Der korsische Schatz

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Niemand weiß, wer sich im 3. Jahrhundert n. Chr. auf dieses römische Schiff begab und damit den Golf von Genua verließ. Auch das Ziel ist unbekannt. Was man heute aber weiß, es war beladen mit unermesslich wertvoller Fracht. Die Person, die, so nimmt man an, der römischen Elite angehört hat, wollte die Güter (und sich selbst) vermutlich in Sicherheit bringen, denn das Reich befand sich in einer schweren Krise. In jener turbulenten Zeit waren die Grenzen Roms unsicher geworden. Von allen Seiten drohten Einfälle von Barbaren, es kam zu Aufständen und bewaffneten Revolten. Kaiser kamen und gingen. Gegenkaiser wurden ausgerufen und so drohte das Imperium auch von innen zu zerbrechen.

Das Schiff erreichte wohl sein Ziel nicht und wurde nie gefunden, auch wenn 1985 ein Taucher in der Bucht von Lava vor Korsika eine Goldmünze vom Grund des Meeres hob und damit eine Geschichte zu schreiben begann, die alles liefern wird, was ein waschechter Kriminalfall zu bieten hat. Der Taucher zeigte den Fund einem Freund, aber auch der konnte nicht sagen, worum es sich handelt. Man hielt sich bedeckt, wollte erst recherchieren und fand heraus, das man eine altrömische Goldmünze fand. Nun packte die beiden das Schatzfieber! Die folgenden Wochen verbrachten sie damit, im Verborgenen nach weiteren Münzen zu tauchen und förderten hundert weitere davon zu tage.

Sie waren nicht gewillt, ihren Fund den Behörden mitzuteilen und verkauften zunächst einige unter Hand. Aufgrund des unerwarteten Geldsegens wurden sie immer unvorsichtiger, wagten sich weiter und weiter in den Schwarzmarkt hinein, bis hin zu einem bekannten Münzhändler in Paris, der ihnen große Summen für ihre Funde zu zahlen gewillt war, ohne groß Fragen zu stellen. Darunter das einzige Exemplar einer Quintillus-Münze!

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Über den römischen Kaiser Quintillus ist nicht sehr viel bekannt. Das mag daran liegen, das er nur Tage oder wenige Monate (niemand weiß das genau) an der Macht gewesen ist. Nicht viel Zeit, um sein Konterfei auf Münzen prägen zu lassen. Das überhaupt ein Exemplar dieser Aurei die Zeit überdauert hat, schien undenkbar und quasi ausgeschlossen, geschweige denn, das es überhaupt einen Aureus mit dem Abbild des Quintillus gegeben hat.

Weil die Taucher ob ihres neuen Reichtums mit dem Geld nur so um sich warfen, sprach sich die Sache herum. Weitere kamen hinzu. Korsika im Schatzfieber! Noch immer war die Sache nicht aufgeflogen. Erst als die Gier den Glücksrittern den Kopf verdreht hatte und sie sich auf Anraten eines Händlers auf eine öffentliche Auktion einließen, wendete sich das Blatt. Die Zeitung wurde auf die Auktion aufmerksam und berichtete über den Fall. Es folgte eine Kettenreaktion, die über die Behörden und polizeiliche Ermittlungen letztlich in einer Staatsaffäre gipfeln sollte. Der Verkauf der Münzen wurde gestoppt und die Stücke konfisziert. Was heutzutage über diesen Fall bekannt ist, darüber gibt eine sehr empfehlenswerte Dokumentation Auskunft, die 2014 auf ARTE ausgestrahlt wurde. Aber Achtung, gute 50 Minuten Zeit solltet ihr dafür schon übrig haben. Langweilig wird es nicht.

Nach all dem Schaden, den die Schatztaucher angerichtet haben, kann man von großem Glück sprechen, dass wenigstens einige Münzen sichergestellt werden konnten, auch wenn jede archäologische Untersuchung zu Ort und Lage des Fundes unmöglich gemacht worden ist. Der Fall wird vermutlich immer wieder von sich Reden machen. So wurden erst 2010 weitere Objekte aus dem Schatz sichergestellt. Viele Fragen sind noch offen...

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