Mäx lernt schwimmen

Und wieder kein Welpe

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Nachdem unsere Yoda das Rudel im Mai für immer verlassen hat, waren wir uns schnell darüber einig, so rasch wie möglich einen neuen Gefährten für unsere große Nuka aufzunehmen. Einigkeit bestand auch darin, dass wir uns nach all den "Gebrauchthunden" aus teilweise widrigsten Verhältnissen mal einen Welpen verdient haben, den wir von Anfang an auf uns prägen können, ohne zuvor etliche traumatische Psychosen zu kurieren. Wir planten also keinen Sommerurlaub, sondern wollten uns in den Ferien voll und ganz der Hundeerziehung widmen. Nur - die Erziehung welchen Hundes? Wir wälzten die Seiten von Züchtern Weißer Schäferhunde, Labradore, Airdale-Terrier (alle schon mal im Rudel gewesen), sogar über einen zweiten Mastino dachten wir nach, obwohl man damit spätestens bei Autofahrten über extremen Platzmangel klagen würde. Diskussionen bei der Auswahl einer präferierten Rasse sind definitiv zum Auslösen von Beziehungskrisen geeignet, weshalb wir beschlossen, uns im Tierheim zu informieren, wo Würfe mit abzugebenden Welpen gemeldet wurden, um Kommissar Zufall die Vermittlung übernehmen zu lassen. Dort saß dann Mäx ziemlich eingeschüchtert in einem kleinen Raum. Mit seinem nacktrasierten Hintern - man hatte ihn gerade seiner Männlichkeit beraubt - und seinem verkletteten Fell ähnelte das Tier eher einem verlausten Pavian als unserem zukünftigen Hund, dennoch kamen wir mit der Tierheimleitung gar nicht mehr über Welpen ins Gespräch... Mäx ist vor zwei Wochen eingezogen, den Rest kann er selbst berichten.

Hi, ich bin Mäx

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Fragt mich bitte nicht, zu welcher Rasse ich gehöre, das nervt. Das wollte die Tante von der Versicherung schon ganz genau wissen und in meinen Einreisepapieren musste auch was stehen, so dass mensch sich auf "Retriever-Mix" geeinigt hat. Glaube ich aber nicht. Ich bin ein Hund, das reicht.
Als Welpe habe ich mich mutterseelenallein durch die Straßen einer osteuropäischen Kleinstadt geschlagen. Da lernt man eine ganze Menge, wenn man sich als Baby selbst versorgen muss. So bin ich ein ganz phantastischer Mäusejäger. Mucksmäuschenstill und heimlich kann ich auch Lebensmittel oder Müll klauen und diesem den letzen Fitzel an Essbarem entlocken. Um an die ganzen Leckereien zu kommen, kann ich auf schmalen Brettern und Ästen balancieren und wenden sowie durch die engsten Lücken schlüpfen. Meine neuen Rudelführer faseln schon was von "Agility" - da würde ich ein ganz Großer werden. Albern. Ich bin ein ganz Großer, um nicht zu sagen: der Größte! Ein Rabauke, ein Schlitzohr, ein Halbstarker - aber der Größte!

Ich habe leider auch gelernt, dass Menschen nicht so nett sind. Kein freundliches Wort, nur Tritte und Geschrei. Und am Ende fangen sie einen ein und sperren dich mit mehreren anderen Gesellen in einen blanken Zwinger. Da saß ich dann eineinhalb Jahre (viel älter bin ich glaube ich ohnehin nicht), denn glaubt mal nicht, dass du aus einem Tierheim von Hundeliebhabern mitgenommen wirst. Da kommst du nicht mehr raus, es sei denn, die brauchen mal wieder Platz und ein Partnertierheim verhindert durch Evakuierung eine große Eliminierungsaktion.

So ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber nach einer endlosen Fahrt in einem Transporter saß ich plötzlich ohne Eier in einer Einzelkabine in einem deutschen Tierheim. Wenigstens lag dort eine weiche Matte, aber langweilig war es schon, so ganz alleine. Ich habe einfach nichts gefressen und einen furchtbar verängstigten Köter gemimt. Hier waren zwar alle nett zu mir, aber es war ja doch irgendwie wieder Knast. Was sie nicht hätten tun dürfen: Sie haben mich gebadet! Ich hasse Wasser! Wasser kann man trinken und sonst nix! Lieber springe ich mit Anlauf über eine drei Meter breite Pfütze, als dass ich meine Pfoten nass mache! Nein, vorbei! Ich bin kein lieber, süßer Hund und zutiefst beleidigt!

Der Umzug

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Den Striemel habe ich drei Tage durchgezogen. Doch dann standen zwei Menschen vor der Glastür und glotzten mich an. Ich tat so, als würde ich sie nicht bemerken, aber irgendwie hatten die was. Und so glotzte ich zurück und bequemte mich sogar zum Schnüffeln an die Tür, als diese sich öffnete. Hm, die gefielen mir irgendwie. Sie rochen auch nicht nach Desinfektionsmittel, sondern nach Hund. Mit denen bin ich sofort mitgegangen, als sie mich fragten, ob ich ein wenig spazieren wolle. Draußen trafen wir auf einen kalbsähnlichen Artgenossen. Der war klasse und als der auch noch mit auf den Spaziergang kam, fühlte ich mich sofort sicher und gut aufgehoben. Nuka ist groß und stark und passt im Zweifel auf mich auf - das machen Herdenschutzhunde so.

Die Menschen lästern ja gern mal über "Vitamin B", doch dieses führte glücklicherweise dazu, dass ich noch am selben Tag ein neues Zuhause hatte (fürs Protokoll: natürlich zunächst nur auf Probe, ich hatte ja noch gar keine Papiere). Ich klebte mich regelrecht an die Fersen des zweibeinigen Weibchens und setzte den "Bitte-lass-mich-nicht-allein-und-gib-mich-nie-mehr-weg-Blick" auf. Hat gezogen - sie war sofort verknallt! Ich aber auch...

Am nächsten Tag konnte ich mich aber schon ein wenig vom "Frauchen" lösen und die Umgebung erkunden. Ein riesiger Garten. Wow! Und ich darf in einer Geschwindigkeit rennen, an die ich mich schon gar nicht mehr erinnern konnte! Selbstverständlich musste ich über die Tage meine Welpenphase nachholen. Hm. Beim Durchbeißen von Kabeln, dem Zerstören teurer Schallplatten, dem Abreißen von Schnürsenkeln oder auch dem Zerren an der Wamme der gutmütigen Nuka wird mein Name (Ich heiße doch "Mäx Nein", oder?!) zwar etwas lauter gerufen, doch niemand tut mir weh. Cool hier! Und richtig cool ist Nuka. Die ist zwar aufgrund ihrer fehlenden Hüfte körperlich eingeschränkt und wir kämpfen definitiv in unterschiedlichen Gewichtsklassen, dennoch kann man ausgezeichnet mit ihr toben! Wenn es ihr zu bunt wird, haut sie mir mit ihrer Riesenpranke auf die Schnauze und ich weiß Bescheid. Oft nuckle ich dann ein wenig an ihrer Wamme, bis wir beide dabei eindösen.

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Der Ausflug

Es kam, wie es bei dieser Hitze vermutlich kommen musste: Die Rudelführer planten gestern einen Ausflug an den See. Nochmal zur Erinnerung: Ich hasse Wasser!
War aber zunächst nicht so schlimm. An der als Geheimtipp geltenden Badestelle waren wir ganz alleine und so konnten Nuka und ich wie bescheuert am Ufer tollen. Die Zicke ist, wurde ich zu wild, immer ins Wasser gelaufen und wusste dabei ganz genau, wie sie mich so schön blöd dastehen lassen konnte. Naja, waren immer nur kurze Verschnaufpausen.
Plötzlich bahnte sich die Katastrophe an: Die Menschen zogen sich ihr Fell ab und gingen in diesen nassen See. Nuka auch. Das ganze Rudel im Wasser und ich allein am Ufer! Das geht nicht! Zitternd, heulend und winselnd bat ich darum, dass mir doch wenigstens einer Gesellschaft leisten könnte, doch niemand zeigte Erbarmen. Schlimmer noch: Die schwammen immer weiter raus, wollten mich wohl verlassen und ich musste das herzzerreißendste Woflsgeheul aus meinem Repertoire zaubern.

Nun kam das Frauchen doch. Aber nicht ganz. Seine Füße waren noch vom Wasser (Ich hasse Wasser!) bedeckt. Pfötchen rein, Pfötchen raus, rein, raus, zittern. Zittern am ganzen Leib - ich wollte so gern zu ihr, doch traute mich nicht. Frauchen aber fing an, mich zu feiern. Dies jedesmal, wenn ich wieder kurz eine Pfote ins Wasser tauchte. Da musste also was Tolles dran sein und so ging ich einfach drei, vier Schritte, erreichte sie und sie feierte und freute sich wie doll. Ganz langsam ging sie rückwärts und ich - ohne weiter nachzudenken - vorwärts. Was soll ich sagen? Leute, ich habe "Seepferdchen"!

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Nach diesem Abenteuer hat mich das Adrenalin, was bei der starken Überwindung durch meinen Körper gepumpt wurde, so aufgekratzt, dass ich erstmal 15 Minuten wie ein wilder Watz durch die Gegend gerannt und von einer Übersprunghandlung in die nächste verfallen bin. Anschließend brauchte ich natürlich eine freiwillige Abkühlung im See...
Ich bin so stolz, ich bin so stolz, ich bin der Größte!
Und das Rudel liebt mich auch...


Tschüss, wir gehen jetzt schwimmen!




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24.07.2019


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