18. Februar bis 24. Februar - Wochenrückblick in eigener Sache

Da dem Rückblick oft der Hauch von Melancholie anhaftet oder eine Prise Wehmut beigegeben wird, dachte ich mir, heute auf solche Zutaten ganz zu verzichten und mich ganz an die verkorkste Realität zu klammern, in der übrigens die Satire geboren wurde!

Willkommen zum BRenNgLAS-Wochenrückblick!

Für die heutige Ausgabe nehme ich, neben dem handelsüblichen Bürokraten, eine Berufsgruppe unter die Lupe, die mit Paragrafen zu jonglieren weiß, liebend gerne in schwarze Roben schlüpft und ganz nebenbei als der Hauptverursacher von Gallensteinen, Magengeschwüren und Brechreiz bekannt ist. Das gemeine Pack der Juristen. Im Volksmund auch bekannt als der hinterlistige Rechtsverdreher.
Doch bevor ich diesen Knalltüten die Luft ablasse, werfen wir gemeinsam einen Blick auf das, was das Magazin in dieser Woche sonst noch auf Lager hat.

Inhaltsverzeichnis:

  • Ohne viel Vorgeplänkel starten wir mit einem Ausflug über die riesige Weide, auf der die Paragrafenreiter ihre Gäule satteln und betreten die Amtsstuben, in denen der auf der (von Spitzfindigkeit geprägten) Landschaft produzierte Mist an den Bürger weitergereicht wird.
  • Mit dem heutigen Buchtipp begeben wir uns in das Wirrwarr von Gefühlen und Fragen, das sich automatisch auftut, wenn sich nach vielen Jahren über all das Zweifel auftun, was an Zwischenmenschlichkeit so durchlebt wurde.
  • Musikalisch bewegen wir uns zwischen der Insel, welche deren Bewohner gerade versuchen noch weiter vom Festland wegzuschieben, aber die Gebrauchsanweisung nicht richtig gelesen haben und dem Land, dass sich auch gegen seine Nachbarn mit einer Mauer abzuschotten versucht - mit ähnlichem Erfolg wie die Insulaner. Kein Wunder, wenn dann der musikalische Poet sehr politisch wird.
  • Mit welchen Themen sich dir Kurzmeldungen beschäftigen werden, steht im Augenblick noch nicht fest. Daran wird wohl bis zur letzten Sekunde mit heißer Nadel gestrickt.
  • Der Hinweis auf all das, was neben dem BRenNgLAS noch Aufmerksamkeit verdient haben könnte, folgt dann gleich im Anschluss.
  • Unsere gemeinsame Hoffnung auf ein faires Miteinander hat @altobee in eine sehr gelungene Grafik verpackt, die ihren festen Platz im Rückblick hat.
  • Wie immer, fügt sich das Impressum als Schlusspunkt ein.
  • Dann möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ab dieser Ausgabe der BRenNgLAS-Wochenrückblick, neben vielen anderen, sehr guten Beiträgen, auch unter dem Hashtag #sonntagspredigt abrufbar sein wird.

Gute Unterhaltung und jede Menge Lesespaß!

Der längst fällige Rückschnitt

Wagt man einen genaueren Blick auf eine ganze Berufsgruppe und deren nahezu willfährigen Handlanger, türmen sich sofort Fragen auf, wie der Beitrag überhaupt betitelt werden soll.
Da kämen infrage Notorische Besserwisser in ihrer Welt fernab der Realität bis hin zu Die wundersame Vermehrung großmäuliger Vollidioten. Dass es dann doch ganz anders kam, hat viel mit der Tätigkeit zu tun, mit der ich während der letzten Tage in der freien Natur beschäftigt bin, gepaart mit meiner nicht abschaltbaren Nachdenklichkeit.

Der Rückschnitt der Weinreben ist wahrhaftig keine Arbeit, die mich körperlich sonderlich belastet, eher sind es Routine, Weitsicht und eine scharfe Schere, die gefragt sind. Da verwundert es kaum, dass nebenbei viel Zeit vorhanden ist, zum geistigen Aufarbeiten des Ballastes, der sich in den letzten Wochen im Kopf angesammelt hat und zufälligerweise kann dabei ein nicht unbeträchtlicher Teil Bockmist dem Verhalten, bzw. der Arbeit von Juristen zugeordnet werden.

Ein unübersehbarer Haufen hinterließ der Rammler im Namen des Gesetzes, der nicht die Finger von seiner weiblichen Klientel lassen konnte, während ich den, der nicht das 2. Staatsexamen schaffte und nur mit viel Vitamin B bei einer Versicherung unterkam, aber dort die Kunden bis aufs Blut malträtiert, von mir bei den kleinen Pissern abgestellt wird. Doch die bei weitem dicksten Haufen hinterlassen die aufgeplusterten, überbezahlten Vollstreckungsfetischisten, deren berufliches Highlight darin besteht, mit der rechten Hand den Mahnbescheid zu unterschreiben und sich gleichzeitig mit der linken einen von der Palme schütteln. Für diese Sorte juristisch verseuchter Individuen hat die Deutsche Telekom ganz offensichtlich einen extra großen Schweinetrog bereitgestellt.

Mein Kampf gegen diese Hydra ist inzwischen bereits legendär - auch in der kroatischen Rechtssprechung.
Kurze Zusammenfassung: Ich überweise meine monatliche Rechnung, bekomme aber trotzdem einen Monat später eine Mahnung. Daraufhin reiche ich eine Kopie der bezahlten Rechnung ein. Die Antwort ist ein Paradebeispiel an juristischer Logik. Ja, die Überweisung sei getätigt worden, jedoch auf einem falschen Konto gelandet. Anstatt intern umzubuchen, bekam ich folgenden Mahnbescheid: Eine erneute Überweisung sei notwendig, erst dann könne der andere Vorgang revidiert werden. Meine Reaktion gipfelte in der Botschaft, wenn ich unbedingt verarscht werden möchte, bekomme ich das selbst gut auf die Reihe. Eine Hilfestellung der Deutschen Telekom sei daher nicht notwendig. Das schien das Startsignal für die Haie in der schwarzen Robe.

Nur ganz nebenbei bemerkt. Das Verfahren beschäftigt seit mehr als zwei Jahren kroatische Gerichte. Kein Richter hatte bisher den Mumm diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.

Ein guter Grund das Wachstum des Monsters stark einzudämmen

Siehe da und gerade jetzt liegt dieser Beitrag aus Split auf meinem Schreibtisch.

Da die kroatischen Bürger mehr als sensibilisiert betreffend der Umsetzung beim Blockieren einer Bankverbindung oder der Stilllegung eines Telefonanschlusses sind, ist man sogar bereit die zugestellte Rechnung über 0,00 Kuna zu überweisen. So widerfahren letzten Monat einem Kunden der Deutschen Telekom.
Zum Glück, für mich als Zeitungsleser, handelt es sich bei diesem Telekom-Kunden um einen kroatischen Satiriker, der den darauf folgenden Dialog mit dem Angestellten der Postbank in Worten festhielt.

Einführend schilderte er:
Ich kam stolz wie Oskar auf das Postamt, um mein schwer verdientes Geld loszuwerden, bevor die Telekom mir den Anschluss stilllegt. Denn dann würden ja meine Probleme erst so richtig Fahrt aufnehmen. Mit allem mir anerzogenen Anstand habe ich dann den Postangestellten begrüßt.

  • Guten Tag, ich möchte gerne eine Rechnung bezahlen.
  • Dann reichen Sie mal rüber.
  • Hier, bitteschön.
  • Ich gehe stark davon aus, dass Sie mich verarschen wollen?
  • Ach du lieber Gott, so etwas käme mir nie in den Sinn! Aber steht jetzt hier, dass ich bis zu dem oder dem Datum die Rechnung bezahlt haben muss, oder nicht? Wenn Sie sich nun weigern die Überweisung zu tätigen, nehmen die da oben das zum Anlass, das Mahnverfahren einzuleiten und dann dürfen Sie dreimal raten, wer das dann bezahlen soll.
  • Aber Sie sehen doch selbst, dass hier 0,00 Kuna steht.
  • Das sieht aber scheinbar nicht jeder so.
  • Aber jeder, der gesunde Augen hat, muss das sehen!
  • Die, die mir die Rechnung geschickt haben, anscheinend nicht.
  • Moment mal, vielleicht müssen die Ihnen das wirklich so schicken? Ich meine wegen interner Überprüfungen.
  • Dann hauen Sie endlich den Stempel da drauf, damit die sehen, dass ich bezahlt habe.
  • (Der Beamte gelangt an seine Grenzen und macht das, was die Vorschrift ihm rät. Er ruft lauthals nach seinem Vorgesetzten.) Cheeeeef!!!!

Jetzt reicht es endgültig - es bleibt nur noch die Kastration

Der Autor:

Julian Barnes

Julian Barnes, geboren 1946, ist Romanautor und hat 2011 für seinen Roman "Vom Ende einer Geschichte" den Man Booker Prize erhalten. Unter dem Pseudonym Dan Kavanagh hat Barnes auch Krimis geschrieben. Seine Eltern waren beide Franzöischlehrer und haben ihn mit ihrer Frankophilie angesteckt. Er ist ein Simenon-Liebhaber und greift in einigen seiner Romane Motive aus der französischen Literatur auf. Barnes lebt in London.

Das Buch:

Die einzige Geschichte

Der in die Jahre gekommene Paul Roberts will weder schwelgen noch trauern. Er will wissen, was war, mit ihm und der fast dreißig Jahre älteren Susan, als sie sich Mitte der 60er Jahre ineinander verliebten und auf eine kurze Spanne prickelnder Liebe ein langes, bitteres Ende folgte. Liest man das Buch, kommt es einem vor, als würde man einem guten Bekannten lauschen, der, von einer unvergesslichen Liebe beglückt und gequält, nach Antworten auf die noch nach Jahrzehnten ungelösten Fragen sucht.


Hejira - Thread of Gold

Hejira haben sich in London zusammengefunden. Durch den universellen in Umfang ihres Repertoires und ihrer Bühnen-Performance, ist Hejira eine Gruppe, die insbesondere von ihren starken Auftritten lebt. Die Band besticht mit tief greifenden Texten und extrem guten Musikern.


Fantastic Negrito - Please don’t be dead

Seine Songs erzählen die wahre Geschichte eines Musikers aus Oakland, der den Höhenflug eines Millionen-Dollar-Plattenvertrags erlebte und die Tiefpunkte eines fast tödlichen Autounfalls, der ihn im Koma liegen ließ und die Hand, mit der er Gitarre spielte, lange Zeit unbrauchbar machte. Nach dieser langen Zwangspause von der Musik setzt sich jedoch die Erfolgsstory weiter fort. Fantastic Negrito is back - und wie!


Gary Clark junior - This Land

Gary Clark junior ist ein amerikanischer Musiker und Schauspieler. Er lebt in Austin im US-Bundesstaat Texas. Nach eigener Aussage durch Blues, Jazz, Soul, Country und Hip-Hop beeinflusst, ist der verzerrte Gitarrenklang ein prägendes Merkmal seiner Musik.

Was mir sonst noch auffiel:

In einer der letzten Ausgaben des Rückblicks ging ich etwas intensiver auf das Thema Bundeswehr ein, das in den heutigen Tagen wohl nicht ohne die dort abgeschlossenen Beraterverträge auskommt. In diesem Zusammenhang stellte ich die Frage in den Raum, weshalb wir uns gut bezahlte Professoren an unseren Hochschulen leisten, die aber in solche Diskussionen nie einbeziehen und viel lieber auf das Urteil dubioser Lobbyisten setzen.

Was nämlich passiert, wenn die geistige Elite unterfordert in den Hörsälen dieser Welt lungert, verdeutlicht eine jetzt veröffentlichte Studie der University of Cambridge, in deren Verlauf der Frage nachgegangen wurde, ob der Volksmund mit der Behauptung recht hat: Wein auf Bier, das rat ich dir - Bier auf Wein, das lass sein.
Dabei hantierten die Wissenschaftler im Vorfeld mit unfassbar schwierigen Fragen. Eine kleine Auswahl gefällig? Bitte sehr: Wie stark müssen sich die Teilnehmer betrinken, damit die Studie aussagekräftige Ergebnisse liefert? Und welche Faktoren beeinflussen den Kater und müssen beim Studienaufbau berücksichtigt werden, damit die Ergebnisse valide sind? Gleichzeitig musste sichergestellt werden, dass der Versuch niemandem schadet. (Anmerkung des Redakteurs: Selten so gelacht!)

Alleine die Vorbereitung zu dieser Studie nahm 24 Monate in Anspruch. Jetzt mag der eine oder andere Hobby-Wissenschaftler mit Kneipenerfahrung sich hier in den Vordergrund drängen und dabei freche Behauptungen aufstellen, wie etwa: “Warum haben die Deppen nicht mich gefragt? Die Antwort hätte ich in 20 Sekunden liefern können.”
Mein Rat an alle passionierten Säufer: Klappe halten und das abwarten, was die Intelligenz ans Licht bringt. Außerdem werden die bezahlt, ob sie dabei was Sinnvolles zustande bringen oder nicht, das spielt letztendlich nur eine untergeordnete Rolle.

So richtig spannend wurde es jedoch erst nach diesen zwei Jahren des Brainstormings, dann nun musste das Vorhaben der Ethik-Kommission vorgelegt werden, die nicht nur das Okay verweigern, sondern auch die Geldschatulle mit mit den Steuergeldern verschlossen halten könnte. Das wäre natürlich nicht im Sinne der hoch-wissenschaftlichen Forschung gewesen. Also griff man in die Trickkiste.
Der Professor erklärt: "Für ein anderes Forschungsprojekt haben wir gesunden Menschen Leberproben entnommen", sagt Professor Hensel. "Das durchzubekommen war tatsächlich einfacher, als der Kommission zu erklären, warum es wichtig ist, dass sich eine Reihe Menschen im Dienste der Wissenschaft betrinkt, wenn auch unter kontrollierten Bedingungen."

Der Kommissionsdaumen reckte sich in die Höhe und der Geldverschwendung stand nichts mehr im Weg. Mit anderen Worten - die Sauferei auf Staatskosten konnte beginnen.
Doch noch immer war keine Antwort auf die entscheidende Frage gefunden, die da lautet:
Wie lässt sich ein Kater am besten oder überhaupt messen?
Letztendlich einigte man sich auf die Formel: 1,3 Liter Bier und 0,7 Liter Wein im Körper bringen nicht nur das Messgerät auf 1,1 Promille, sondern macht so manchen Probanden ziemlich wirr im Kopf. Kann das von euch jemand bestätigen? Ich kann mich nämlich nachher meist nicht mehr erinnern. Wem der Wein nicht in Menu gepasst hatte, der durfte sich auch 2,7 Liter Bier in die Rübe kippen. Das Resultat glich einem Ei wie dem anderen.

Jedenfalls wurden verschiedene Grüppchen gebildet, die mal so oder genau in der umgekehrten Reihenfolge saufen durften. Geöffnet wurden Lager-Bier und Weißwein.
Als die Bestände verbraucht waren (Bier, Wein, Versuchskaninchen) und alle Notizen von albanischen Leiharbeitern ausgewertet waren, konnte endlich das nach Gewissheit darbende, saufende Volk informiert werden.

Das überraschende Ergebnis:

Egal, mit was oder in welcher Reihenfolge du dich weg-beamst, das Material muss lediglich “sauber” sein, um möglichst das Kopfweh zu vermeiden. Im Vorteil sind jedoch die, die 1,1 Promille erst als Einstieg ins Kampftrinken ansehen. Wer jedoch nach 2,7 Liter Bier bereits die Kloschüssel umarmt, der sollte sich die Aspirin besser griffbereit halten.

Meine Meinung: So kann man Steuergelder auch vernichten!

Wer meiner Recherche keinen Glauben schenken mag, der darf sich hier vergewissern.
Quelle

In diesem Sinne verabschiedet sich

der Chefredakteur

Werbung in eigener Sache:

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Kurzgeschichten oder Ausflüge in die deutsche Sprache, dann wird man sicher fündig unter: #ganzwenigtext
Alte Ausgaben des Wochenrückblickes liegen hier: #wochenrueckblick
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