal wie da noch Gewinn abspringen sollte. So langsam näherte sich der Sonnenuntergang und es gab doch noch einen Tempel, den ich vergessen hatte. Wat Arun, zu dem ich ja gestern schon wollte war meine Abendbeschäftigung und obwohl es der Tempel der Morgenröte ist, wirkte er in dem Licht der sinkenden Sonne fast besser. Neben dem Tempel war ich aber auch von dem Ausblick über den Fluss fasziniert. Relativ nahe konnte man den Königspalast und Wat Pho sehen. Da der Fluss sonst sehr schwer zu erreichen ist blieb ich hier auch noch einige Zeit bevor ich mich nochmals zu der Khao San Road aufmachte. Das Bild nun war doch anders. Die Anzahl der Stände in der Straße ohne Autos hatte nochmals zugenommen und neben Essen waren, die typischen Artikel eines Nachtmarkts zu erwerben. In diesem Trubel verbrachte ich meinem Abend und aß auch das berühmte Pad Thai.

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Freitag. Kaum angekommen hieß es heute schon wieder Abschied aus Bangkok zu nehmen. Doch bevor es soweit war gab es noch eine versteckte Attraktion von Bangkok, die ich unbedingt besuchen wollte. Mit dem Wassertaxi ging es dieses Mal für mich in die andere Richtung bis zur Endstation. Da der Ort, den ich besuchen wollte, schon in den Vororten von Bangkok liegt dauerte die Bootsfahrt auch dementsprechend lange und ich überlegte mir ob es tatsächlich eine so gute Idee gewesen war am Tag des Abflugs nochmal so weit sich von meinem Hostel zu entfernen. Nach einer Stunde Wassertaxi erreichte ich dann die Endstation und nach gut 10 Minuten Fußmarsch sah ich mein Ziel. Eine Boeing 747 mitten auf einem offenen Feld. Kein Flugplatz, keine Landebahn, nichts. Einfach nur ein offenes Feld auf dem Flugzeugwracks liegen. Herzlich willkommen auf dem Flughafen Friedhof von Bangkok. Ich habe mich vor meinem Besuch etwas im Internet über diesen Ort informiert und das spannende ist, dass niemand so wirklich weiß wie diese Flugzeuge hierher gekommen sind. Eine Familie hat jedoch diesen Ort für sich genutzt und verlangt nun Eintritt für die Besichtigung der Wracks. Glücklicherweise wurde ich hereingelassen und musste auch den geringen Preis zahlen. Ich hatte gelesen, dass es auch Tage gibt, an denen eine Besichtigung nicht möglich ist, doch ich hatte eben Glück. Die Kulisse, die sich einem bietet ist wirklich surreal. Ohne irgendwelche Erklärungen gibt es hier einen Flugzeugteile, die zwar ausgeschlachtet sind, aber so aussehen, als wären sie hier abgestürzt. Man kann sich in das Cockpit setzen, alle drei Etagen der 747 erkunden oder auf Flügeln laufen. Ich weiß nicht wie viele Orte dieser Art es in der Welt gibt und ich kann es wirklich schwer in Worte fassen, was ich dort gesehen habe. Vollkommen überwältig und mit einigen Bildern im Gepäck machte ich mich auf den Weg zurück, denn ich wollte den Stau in den Straßen Bangkoks nicht unterschätzen. Eine gute Entscheidung wie sich später zeigen sollte, aber ich kam mit genug Zeit an meinem Gate an. Doch auf einmal ging der Feueralarm an. Da aber niemand von uns Feuer oder Qualm sah blieben alle ruhig sitzen und warteten gespannt ab. Nach einigen Minuten hörten wir auch die Feuerwehr vorbeifahren, aber scheinbar war es nichts großes, denn kurz darauf verstummt der Feueralarm und ich konnte ohne große Verzögerung ins Flugzeug steigen. Eine bizarre Situation, wenn man wenige Stunden zuvor in einem Wrack am Boden saß und dort gesehen hat wie so ein Absturz aussehen könnte. Doch ohne Probleme erreichte ich nach gut einer Woche wieder den Flughafen von Penang und war froh wieder ins PCH zu fahren.

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Samstag. Nach 7 Tagen reisen war gestern einfach nur entspannen angesagt. Nachdem ich die Bilder von meiner Kamera gezogen hatte und den Inhalt meines Rucksacks geleert hatte traf ich mich mit den anderen Freiwilligen zu Roti Pisang essen. Nach dem Mittagessen machte ich mich an das schreiben dieses Beitrags und resümierte dabei auch meine Woche. Doch viel mehr passierte an diesem Tag nicht.

Sonntag. Heute stand mein farewell lunch an. Das Mittagessen mit dem regionalen AFS Chapter fand in einem Hotelrestaurant statt und war für uns das letzte Mal, dass wir unsere Bahasa Lehrerin sahen oder auch andere Personen, die für uns während des Jahres gesorgt hatten. Mit Dankesworten und einem guten Essen wurden wir offiziell verabschiedet und uns wurde der Auftrag erteil Werbung für AFS Malaysia zu machen. Eine komische Situation, denn wir sind noch über einen Monat hier und werden auch sicher noch das ein oder andere erleben. Doch statt großer Sentimentalität überwog die Freude bei diesem Essen. Auch aus dem Grund, dass meine Chefin an demEssen teilnehmen konnte und wir so uns auch ein Bild von den anderen machen konnten. Nach über drei Stunden verabschiedeten wir uns und verbrachten den Nachmittag auf dem Pop Up Market des Hin Bus Depots. Diese lockere Atmosphäre hier auf diesem Markt werde ich wohl auch vermissen, doch für mich stand heute noch ein letzter Termin an. Ich hatte mich mit meiner anderen Chefin dazu verabredet indische Kleidung zu kaufen. Eigentlich hatte ich mit einem längeren Einkauf gerechnet, aber nach gut einer Viertelstunde waren wir wieder erfolgreich aus der Straße. Das was diese Woche abrundete war dann noch unser Abendessen, bei dem ich Kutta Parotha zum ersten Mal probierte und auch hier realisierte, dass ich längst noch nicht alles kenne. Überglücklich aber auch etwas erschöpft geht somit für mich diese Woche zu Ende und ich bin bereit für eine neue Woche.

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