Dienstag – Der veränderte Blick auf die Dinge …

… und die damit verbundene, neue Wertschätzung.

Alles auf den Kopf gestellt.

Der nun folgende Blick auf Momente in meinem Leben, die teils Jahre zurückliegen und anderseits hochaktuell sind, lehnt sich an einen Beitrag von @der-prophet, den es (nicht nur in diesem Zusammenhang) lohnt durchzulesen.

Wann ist man also reich und wie ist der Reichtum überhaupt zu definieren? Meine Erfahrung, mit der ich nicht hinter dem Berg halten möchte, lässt mich zu dem Fazit gelangen, dass das angesammelte Kapital allein, den von rundum propagierten Reichtum lediglich zu einem überschaubaren Teil widerspiegelt, was allgemein dem Substantiv und dem zugeordneten Adjektiv angeheftet wird. Der andere Teil, der von seiner Bandbreite nicht unterschätzt werden sollte, besitzt nachweislich die enorme Kraft, es mit dem schnöden Mammon aufzunehmen.

Mein Einstieg in den Lebensabschnitt, der in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Geldverdienen gebracht wird, begann recht früh, da weder ein Studium noch eine Berufslehre sich voranstellten. Der Gang zur Uni, um dort mich mit der Religionswissenschaft und der Philosophie zu beschäftigen, konnte ich mir rasch abschminken, da kein Anspruch auf BAföG und die Weigerung der Erzeuger, eine solch brotlose Kunst zu finanzieren, mich von heute auf morgen aus der Traumwelt heraus auf die eigenen Füße katapultierten. Dass sich dann ausgerechnet mit dem Schreiben (noch brotloser als die brotlose Kunst) Geld verdienen lässt, hat mit 90 % Glück plus Zufall und 10 % Können zu tun.

Denn, um überhaupt mal ein Dach über den Kopf zu bekommen und (fast ebenso wichtig) etwas Genießbares zwischen die Zähne, bot ich mein nicht vorhandenes Wissen in jedem Hotel an, von dem ich bis dahin gehört hatte. „Was kannst du?“ „Nichts, aber ich mache alles!“ Es hat tatsächlich geklappt, da die Schweizer offenbar in der Lage zu sein scheinen, bei Gelegenheit auch mal mehr als nur ein Auge zuzudrücken, als ein paar Kilometer weiter nördlich, über die Landesgrenze hinweg, stur auf den Papierkram zu achten.
Als Dank und um nicht immer nur hinter den Kulissen agieren zu müssen, schrieb ich mich in einer Hotelfachschule ein, deren angefordertes Pensum ich neben meinem Hilfsarbeiterjob bediente und einen Abschluss mit Sternchen einfuhr. Wobei das Sternchen als Fußnote gedacht war und zukünftige Arbeitgeber darauf aufmerksam machen sollte, keinen gehorsamen Jasager in die eigenen Reihen zu bekommen.

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Einige wenige Stationen aus meinem „alten Leben“.


Solch subjektiver Firlefanz juckte mich wenig, da ich inzwischen auch pro Zeile bei der NZZ entlohnt wurde, deren Redaktion ich unaufgefordert mit erfundenen Reportagen über Restaurantbesuche in der Umgebung bombardierte. Entweder sie waren genervt, hatten Erbarmen oder erkannten mein Talent zur Unterhaltung? Ich verfügte jedenfalls über ein Nebeneinkommen und hatte den Fuß am Steigbügel.
Um den plötzlich über mich hereinbrechenden Reichtum nicht überkochen zu lassen, entschied ich mich den kapitalistischen Wahnsinn mit einer Person zu teilen, die noch heute an meiner Seite weilt und mein Herz wie am ersten Tag in Rhythmusstörungen versetzen kann. Ich das Ihre jedoch auch, da wir in den folgenden 20 Jahren sage und schreibe 16 Mal den Wohnsitz über die Landesgrenzen hinweg verlegten.

Sie widmete sich, wo immer wir auch strandeten, mit Bravour ihren Interessen, während ich mich um städtische Haushaltspläne mit gravierenden Schönheitsfehlern, manipulierten Ausschreibungen, fehlgeleitete öffentliche Gelder oder Politiker im Selbsbereicherungsmodus kümmerte. Kaum es zu Hause heimelig gemacht, stand ich mit dem nächsten Auftrag und somit der Abrissbirne im Flur. Es war aufregend und ohne absehbares Ende. Ich schrieb, recherchierte und ganz nebenbei organisierten wir Jazz-Konzerte und Events, die Menschen der Kunst Zugang verschaffen sollten, die bisher glaubten, diese Tür sei ihnen verschlossen. Ein toller Nebeneffekt des Wanderlebens: immer wieder ein ganz neuer Dialekt oder gleich eine neue Sprache. Wir haben es wahrhaftig geschafft, nicht einen Ort zu verlassen und noch immer auf einen Übersetzer angewiesen zu sein.

Die Stunden, die dem Schlaf vorbehalten sein sollten, reduzierten sich mit der Gier einen weiteren Schritt zu wagen und dem sich aufzeigenden Erfolg. Bis zu jenem Tag im Balkan-Krieg, als es mir ermöglicht wurde, nicht in einem der Journalisten-Camps, sondern in der Obhut eines älteren Ehepaars Abstand zum Kriegsgeschehen zu gewinnen.
Im ersten Moment empfand ich es als pure Isolation. Doch in jenem Moment genau das Richtige, was ich benötigte, um das zu verarbeiten, was um mich herum geschah.
Eines Nachmittags, mein Gastgeber und ich saßen am Hang einer seiner Weinberge, überraschte er mich mit folgender Aussage: „Ich werde einfach zu alt für all das, was jeden Tag hier auf mich wartet. Die Kinder leben lieber in der Stadt und wir Alten sterben dahin.“

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Der Blick aus dem Fenster und auf den Tisch.


Es dauerte keine 6 Monate und die Brücke zum Balkan wurde mit Möbeln, Erinnerungen und was weiß ich in einem großen Lkw Richtung Kroatien überquert.
Nein, nicht gleich wieder volles Risiko, das Haus und Eigentumswohnung bleiben in der „alten Welt“ erhalten!
Es dauerte allerdings kein Jahr, da war die Eigentumswohnung verkauft und der finanzielle Erlös in der Schatulle einer sechsköpfigen Familie gelandet, die nach dem Krieg vor dem Nichts stand. All das wurde notariell so festgehalten: sollte die Familie je in der Lage sein, die finanzielle Überlebenshilfe in Raten zurückzahlen zu können, eine Kontonummer in Deutschland jederzeit abrufbar sei.
Warum das alles so ist, zeigen euch die Bilder aus unserem jetzigen Leben.

Es könnte sogar sein, dass dies was mit Reichtum zu tun hat?

Mal einfach so und eben das, was gerade greifbar ist.

Aubergine mit dem ganz jungen Gemüse im Gefolge.

Ich gehe mal davon aus, dass ich Kartoffeln als Gemüse bezeichnen darf und als solches in ein Mittagessen einfügen kann, welches sich in ungefähr 30 Minuten essfertig auf den Teller zaubern lässt.

  • Die Aubergine im Parmesan-Mantel
  • Die Zucchini mit der Gurke im Gemeinschaftsbad
  • Und die junge Kartoffel in der Umluft-Sauna
  • Tomatensalat und scharfe Zutaten je nach Gusto

Den Mantel für die Aubergine bereite ich aus saurer Sahne (oder Crème fraîche), geriebenem Parmesan, einem Ei, Kräutersalz, gemahlener, schwarzer Pfeffer und einer Messerspitze Kurkuma zu. Die Zutaten werden gut vermischt. Erst dann gebe ich etwas Mehl bei, sodass eine homogene (ähnlich einem Pfannkuchenteig) Masse entsteht.
Die Aubergine selbst, schneide ich in Scheiben, würze sie leicht (Parmesan und Salz befinden sich bereits im Teig) und reibe sie mit etwas Zitrone ab, damit sie nicht sofort braun werden.

Die ganz jungen Kartoffeln werden gründlich gewaschen und mit einem Küchentuch abgetupft. Junge Kartoffeln schäle ich nie! Sie werden grundsätzlich mit der dünnen Schale verspeist. Aber unbedingt darauf achten, dass sich keine grünen Stellen zeigen, denn die sind ungenießbar. Backpapier in eine Auflaufform legen und die Kartoffeln beigeben und bei circa 190° Umluft garen. Gesalzen wird erst, kurz bevor sie auf dem Teller landen.

Für das Zucchini-Gurkengemüse werden die jungen Zucchini in Würfel geschnitten. Gleiches geschieht mit den Gurken, die aber vorher geschält und entkernt werden. Geriebenen Knoblauch, frische Chili (je nachdem, wie man es verträgt) und Zwiebelwürfel in Butter anschwitzen und mit einem Schuss Weißwein ablöschen. Ein wenig einkochen lassen, mit Salz und einem Thymianzweig würzen und mit Sahne auffüllen. Vorsicht jedoch – nicht vergessen, dass das Gemüse selbst noch Flüssigkeit an Bord hat. Zwei Minuten köcheln lassen und auf die Seite stellen. Erst, wenn die Kartoffeln fast gar sind und die Auberginen ins heiße Butterschmalz-Fett wandern, findet das vorgeschnittene Gemüse in die Soße. Maximal eine Minute aufkochen, abschmecken, den Thymian entnehmen und gehackte Petersilie beigeben.

Ob nun noch ein Salat zusätzlich gereicht wird – jeder, wie es ihm gefällt.

Guten Appetit!

Die Geschichte, die das Lied in sich birgt.

The Killers (feat. Bruce Springsteen) - Dustland

Brandon Flowers (Frontman der Killers) schrieb dieses Lied kurz bevor seine Mutter mit 64 Jahren sich im Kampf gegen den Krebs geschlagen geben musste. Flowers arbeitet im Text sein Verhältnis zu seinen Eltern auf, die sich schon seit ihrem 15. Lebensjahr kannten und ihm einst auch verrieten, dass er eigentlich ein Unfall war. Der Sohn begann in dieser schweren Zeit plötzlich auch seinen Vater besser zu verstehen, zu dem er oft ein eher distanziertes Verhältnis pflegte. Brandon Flowers selbst bezeichnete die Arbeit an diesem Song als seine Katharsis.

Zu der Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen trug der Genosse Zufall seinen Teil bei. Flowers und der Sohn von Springsteen sind eng befreundet. So landete eines Tages der Song beim Sohnemann, wo ihn auch der Papa zu hören bekam. Springsteen, der selbst in seinen Liedern das Thema Familie, Eltern und Gesellschaft verarbeitet, war so beeindruckt, Folgende Nachricht fand ihren Weg zu den Killers: Ich glaube, Dustland wartet darauf, dass wir es zusammen machen - Bruce.

Bleibt munter und gesund bis zum nächsten Dienstag, wenn der Gemischtwarenladen wieder seine Pforten öffnet.

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