Opportunitätskosten – Am Beispiel Freibad

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Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Konzept von Opportunitätskosten eines jener ist, die die meisten Menschen nie wirklich vollends verstehen und sehr oft Schuld an ihrer finanziellen Situation sind. Dabei ist das ganze eigentlich gar nicht so kompliziert, man muss nur erkennen, wann man diese auch wirklich in seinem Leben anwenden kann. Daher heute einmal ein paar Beispiele zur Erläuterung und um ein wenig darüber nachzudenken ;)

Opportunitätskosten oder die Kosten des entgangenen Gewinns, sind jene Kosten, die Anfallen, wenn man sich für eine Sache entscheidet und eine andere Alternative nicht gewählt hat. Legt man sein Geld auf dem Sparkonto an, kann man natürlich sich selbst in seinem Gewissen beruhigen, dass man ja 0% darauf bekommt und überhaupt nichts verloren hat. Man könnte aber eben auch das Geld am Aktienmarkt für 8% im Schnitt anlegen.

Wählt man also sein Sparkonto zu Lasten eines Aktiendepots, dann entgehen einen mögliche Einnahmen in Höhe von 8% des jeweiligen Vermögens. Das tückische daran ist, dass man diese Kosten ja überhaupt nicht sieht! Insbesondere eben dann nicht, wenn man sich bei Entscheidungen keine Gedanken dazu macht. Gerade in der Praxis gibt es aber immer wieder Entscheidungen bei denen so etwas einen entscheidenden Unterschied ausmacht.

Der Bauch ist zu dick, man muss mehr schwimmen gehen um wieder ein wenig im Form zu kommen. (Auch hier schlummert ein verdecktes Beispiel für Opportunitätskosten, die ich aber mal bewusst auslasse ;)) Momentan während der Winterzeit gehe ich in ein Hallenbad und zahle dafür momentan 6€. Doch gerade jetzt im Mai werden wieder die ganzen Freibäder aufmachen und sich somit eine Alternative anbieten. Ich könnte nun natürlich einfach weiter ins Hallenbad gehen oder eben die andere Möglichkeit nutzen und somit nur noch 4€ pro Besuch zahlen.

Während diese Alternativ noch recht offensichtlich und nachvollziehbar ist, weil man eben ganz konkret eine Einsparung sieht, wird es in einem weiteren Fall wesentlich komplizierter. Ich könnte nämlich den ganzen Sommer über brav meine Einzelkarten holen oder eben ein Saisonticket für rund 80€. Damit sich dieses lohnt, muss ich also mindestens 20x ins Freibad gehen, ansonsten würde ich drauf zahlen.

Leider haben Freibäder einen ganz entscheidenden Nachteil! Sie haben meist nicht besonders lange auf. Das ist gerade für einen Berufstätigen immer wieder ein ernstes Problem. Eigentlich gehe ich immer gerne sehr spät zum Schwimmen, wenn die eigentliche Ladung an Berufstätigen weg ist. Im Freibad ist dies aber nicht möglich. Nachmittags sind die Familien und Jugendlichen da und kaum lichten sich die Reihen ein wenig, kommen nochmal alle Berufstätigen oben drauf.

Üblicherweise ist es daher Abends immer sehr voll und es ist sehr schwer an Parkplätze zu kommen. Gerade im Hochsommer passiert es daher durchaus mal, dass man Abends schlichtweg keinen Parkplatz mehr bekommt und dieses bei mir als Anreise leider zwingend erforderlich ist. Je heißer die Tage sind, umso unwahrscheinlicher, dass man einen bekommt. Und wenn dies wieder ein Rekordsommer wird, glaube ich kaum, dass ich nach der Arbeit eine Chance habe rein zu kommen. Selbst dann nicht, wenn ich mal pünktlich Feierabend bekomme.

Ca. 4 Monate hat das Freibad auf. Das sind also 16 Wochen. Ich müsste also jede Woche etwas mehr als einmal schaffen ins Freibad zu kommen, damit es sich überhaupt lohnt eine Saisonticket zu erwerben. Ich halte dies bereits für recht optimistisch, wenn ich mir die letzten Jahre so ansehe. Es wäre also eigentlich besser, wenn ich mir lieber statt dessen Einzeltickets hole, damit ich keine Kosten versenke.

Was vielleicht aber überrascht ist, dass ich ganz klar mir ein Saisonticket holen werde, weil es sich für mich in jedem Fall lohnt. Das mag nun ein wenig überraschen, hat aber eben etwas mit den Opportunitätskosten zu tun. Denn bereits im letzten Jahr habe ich ein wenig die Zeit genommen, die ich brauche um mir ein Einzelticket zu erwerben.

Denn jeder von Euch wird es bei sich sicherlich auch kennen. Es gibt mehrere Automaten, aber alle bis auf einen sind regelmäßig und aus mysteriösen Gründen defekt. Gerade zu Stoßzeiten steht man dann mit Leichtigkeit mindestens 5 Minuten vor dem Automaten. Und da ist noch überhaupt nicht drin, dass einige Leute chronisch mit dieser Form von Technik überfordert sind und die Familie mit 5 Kindern anstatt alle Mitglieder gleichzeitig einzubuchen, nacheinander die Münzen einwirft und jedes Mal das passende Wechselgeld sucht. Oder das man der Oma vor einem erst die Tarife erklären muss.

Mitunter bis zu 10 Minuten stehe ich normalerweise an einem solchen Automaten im Schnitt in einem stickigen Raum auf dem die Sonne brät in der Reihe oder meine Zeit sinnvoll zu nutzen. Die Basisstunde für Freizeit setze ich mit ca. 30€ an. Das ist eigentlich noch recht günstig. Sind also bei 16 Besuchen ca. 160 Minuten, oder sagen wir knapp drei Stunden. Somit sind meine fiktiven Opportunitätskosten bei ca. 90€, die mir dadurch entstehen sinnlos in der Reihe zu stehen. Oh, moment mal! Ich bin dann ja bereits schon im Plus!

Nur dadurch, dass ich der Wartezeit einen Preis gebe. D.h. ab dem ersten Besuch lohnt es sich bereits für mich ;) Da ich aber damit rechne mindestens 16x dahin zu kommen, spare ich weitere 48€. Und habe oben drein noch die Chance noch mehr Geld zu sparen, wenn ich es schaffe mich aufzuraffen und ein wenig am Wochenende zu sehr früher Stunde bereits hinzugehen und ein wenig ins kühle Nass stürze bevor die ganzen Sonnenanbeter aus ihrem Löcher getroffen kommen.

Bevor ich nun allerdings anfange im Geiste auszurechnen wie oft ich wohl schwimmen gehen müsste, damit ich mit dieser äußerst rentablen neuen Investition Millionär werde, breche ich doch lieber an dieser Stelle ab ;) Man mag nun natürlich sagen, dass es eine Milchmädchenrechnung sei, weil ich ja gar keine 30€ die Stunde kriegen würde. Das stimmt natürlich! Wenn ich mich statt dessen sabbernd in den Wald stelle, würde ich auch keinen Cent bekommen.

Aber ich könnte mich eben genauso gut auch zu Hause hinsetzen und ein wenig Traden oder eben ein Buch lesen und in meine Bildung investieren. Das ist auch nicht sofort ersichtlich, würde sich aber zu Ende hin auszahlen. Stelle ich mich statt dessen frustriert in die lange Schlange an, verliere ich nicht nur kostbare Zeit in den Abendstunden in denen ich nach der Arbeit schwimmen gehen kann, ich bin auch noch frustriert und verzweifel regelmäßig an der Menschheit, wenn ich sehe, wie überfordert einige Leute dabei sind.

Wie kommt man also auf seine Freizeitstundenlohn? Fragt Euch doch einfach mal für wieviele Euro die Stunde ihr Euch in eine solche Schlange stellen würdet, wenn ihr dafür bezahlt werden würdet. Je nach Einkommen und der Anzahl der Stunden Freizeit die ihr habt, wird die Antwort darauf vermutlich anders ausfallen. Bei mir läge sie bei ca. 30€ die Stunde, da alles darunter mir die Zeit nicht wert wäre und ich mich lieber sabbernd in den Baum stelle.

Somit kann ich in diesem Fall eine sehr einfache Entscheidung fällen, obwohl sie auf den ersten Blick nach einer teureren Alternative aussieht. Dabei ist es eben eine ganze Menge Lebensqualität, die es on top extra gibt. Und nicht zu verachten ist eben auch, dass ich damit eine Planungssicherheit habe. Würde ich mir Einzeltickets holen, müsste ich ab einem gewissen Punkt micht selbst bremsen und sagen, dass ich nicht häufiger gehen darf, damit ich das Budget nicht sprenge. So habe ich eine Flatrate und kann so oft wie ich möchte schwimmen gehen. Keine Schere im Kopf oder eine Ausrede für den inneren Schweinehund mehr ;)
Ich hoffe, dass an diesem Beispiel für Opportunitätskosten aus dem Alltag ein wenig deutlich wird, wieso es sich lohnen kann ein wenig mit offenen Geist seine Alltagsentscheidungen ein wenig zu beleuchten. Natürlich sollte man es nicht überstrapazieren. Aber ist man sich den Möglichkeiten bewusst, kommt einem vielleicht ja auch ganz neue Aspekte und Lösungsansätze für seine Entscheidungen in den Sinn. Vielleicht gibt es ja sogar einen netten Baggersee bei Euch um die Ecke und ihr könnt noch mehr Kosten sparen ;)

Ich hoffe sehr, dass ihr ein wenig das Augenzwinkern zwischen den Zeilen erkannt habt. Opportunitätskosten sollen einen nie versklaven oder in der Auswahl einschränken. Seht sie mehr als ein mentales Lockerungstraining an und das man eben wenn man ohnehin nutzlos in einer Schlange ansteht, auch mal die Alternativen im Kopf ausrechnet... so wie ich letztes Jahr ;D

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