Das letzte Bier

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Jenseits

Die Häuserfront vom Krieg zerschunden
Die Fenster dunkel und doch Lärm seit Stunden
Das Einzige Haus auf weiter Trümmerflur
Die letzte Station des Lebens und der Kultur

Die Fensterhöhlen gähnend, düster und leer
Im Haus die Schatten, tief und tonnenschwer
Des Wahnsinns eigene Musik hallte über die Ruinen
Mir wurde schwach, sie trieb mich an, ich musste dienen

Ich stolperte über Schutt und Asche,
Die Hände tief vergraben in der Manteltasche
Ich strauchelte und kam kaum voran
Doch die Musik hatte mich in ihrem Bann

Zaghaft trat ich über die einzige Schwelle
Doch plötzlich an jener Stelle
An der erst Schatten mich empfing
Sorgte etwas dafür, dass das Licht anging

Das Licht war hell, ich hob die Hand, um die Augen zu verschonen
Noch geblendet, bedrängten mich die seltsamsten Impressionen
Dann bemerkte ich den Gestank, gleich einem Gewicht
Schlug es mir, an einem langen Pendel ins Gesicht

Nun etwas an das Licht gewöhnt
Erblickte ich die Räume, bar und ungeschönt
Vor mir lag ein total besoff`ner Punk
Mit Sicherheit ein Grund, warum es so Gotts erbärmlich stank.

Rauch und der Gestank geistiger Getränke
Hingen in allen Ecken dieser Schenke
Trotz der Luft, mit dieser massiven Konsistenz,
Bemerkte ich um mich eine andere Präsenz

Der besoffene Punk, nun auf allen Vieren
Schien sich nicht sonderlich für mich zu interessieren
Würde ich sagen ich fühlte mich wohl, ich müsste lügen
Denn als Stütze schien ich ihm zu genügen

Obwohl ich mich angewidert zierte
Viel mir auf, wie er mich lallend in eine Ecke dirigierte
Dort angekommen viel er schwer
Sabbernd lag er da und regte sich nicht mehr

Kaum war dies geschehen
Meinte ich einen Schatten hinter mir zu sehen
Noch bevor ich wusste wie mir geschah
Schleifte etwas mich rücklinks hin zu einer Bar

Meine Gedanken waren wirr und aufgewühlt
Und mir war nach einem Trunk, malzig und eisgekühlt
Schon sah ich eine dreckige und fürsorgliche Hand
Die dafür sorgte, dass ein kühles Dunkles vor mir stand

Da saß ich nun mit meinem Bier, das ich nie bestellte
Als sich eine seltsame Gestalt zu mir gesellte
Diese Erscheinung war eine der besond’ren Art
Mit langen Haaren, dick, tätowiert und mit langem Bart

Einen Moment musterte er mich gelassen
Dann schien er sich ein Herz zu fassen:

„Junge! Schau nur wie du Schwitzt!
Es ist nur eine einfache Seele und nicht der Gevatter der hier sitzt!
Den grimmen Schnitter hast du längst hinter dir
Du brauchst ihn nicht zu fürchten, der serviert hier nur Schnaps und Bier
Jetzt schau doch nicht wie ein Kalb, das man geschächtet
Hier wird man aufgenommen, nicht geächtet
Schau dich um, die in der Ecke, siehst du sie?
Das sind Jene denen man nie verzieh
Ha, und da, schau hinüber
Die, die nie verziehen sitzen genau in der Ecke gegenüber
Dazwischen, alles Mörder, Lügner, Diebe
Aber sie taten es einem guten Zweck zu liebe
Da drüben, genau da rechts
Sie suchten Liebe, allerdings bei jemand ihres Geschlechts
Und diese außergewöhnliche Melodei
Wird dir präsentiert von der Band der Eigenbrötlerei

Doch die traurigste Geschichte hat der arme Punk
Der eben in seiner Ecke niedersank
Auf das Gute, waren all die Götter so sehr erpicht
Also hielt er ihnen das Gleichgewicht

Du, junger Freund siehst hier die Ausgestoßenen vereint
Um den Geist der stets verneint

Nur noch eines verrat ich dir: Das Leben nach dem Tod bietet nicht genug!
Das wahre Paradies, ist das Gasthaus zum Nobiskrug.“

Inspiriert von den verschiedenen Vorstellungen des Nobiskrugs. Diese reichen vom Limbus für Kinder bis hin zur eigentlichen Hölle als Gasthaus.
Mir hat jedoch die Idee gefallen, das Nobishaus, als Wirtshaus zu sehen, bevor die Seelen ihre eigentliche Bestimmung, Hölle, Fegefeuer oder Paradies erreichen. Sozusagen die letzte Raststätte.

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