Keuschheit | Verzerrte Darstellung des Kinks im Internet

Verzerrte Darstellung des Kinks im Internet

Leider muss ich zunehmend feststellen, dass Paare daran scheitern, den Keuschheits-Kink auszuprobieren, nachdem, üblicherweise der Mann, seine Partnerin darauf aufmerksam gemacht hat. In englisch- sowie deutschsprachigen BDSM-Communitys liest man häufig verzweifelt klingende Posts à la: "Hilfe, mein Mann ist pervers." Was es genau damit auf sich hat, möchte ich in diesem ausführlichen Blog-Post klären.


Die Darstellung von Keuschheits-Kink im Internet

Allgemein ist jedem bewusst, dass Google ein schlechter Gesundheitsberater ist, selbst das Googlen nach harmlosen Symptomen lässt einen nach dem Klicken auf die ersten paar Websites glauben, dass man einem Hirntumor oder Krebs ausgeliefert ist. In den meisten Fällen ist das natürlich absoluter Quatsch. Leider verhält es sich beim "Informationen sammeln" betreffend des Keuschheits-Kinks genau so.

Stereotypische Darstellungen in Medien und Pornografie

Das Erste, was viele Frauen machen, nachdem ihnen ihr Mann gebeichtet hat, dass sie gerne keusch gehalten werden, ist sich zu informieren. Zumindest versuchen die meisten das, bis einige von ihnen Hilfe suchen in BDSM-Online-Communities landen oder aufgeben. Tatsächlich ist es so, dass, wenn man danach googlet, ein ziemlich verzerrtes und meiner Meinung nach weitgehend falsches Bild des Kinks präsentiert bekommt. Diese Masse an extremen Auswüchsen des Kinks ist zweifellos einschüchternd, vor allem für Personen, die bisher einen eher Vanilla-Lifestyle gepflegt haben. Natürlich verunsichert das viele Neulinge, die zwangsläufig fragen sich: "Möchte mein Mann wirklich, dass ich ihn mit einem Umschnalldildo in den Arsch ficke, während sein Schwanz im Keuschheitskäfig steckt?"

Hier kannst du wirklich beruhigt sein! Auf Pornoseiten findet man die extremsten Auswüchse des Kinks, welche in einem überwältigenden Großteil der mir bekannten Beziehungen nicht so ausgelebt werden.

Online-Communities

Oft wenden sich ratsuchende Frauen an Online-Communities, um herauszufinden, was ihr Mann denn nun wirklich will. Es gibt auf einigen Plattformen durchaus vernünftige Mitglieder, die kompetent beraten können, doch leider auch einige, die offenbar mit ihrem Schwanz in der Hand tippen und das erdrückende Bedürfnis verspüren, überall ihre übersexualisierten Fantasien versprühen zu müssen. Als Neuling ist es oft schwer zu unterscheiden, wer nun konstruktiv helfen will und wer nicht. Ich denke, dass Online-Communities für eine Erstberatung nichts taugen, doch durchaus inspirierend sein können, wenn man sich selbst ein Grundwissen angeeignet hat.


Einige Gedanken dazu von meinem Mann:

Tatsächlich bin ich vor langer Zeit durch Pornoseiten auf den Keuschheits-Kink aufmerksam geworden. Mich hat damals ein Porno unheimlich angemacht, in dem ein Mann gefesselt war und er seiner Partnerin beim Masturbieren zusehen musste. Sein Penis war dabei in einem Keuschheitskäfig eingesperrt und er musste zusehen wie sie ihn scharf machte ohne das er sich selbst befriedigen konnte. Die Tatsache, dass neben diesem eher harmlosen Video tausende andere Videos zu sehen waren, in welchen Männer mit Umschnalldildos gefickt werden, auch unter dem Label "Keuschheit", hat mich lange davon abgehalten, meiner Frau überhaupt davon zu berichten, da ich Angst hatte, dass sie denkt, ich will das ebenfalls genau so haben.

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Die Auswirkungen der verzerrten Darstellung

Diese Masse an verzerrten und extremen Darstellungen führen oft dazu, dass die Entwicklung eines solchen Kinks verkümmert, bevor er sich überhaupt entfalten kann. Oft kommt es nicht mal zu einem klärenden Erstgespräch in einer Beziehung, da einer der beiden Parteien sofort mauert, weil diese oder dieser mit dem Gesehenen überfordert ist.

Verzerrte Erwartungen und Realitätsverlust

Ich bekomme vieles davon nicht mit, da sich Frauen, die von Beginn an vom Gesehenen verstört oder eingeschüchtert sind, nicht bei mir melden. Daher kann ich nur Annahmen treffen. Allerdings erklärt es sich für mich von selbst, dass nach der Ansicht solcher verzerrten Inhalte die Partnerin keine Lust mehr verspürt, sich weiter mit dem Kink auseinanderzusetzen. Im schlimmsten Fall schadet das sogar der Beziehung, da die Frau nun eine völlig falsche Vorstellung davon hat, was ihr Mann von ihr möchte und er keine simple Möglichkeit mehr hat, dies aus der Welt zu räumen. Das kann zu einem emotionalen Unwohlsein beider Parteien führen und ist absolut zu vermeiden.

Stigmatisierung und Missverständnisse

Weiter stigmatisieren solche extremen Inhalte auch den Diskurs in Freundeskreisen. Mittlerweile sind wir Frauen endlich soweit, dass wir über Selbstbefriedigung und Toys im engen Freundeskreis sprechen können. Das geht mittlerweile auch sehr gut außerhalb der BDSM-Community.
Die verzerrten Informationen im Internet führen allerdings dazu, dass man sich als Frau kaum traut auszusprechen, dass "Keuschheit" eigentlich etwas ziemlich Cooles und Harmloses ist. Denn jede hat im Hinterkopf, dass ihre Freundin nach dem Gespräch danach googelt und anschließend aus allen Wolken fällt. Hier entsteht sofort das Missverständnis, dass jemand, der so etwas macht, ja "komplett pervers" sein muss.


Einige Gedanken dazu von meinem Mann:

Ich habe tatsächlich selbst noch niemandem aus meinem Freundeskreis von meinem Kink berichtet, nicht weil ich mich dafür schäme, sondern weil ich Angst habe, in die Perverser-Freak-Schublade gesteckt zu werden. Wenn ich jemandem davon erzähle, wird die Person früher oder später online danach suchen, und das, was man online findet, ist im weitesten Sinne nicht etwas, mit dem ich in Verbindung gebracht werden möchte.

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Realitätsnahe Darstellung und Aufklärung

Ich berate nun Keyholderinnen schon länger und habe einige Einsichten in solche Beziehungen. Klar gibt es bei einigen Extremen Auswüchsen dessen Realität mit einem Großteil der Online-Pornos übereinstimmen, jedoch ist das eine fast verschwindend geringe Minderheit. Die meisten Paare, die den Kink ausleben, inklusive mir und meinem Mann, sind ganz normale Paare wie höchstwahrscheinlich du und dein Mann auch.

Authentische Darstellungen

Eine authentische Darstellung gibt es zum Teil in kleineren Blogs. Oft werden diese von Männern geschrieben und leider sind die wenigsten davon beständig. Ein Großteil der mir bekannten und zum Teil wirklich authentischen Blogs sind leider mittlerweile offline. Authentizität findet im Internet leider oft keinen Anklang, da hier nach dem Extremen gesucht wird. Authentisch ist, was du und dein Partner daraus macht. Nichts muss, alles darf!

Ressourcen und Aufklärungsmaterial

Eine authentische und vernünftige Darstellung findet ihr auf happy-marriage.neocities.org (englisch). Ich bin zwar nicht mit allem Gesagten zu 100% einverstanden, doch die Seite ist vernünftig geschrieben und driftet nicht in Extreme ab.
Natürlich sollen auch meine Blogeinträge hier eine vernünftige Aufklärungsressource werden, welche meine bisherige Website keyholdersdungeon.neocities.org ablöst.

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Fazit

Mein Tipp an alle Neulinge ist, sich nicht zu sehr im Internet inspirieren zu lassen. Das Internet und dessen BDSM-Communities sind großartig, wenn man selbst Fuß gefasst hat und die Wünsche und Vorstellungen seines Partners kennt. Wenn du ein Mann bist und deiner Frau von deinem Keuschheitskink berichten möchtest, trink ein Glas Wein mehr und berichte ihr zugleich von deinen Erwartungen. Gerne auch mit einem Link zu diesem Post, damit sie beim falschen Abbiegen bei Google schon mal vorbereitet ist 😆


Liebe Grüße
Eure Viola 👸


Bei Anregungen und Fragen dürft ihr mich gerne jederzeit kontaktieren!

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