Steemen mit Niveau und Freude - Gedanken zur Steemit-Netiquette, zur Öffentlichkeitsarbeit für Steemit und zum Missbrauch des Wörtchens Wissenschaft

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Gestern war für mich der bisher düsterste Tag im Steemit-Universum. Aber heute lacht wieder die Sonne!

Keine feine Resonanz

Jetzt erzähle ich euch mal, welche Laus mir über die Leber gelaufen ist. Eigentlich waren es mehrere Läuse. Ein Unglück kommt selten allein.

Mein Beitrag über das Phänomen „Sehen ohne Augen“ wurde von einem mir bislang unbekannten Kommentator (zur Zeit wird seine Reputation mit 41 angezeigt) in einem recht untergriffigen Stil niedergemacht, und das gleich mit zwei Kommentaren.

Just am selben Tag handelte ich mir als Kommentatorin zu einem Beitrag über das Zähneputzen eine ziemlich unfreundliche Antwort ein (beides zufällig Gesundheitsthemen mit wissenschaftlichem Background). Ich wollte mit Links Ergänzungen zum Artikel eines Herren mit derzeit Reputation 47 bringen, doch das kam gar nicht gut an.

Beides wäre im Fall von Neugier ganz leicht nachzulesen, aber schade, liebe Steemians, um die Liebesmüh', daher auch Verweise nur auf Anfrage. Hier geht's mir nur um die Lehren, die daraus zu ziehen sind.

Nachdem ich mich mit diesen deutschen Herren unnötigerweise noch ein Weilchen auseinandergesetzt hatte, blieb ich für den Rest des Abends verstimmt und hatte zu tun, um wieder in einen guten Zustand zu kommen.

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Intuition als „Eso-Kram“

Die Enttäuschung saß diesmal so tief weil ich auf meinen Artikel eher mit sehr positiven Reaktionen gerechnet hatte. Er enthält neue Aspekte, die gut als Denkanstöße für eine neue Lebensweise geeignet sind, anknüpfend an ein einen Vortrag und an eine Lernmethode wurden völlig zu Unrecht dem „Eso-Kram“ zugeordnet.

Da bin ich aber wirklich allergisch. Demzufolge wären auch Teilchenbeschleuniger oder Mentaltraining, Pflanzenkommunikation oder die „innere Uhr“ Eso-Kram.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie vor einigen Jahren noch Wünschelrutengänger bei uns milde belächelt und als Spinner abgetan wurden. Heute nennt sich das Radiästhesie und ist aus der Baubiologie nicht mehr wegzudenken.

Homöopathie wird heute noch lächerlich gemacht. Da ändern auch Doppelblindtests nichts daran und die Tatsache, dass man hervorragende Ergebnisse bei Tieren erzielt. Placebowirkung bei Pferden, also bitte!

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Wissenschaft sollte offen sein

In meiner mehr als zehnjährigen Studienzeit (die Oberstufe in der Mittelschule mitgerechnet, in der ich mich sehr mit Natur- und Geisteswissenschaften befasste, auch in meiner Freizeit, sprich nachts) gefiel mir an der sogenannten Wissenschaft ganz besonders das Erforschen und Entdecken von Neuland. Ich konnte mich endlos an Hypothesen und Theorien delektieren und übte mich darin, meine eigenen aufzustellen.

Mein Bild von Wissenschaft und Forschung ist bis heute, dass man nicht nur in alten Büchern wühlt und frühere Erkenntnisse wiederkäut, sondern neugierig bleibt.

Was sind das bitte für Wissenschaftler, die auf neue Aspekt kontern: „Das steht noch in keinem Buch! Das muss erst einmal bewiesen werden!“ Und statt selbst zu forschen und zu hinterfragen, ob das nicht etwas wäre, das unser bisheriges Weltbild erweitern könnte, wird man fast kriminalisiert.

Ja, das sei von einer nicht zitierfähigen Quelle, die wollen nur ein Geschäft machen, da hat schon einmal was nicht gestimmt...

Im konkreten Fall hätte ich recherchieren müssen, meine Fachbücber ausgraben, die zitierten Textquellen hinterfragen, neue Zitate liefern, möglicherweise selbst eine wissenschaftliche Abhandlung schreiben.Wer erteilt mir den Forschungsauftrag und bezahlt mich?

Ich hoffe, es ist verständlich, was ich damit meine. Ich deklariere mich als Kulturjournalistin und berichte von neuen Trends. Soll ich nun Wochen für jeden Artikel recherchieren, und vielleicht auch für die Kommentare?

(Nun kann ich mir aber auch ausmalen, dass wiederholtes Empfangen unfreundlicher Kommentare bewirken kann, dass man lieber nichts mehr sagt, sondern lieber weiterzieht. Oder gar komplett die Freude verliert.)

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Wo ist die gesunde Neugier geblieben?

Sollte es nicht vielmehr Aufgabe für Wissenschaftler und Forscher sein, die für sie erstaunliche Berichte lesen, der Sache auf den Grund zu gehen? Einen Berichterstatter zu beschimpfen, zeugt von einer Krämerseele.

Die Offenheit und Bereitschaft, sich mit Tatsachen auseinander zu setzen, die ins bisherige Weltbild nicht passen, hingegen von echtem Forschergeist.

Wenn ich ein waschechter Wissenschafter bin, bedanke ich mich also für einen solchen neuen Hinweis und gehe der Sache nach, aber nehme nicht den Berichterstatter oder Kommentator ins Kreuzverhör.

Ich würde mir als Gelehrter sagen: Wenn das so ist (= dies und jenes Phänomen existiert), dann stimmen meine bisherigen Parameter nicht - oder nur teilweise (in einem bestimmten Bezugsrahmen).

Man hüte sich generell vor einer einseitigen Betrachtungsweise. So kann die westliche Medizin von der östlichen viel lernen und umgekehrt. Fachübergreifene Betrachtungen und vergleichende Studien können sehr nachteilig für Borniertheit sein.

Man sollte nicht nur vom „über den Tellerrand schauen“ reden (das ist ja heutzutage gerade hip!), sondern es auch leben!

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Schade um die Energie

Solche Geplänkel sind einfach energieraubend, daran ist nicht zu rütteln. Ich antwortete ausnahmsweise, ausführlich noch dazu, habe aber künftig nicht die Absicht, auf Kommentare zu antworten, die nicht einmal ein Minimum an Höflichkeit aufweisen.

Einen Moment dachte ich, nun bin ich auf Sola (sola.ai)! Auf dem Sola der Vormonate wohlgemerkt, denn inzwischen lief eine große „Säuberungsaktion“ auf Sola, an der ich mich beteiligt hatte.
Zu meiner Freude ist das Niveau auf Sola nun deutlich gestiegen und es macht wieder viel Spass, dabei zu sein.

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(Ich berichtete in einem Erfahrungsbericht https://steemit.com/deutsch/@martinamartini/sol-und-sola-pro-und-kontra-nach-zwei-turbulenten-monaten von allerlei Wildwuchs auf dieser etwas anderen Blockchain-Plattform, unter anderem schilderte ich, dass einige deutschsprachige Solaner durch Sarkasmus und ätzende Kritik auffielen, ziemlich negative Stimmung verbreiteten und Sola einigen Usern verleideten.)

Wenn mehrere unangenehme Erlebnisse zusammentreffen, ist es Zeit zum Nachdenken. Bin ich in ein falsches Fahrwasser geraten? Warum ziehe ich solche Leute an? Soll ich's lassen? Die Finger von solchen Themen lassen? Pause machen?

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Selbsthilfe

Auf der Suche nach Trost und Ablenkung las ich einen neuen motivierenden Artikel von @dobartim, kommentierte, öffnete seinen Discord Kanal (@dobartim ist Gründer der Steemit School) und entschloss mich, dort beim Voice Chat mitzuhören. Selbst dieser Chat hatte an diesem Abend seine Macken. Nach allerlei Probieren konnte ich alle Aktiven hören.

Apropos dieser Post von @dobartim. Dieser strotzt nur so vor Elan, Begeisterung für Steemit, gutem Inhalt und stimmiger Motivationsarbeit. Dann sah ich mir die Kommentare dazu an und fühlte mich getröstet! Balsam auf meine Wunden! So viel Spam und Schwachsinn auf einen Haufen!

Man kann mit Herzblut und Esprit schreiben, was das Zeug hält, gegen Primitivität ist kein Kraut gewachsen.

Nach und nach erhöhte sich mein Energielevel wieder. Es tat so gut, diese Stimmen aus aller Welt zu hören. Es war ein sehr konstruktiver Chat für Neulinge zum Thema Bildgestaltung.

Ein Blick auf meine Replies richtete mich wieder auf. Da fand sich netter Dank für einige Kommentare und sonstiges positives Feedback.

Überschlafen hab' ich's jetzt auch. Heute sieht der Tag schon wieder anders aus. Kaum zu glaube, dass ich am Vorabend fast eine Notfallsnummer gebraucht hätte, weil das noch frische Sola-Trauma ja auch noch hochkam.

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Imageschaden für Steemit

Im Kopf kreisen auch jetzt noch ein paar Gedanken. Da würde ich zu gerne eure Meinung dazu vernehmen.

Menschen, die bemühte Beiträge und Kommentare nicht wertschätzen, verhalten sich meines Erachtens nicht gemäß der Steemit-Netikette, hervrragend überstzt von @leroy.linientreu
(https://steemit.com/deutsch/@leroy.linientreu/vollstaendige-steem-netiquette-auf-deutsch).

Steemit wird wegen seiner gepflegten Gesprächskultur, der herrschenden Kollegialität und Hilfsbereitschaft und wegen des rücksichtsvollen Umgangs miteinander geschätzt.

Je besser Steemit ist, desto mehr steigt es auch an Wert in der Öffentlichkeit.

Unfreundliches oder gar untergriffiges Verhalten ist meines Erachtens nicht nur ein No-Go unter SteemianerInnen, sondern auch imageschädigend für die gesamte Plattform und schadet daher uns allen.

Wie also verhalten?

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Gelbe Karte, rote Karte...?

Mehr als ignorieren kann man solche Missetäter aber nicht. Ein Ordnungsruf? Was gibt es, um einen Verweis auszusprechen? Brauchen wir Ordnungshüter? Mediatoren? Oder gar Schiedsrichter?

Sollen wir einen Freund oder eine “Graue Eminenz“ zu Hilfe rufen, wenn es unfair auf dem Platz zugeht?

Flaggen ist, so wie es konstruiert ist, definitiv kein Mittel der Wahl, selbst bei groben Verstößen... Sozusagen die „rote Karte“ auf Steemit, aber was genau ist die „gelbe“?

Was tun, um Leute zu einem freundlichen Verhalten und zu einer taktvollen Ausdrucksweise zu bewegen, die dies noch nicht gelernt haben?

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Steemit, ein neues Facebook?

Im ersten Schock dachte ich, dass Steemit nun auf dem Weg ist, ein anderes Facebook zu werden. Denn auch dort eckte ich mit informativen Beiträgen von Jahr zu Jahr mehr und mehr an (sollte wohl auch mal einige Leute„entfrienden“).

Aber auch andere Facebook-User machten diese Erfahrung. Das Niveau auf Facebook verschlechtert sich im Lauf der Jahre beängstigend.

Die Herzen fliegen mir auf Facebook zu, wenn ich ein Blümchen oder ein Tierchen poste, ein Wölkchen oder eine lieblichen Sonnenuntergang.

Sollte ich es etwa auf Steemit künftig auch so halten?
Doch was für einen Sinn hätte das? Da kann ich genauso zu Hause sitzen und Spitzendeckchen stricken wie meine Ahninnen. Das kann es doch nicht sein!

SOS-Line

Es wäre schön gewesen, wenn mir in dieser Situation ein Mentor zu Hilfe geeilt wäre. Beinahe hätte ich im Channel Steemit-Austria einen Hilferuf gepostet: „Ich fühle mich grauslich! Ist da jemand?“ In solchen Situationen ist es einfach nicht gut, allein zu sein.

Bei einer solchen Lappalie, denkt ihr womöglich. Nein, nein, ich habe vorher schon auch Unschönes auf Steemit miterlebt und war alarmiert.

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Sie werden ignoriert...

Ja ich bleibe dran. Aber vielleicht versteht ihr, dass mir meine kindliche Freude darüber, Teil eines einzigartigen Forums zu sein, ein bisschen genommen wurde und dass es ein Weilchen brauchen wird, bis ich mich wieder von Herzen gern ans Werk mache oder gar vor Begeisterung sprühe.

Meinen Qualitätsstandard möchte ich halten und natürlich noch steigern.

Aber ich werde mich von energieraubenden Auseinandersetzungen fernhalten, auch wenn man mich deshalb rügt. Ich hab's wirklich nicht nötig.

Wenn mir wieder solche Ungustln begegnen, werde ich mich halt an eins meiner Standardsprüchlein denken: „Was kümmert's den Mond, wenn die Hunde bellen?“

Themen, auf die sich Lästermäuler stürzen könnten, werde ich mir gut überlegen. Nun, das könnte ja auch wieder eins sein. Aber einmal riskiere ich's noch.

Hoffentlich kann ich mit diesem Erlebnisbericht ein Nachdenken darüber in Gang bringen, wie man mit unkollegialen Steemianern umgehen soll und wie wir für ein ungetrübtes Niveau auf Steemit sorgen können.

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Design by @coneptgarage

Die Fotografien stammen alle von Fahrten und Spaziergängen von mir in letzter Zeit.

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