Keuschheit | Begriffs- und Konzeptdefinitionen

Begriffs- und Konzeptdefinitionen

Bevor ihr euch an eure erste Session wagt, gibt es einiges an Begriffen und Konzepten zu klären, die man kennen sollte.
Dieser Post dient vor allem dazu, dass ihr für spätere Beiträge ein Nachschlagewerk habt, wenn ich mit Begriffen um mich schmeiße, welche euch nicht (mehr) geläufig sind.

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Wichtige Begriffe und Konzepte

Auch wenn es etwas trocken klingt, wollen wir uns erstmal einige Begriffe ansehen. Es gibt für viele dieser Begriffe auch eine deutsche Übersetzung, jedoch sind mir die englischen geläufiger. Und auch wenn ihr mehr über einen Begriff erfahren möchtet, werdet ihr mit dem Englischen besser recherchieren können. Daher bleiben wir bei den englischen Begriffen.

Keyholder

Die Keyholderin oder zu Deutsch "Schlüsselhalterin" ist diejenige, die den Schlüssel für ihren "Chaste" verwaltet. Sie übernimmt während einer Session den dominanten Part in eurer Partnerdynamik.


Chaste

Der Chaste oder zu deutsch "Keuschling" ist derjenige, dessen Penis im Keuschheitskäfig steckt. Er übernimmt während einer Session den submissiven Part in eurer Partnerdynamik.


Session

Eine Session bezeichnet die Dauer des Verschlossen seins. Eine Session startet beim Verschließen des Keuschheitskäfigs und endet, wenn von der Keyholderin nicht anders entschieden, mit dem Orgasmus des Chastes. Über die Dauer der Session bestimmt der Keyholder und ein Orgasmus des Chaste muss nicht zwingend ein Ende der Session bedeuten. Die Session endet, wenn die Keyholderin dies sagt. Für Neulinge empfiehlt es sich, dass beide Partner, also Chaste und Keyholder, gemeinsam bestimmen, wann eine Session startet. Fortgeschrittene Keyholderinnen entscheiden selbständig ohne Zustimmung des Partners. Während einer Session kann die Keyholderin von ihrem Chaste verlangen, was immer sie möchte, solange dies nicht gegen seine Hardlimits verstößt (Dazu weiter unten mehr).


Consensual non consent (CNC)

Consensual non consent, kurz "CNC", bedeutet übersetzt "Einvernehmliche Nichtzustimmung". Das ist ein eher komplexes Konzept in der BDSM-Szene, das jedoch vor allem für fortgeschrittene Paare unabdingbar ist. Grundsätzlich gilt auch im BDSM: "Nein bedeutet Nein"

Schauen wir uns das in einem Beispiel an, bei welchem die beiden Neulinge Anita und Peter eine Session starten. Anita und Peter spielen ihre Session in keinem CNC-Kontext, da sie Neulinge sind und den Schritt noch nicht wagen möchten. Da Anita neu ist und nicht genau weiß, wie lange eine Session sein kann, welche sie Peter zumuten möchte, setzt sie diese viel zu lange an. Peter versucht so lange wie möglich durchzuhalten, doch erreicht irgendwann seine Grenzen und er hat keine Lust mehr. Also sagt er zu Anita: "Ich habe jetzt wirklich keinen Bock mehr! Ganz im Ernst! Gib mir den Schlüssel!" Da Anita kein Monster ist, überreicht sie Peter natürlich den Schlüssel und somit endet die Session. In diesem Kontext (kein CNC) bedeutet ein "Nein ist Nein" genau das, was es in der normalen Welt auch tut. Wenn einer die Schnauze voll hat, wird aufgehört! Punkt.

Lass uns nun zu den erfahrenen Partnern Viola und ihrem Chaste Hans wechseln, welche ihre Sessions im CNC-Kontext abhalten. Viola möchte, dass Hans einen neuen Rekord bei der Dauer der Session aufstellt und lässt ihn daher schmoren. Auch Hans hat irgendwann genug und möchte endlich wieder einen Orgasmus haben. Er weiß, dass Viola darüber entscheidet, aber es geht ihm jetzt wirklich einfach schon zu lange. "Ich habe jetzt wirklich keinen Bock mehr! Ganz im Ernst! Gib mir den Schlüssel!", sagt Hans genervt zu Viola. Diese blickt ihn an und fragt: "Warum? Gibt es einen Notfall?". Zähneknirschend gibt Hans zu: "Nein, eigentlich nicht." Viola hebt ihre Augenbraue: "Also bist du einfach nur geil und möchtest kommen?" Hans fühlt sich ertappt und nickt. Natürlich überreicht Viola Hans den Schlüssel nicht.

Das mag für Neulinge grausam klingen, doch das ist es nicht. Ganz im Gegenteil, wächst bei den meisten Chastes mit zunehmender Anzahl Sessions der Wunsch, keinen einfachen Ausstieg mehr zu haben. Genau dafür ist CNC da und sollte für erfahrene Paare beim Keuschheitskink zum Standard werden.

Einige Gedanken dazu von meinem Mann:

Tatsächlich war mir schon vor der allerersten Session bewusst, dass ich diesen Punkt unbedingt erreichen möchte. Zumindest in meinem Kopf macht dieser Keuschheitskink absolut keinen Sinn, wenn ich diesen jederzeit selbständig abbrechen kann. Richtige Keuschheit beginnt nämlich dann, wenn man selbst nicht mehr möchte. Jedes Paar wird irgendwann den Punkt erreichen, an dem die Ansichten über die Dauer einer Session auseinandergehen, und spätestens dann sollte geklärt sein, ob man in einem CNC-Kontext spielt oder nicht. Ich für meinen Teil kann sagen, dass CNC bei Keuschheit unverzichtbar ist und ich denke, es geht den meisten anderen Chastes genau wie mir.


PowerPlay

PowerPlay bedeutet übersetzt "Machtspiele". Keuschhaltung ist im weitesten Sinne eine Form des Powerplays. Beim PowerPlay übt die Keyholderin Macht über ihren Chaste aus, indem sie kontrolliert, ob er masturbieren kann oder nicht. Es ist sinnvoll, wenn die Keyholderin während einer Session das Machtgefälle zwischen ihr und dem Chaste kontinuierlich aufrecht erhält oder ausbaut.


Unpermitted Orgasm / Unpermitted Opening

Du fragst dich jetzt vielleicht, was einen Chaste davon abhält, einfach zum nächsten Baumarkt zu fahren, eine große Zange zu kaufen und das Schloss aufzubrechen (Unpermitted Opening)? Natürlich lässt sich ein Keuschheitskäfig überlisten. Gegen rohe Gewalt ist selbst ein Käfig aus Titan nicht sicher. Das ist natürlich immer eine blöde Idee, da für den Chaste eine erhebliche Verletzungsgefahr besteht. Allerdings sollte das nicht der Grund sein, warum ein Chaste nicht zu so einer Tat greift.

Vor allem für den CNC-Kontext muss eine glaubhafte Strafe bestehen, sollte es zu unerlaubtem Orgasmus oder unerlaubter Öffnung kommen.
Diese Konsequenz muss hart sein, so hart, dass der Chaste niemals auch nur abwägen will, ob ein Orgasmus oder das Aufbrechen des Keuschheitskäfigs die Strafe wert ist oder nicht.

Ungeeignet sind vor allem Strafen, welche das Mitwirken des Chastes benötigen, wie etwa "einen Monat lang auf den Fernseher verzichten". Wenn sich der Chaste nicht an die Abmachung mit dem Keuschheitskäfig hält, warum sollte er sich an die Strafe halten?

Was ich empfehlen kann und was auf jeden Fall funktioniert, ist folgendes:
Wenn der Chaste unerlaubt kommt oder seinen Keuschheitskäfig öffnet, gibt es keine neuen Sessions mehr! Nie wieder!

Das klingt erstmal nicht wirklich dramatisch, wird aber die meisten Chastes sofort abschrecken. Für die meisten ist der Kink wie eine Sucht, aber diese Sucht setzt eine Keyholderin voraus, alleine kann man dieser nicht nachgehen! Die perfekte Drohnung und für dich leicht umzusetzen.

Einige Gedanken dazu von meinem Mann:

Tatsächlich würde ich es nie wagen, hinter dem Rücken meiner Frau und Keyholderin den Keuschheitskäfig zu öffnen oder gar einen Orgasmus zu bekommen. Meine Keyholderin und Frau hat hier eine deutliche rote Linie gezogen. Ich selbst erachte einen Orgasmus ohne Erlaubnis während einer Session als genauso schlimm wie mit einer anderen Frau zu schlafen. Ein absolutes No-Go und das ist auch gut so.


Accidental Orgasm

Einen Accidental Orgasm oder "versehentlichen Orgasmus" kann es geben, während ihr z.B. Sex habt oder während einer Edging-Session (Keine Sorge, den Begriff erkläre ich auch gleich). Einen Accidental Orgasm ist ein Orgasmus, der aus Versehen passiert. Es liegt an dir zu urteilen, wie du diesen bestrafen möchtest. Ich für meinen Teil starte die Session jeweils neu und verlängere die Dauer um mindestens 50%. Wenn es vermehrt zu Accidental Orgasms kommt, musst du deine Strafen härter gestalten oder gegebenenfalls in Betracht ziehen, dass die Orgasmen nicht versehentlich, sondern absichtlich passieren. Dann würde leider die Unpermitted Orgasm Drohung greifen müssen.


Edging

Edging, ich glaube dafür gibt es kein deutsches Wort, ist die Kunst, zu masturbieren und kurz vor dem Orgasmus zu stoppen. Die meisten Männer können das ziemlich gut. Edging ist dazu da, deinen Mann an den Rand eines Orgasmus zu bringen, um ihm diesen danach zu verweigern. Das Edging kann der Chaste an sich selbst vornehmen, du sagst ihm lediglich, dass er es machen soll und wie oft. Wenn ich mich nicht aktiv um das Teasing kümmern möchte, lasse ich es meinen Chaste selbst machen: "Ich möchte, dass du jetzt 10 Mal Edgedst, und danach geht's zurück in den Keuschheitskäfig!"


Tease and Denial

Keuschhaltung ist ein Tease and Denial Kink. Tease and Denial heißt übersetzt ganz einfach "Scharfmachen und verweigern". Die Kunst dabei ist es, dass die Keyholderin ihren Chaste "scharf" hält, diesen aber über einen längeren Zeitraum nicht kommen lässt. Dadurch steigert sich die Lust und Hingabe des Chastes immer weiter und weiter, bis dieser endlich zum Orgasmus kommen darf.


Safeword

Ein Safeword ist ein vordefiniertes Wort, das ein Chaste nutzen kann, um eine Session sofort abzubrechen. Die Keyholderin prüft nicht nach einem Notfall oder Ähnlichem, sondern bricht die Session sofort ab und überreicht den Schlüssel ohne Wenn und Aber. Natürlich darf der Chaste das Safeword nur im absoluten Notfall verwenden und sollte danach seiner Keyholderin erklären, warum er es getan hat.


Safeword-Abuse

Stellt sich nach einer Safewordnutzung heraus, dass der Sub einfach "Geil" war oder keinen echten Notfall hatte, handelt es sich um Safeword-Abuse. Also einer nicht gerechtfertigten Nutzung des Safewords. Ob es sich um Safewordabuse handelt oder nicht, entscheidet letztendlich die Keyholderin. Sollte sie zum Schluss kommen, dass die Nutzung des Safewords "Safeword-Abuse" war, greift die "Unpermitted Orgasm / Unpermitted Opening" Strafe.

Hardlimit

Hardlimits sind Limite, welche von dem Chaste festgelegt werden, am besten schriftlich. Das sind sexuelle oder andere Praktiken, welche für ihn absolut ausgeschlossen sind und welche zum Einsatz des Safewords führen würden, würde die Keyholderin diese erzwingen. Es ist für eine Keyholderin wichtig, die Hardlimits ihres Chastes zu kennen, um keine Grenzen zu überschreiten.

Softlimit

Softlimits sind sexuelle oder andere Praktiken, die vom Chaste nicht gemocht, jedoch toleriert werden. Diese werden oft als Strafe angewendet. Kommen wir zurück zu unserem fiktiven Pärchen Viola und Hans. Hans mag keine Schmerzen und hat darum "Schmerzen" als Softlimit definiert. Da Hans beim Edging aus Versehen gekommen ist, entscheidet sich Viola, Hans den Hintern mit einer Gerte zu versohlen. Hans mag dies ganz und gar nicht, lässt die Strafe jedoch über sich ergehen. Da Viola findet, dass Hans noch nicht genug hat, holt sie einen Dildo und befiehlt Hans, sich zu ihrem Vergnügen darauf zu setzen. Hans weiß jedoch Viola darauf hin, dass er Analsex als Hardlimit definiert hat. Viola prüft ihre Liste der Hardlimits von Hans und stellt fest, dass dieser recht hat. Daher sieht sie von dieser Art der Strafe ab und entscheidet sich stattdessen, die Session entsprechend zu verlängern.


Topping-From-The-Bottom

Topping-From-The-Bottom kommt bei Neulingen oft versehentlich vor. Es bedeutet, dass der Chaste unbewusst oder auch bewusst versucht, die Session nach seinen Vorstellungen zu lenken. Ein simples Beispiel wären Aussagen vom Chaste wie: "Wäre doch jetzt super, wenn du mich heute nicht kommen lassen würdest, aber morgen dann schon." Wenn die Keyholderin dabei mitmacht, lässt sie sich sozusagen vom Chaste befehligen. Es liegt an der Keyholderin, solche Topping-From-The-Bottom-Versuche zu erkennen und zu vermeiden. Wenn du als Keyholderin das Gefühl hast, dass du vom Chaste absichtlich manipuliert wirst, solltest du ein Punishment anwenden.

Einige Gedanken dazu von meinem Mann:

Ich habe das am Anfang, als wir noch wenig Erfahrung hatten, ständig gemacht. Ganz am Anfang unbewusst und irgendwann bewusster. Ich hatte eine klare Vorstellung davon, wie eine Session zu verlaufen hat, und missbrauchte meine Keyholderin schon fast als Puppe an einer Schnur, um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Glücklicherweise hat meine Keyholderin irgendwann mitbekommen, was für ein Spielchen ich spiele, und dem Ganzen ein Ende gesetzt. Mittlerweile habe ich verstanden, dass es bei dem Kink nicht um meinen Spaß, sondern um den meiner Keyholderin geht. Mit dieser Erkenntnis geht es uns beiden besser, denn schlussendlich ist es mein größter Kink, ihr ein guter Chaste zu sein.


Punishment

Ein Punishment, also eine Bestrafung, wendest du dann an, wenn dein Chaste etwas falsch gemacht hat. Zum Beispiel bei einem Topping-From-The-Bottom-Versuch, bei einem Accidental Orgasm oder einfach, wenn er Aufgaben oder Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, die er einzuhalten hat. Mein Chaste wird zum Beispiel bestraft, wenn er wieder einmal vergisst, den Klodeckel zu schließen oder die Zahnpastatube zu verschließen. Dir steht frei, wie du deinen Chaste punishen willst. Du kannst z. B. sein Handy einkassieren oder etwas aus seiner Softlimit-Liste anwenden.


Funishment

Ein Funishment ist im Gegensatz zu einem Punishment keine echte Strafe, sondern etwas, das vorzugsweise beiden Parteien Spaß macht. Stell es dir spielerisch so vor: "Du warst ein böser Junge und deshalb musst du mich jetzt lecken!" Ich wende ein Funishment zum Beispiel an, wenn mein Chaste beim Sex nach einem Orgasmus bettelt. Wenn er es allerdings exzessiv tut, wechsel ich irgendwann zu einem echten Punishment.


Das war's erstmal mit dem Wichtigsten. Sollte ich etwas vergessen haben, werde ich das selbstverständlich updaten.

Liebe Grüße
Eure Viola 👸


Bei Anregungen und Fragen dürft ihr mich gerne jederzeit kontaktieren!

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