Poesie fuer jeden Tag - 38981


"Du schläfst

Von Sommerhauch umsponnen schliefst du ein,
Und schläfst und schläfst – so fest, so tief, so lange!
Ich aber säume still und harre dein –
Nach deinem offnen Auge ist mir bange!

Verstummen lagert auf dem Garten rings,
Zuweilen flüstern nur die Reben-Ranken
Zum leisen Fluge eines Schmetterlings –
Und du bist fern mit Sinnen und Gedanken!

Ich bin mit dir und doch in Einsamkeit.
Verschweigst du mir ein Weh zu dieser Stunde?
Wie unerträglich schleicht dahin die Zeit –
Wie lechz' ich schon nach deinem wachen Munde!

Mir ist, als säh' ich eine fremde Welt
Sich schattenhaft um deine Wimpern legen,
Bist du noch mein? – Ein Zittern mich befällt,
Ob böse Träume nicht dein Herz bewegen!

O könnt' ich doch gebieten deinem Traum,
Daß er durch keine Sorge dich erschrecke!
Mir ist, als rührte dich mit dunklem Saum
Des Todes Schleier, wenn ich dich nicht wecke. –"

Emil Claar

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