Liebe Hivegemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
vor einigen Jahren hatte ich von dem Konzept Proof-of-Work noch nie etwas gehört.
Seit es Bitcoin gibt, ist dieses Konzept in aller Munde.
Proof of work (PoW) is a form of cryptographic zero-knowledge proof in which one party (the prover) proves to others (the verifiers) that a certain amount of computational effort has been expended for some purpose.
Quelle: Wikipedia
Proof-of-Work mag in vielen Bereichen seine Berechtigung haben, für Geld ist dieses Konzept allerdings unbrauchbar.
Der größte Teil der heute immer noch meist anzutreffenden Geldtheorie krankt daran, dass sie auf archäologischen Funden basiert.
Die Münzen der vergangenen Kulturen haben die Zeit überdauert.
Die Schuldversprechen, die anfangs nur in Köpfen der Menschen existierten, haben die Zeit leider meist nicht überdauert.
So kam es dann, dass man angenommen hat, Geld sei schon immer eine Sache bzw. eine Zwischentauschware gewesen und auf diese falsche Erkenntnis wurden dann ganze Theoriegebäude aufgebaut.
Man glaubte, und tut es noch immer, man müsste erst etwas werthaltiges herstellen und dieses werthaltige Gut dient dann als Zwischentauschware.
Je aufwändiger die Herstellung dieses Gutes, desto besser.
Im Bitcoin manifestiert sich genau dieser Irrglaube.
Die Rai Stones von der Insel Yap manifestieren scheinbar auch so einen Irrglauben.
Aber eben nur scheinbar.
Hier sind es nämlich nicht die Bewohner der Insel Yap, die einem Irrglauben aufgesessen sind, sondern die vielen Ökonomen, die sich mit Rai Stones beschäftigt haben, sind ihrem eigenen Irrglauben aufgesessen.
Was sind Rai Stones
Rai Stones findet man auf der Insel Yap in Micronesien.
Rai Stones sind große Scheiben die aus Stein gehauen wurden mit einem Loch in der Mitte. Sie wurden auf der Insel Yap als Zahlungsmittel eingesetzt.
Je mehr von den Steinen man hatte und je größer die Steine waren, desto reicher war man.
So sehen die Steine aus:
Bei Milton Friedman - The Island Of Stone Money lesen wir:
“Their medium of exchange they call fei, and it consists of large, solid, thick, stone wheels, ranging in diameter from a foot to twelve feet, having in the centre a hole varying in size with the diameter of the stone, wherein a pole may be inserted sufficiently large and strong to bear the weight and facilitate transportation. These stone ‘coins’ [were made from limestone found on an island some 400 miles distant. They] were originally quarried and shaped [on that island and the product] brought to Uap [sic] by some venturesome native navigators, in canoes and on rafts ...
Hat man jetzt die falsche Geldbrille auf, erkennt sofort analoge Bitcoin.
Proof-of-Work.
Die Steine wurden auf einer anderen Insel gehauen und mussten aufwändig mit dem Schiff transportiert werden, was auch nicht ungefährlich war.
Die Rai Stones sollen also beweisen, dass jemand in der Vergangenheit gearbeitet hat.
Nicht der Stein war scheinbar das Wertvolle, sondern die vergangene Arbeit, wie folgender Absatz zeigt:
“My faithful old friend, Fatumak, assured me that there was in the village near-by a family whose wealth was unquestioned,—acknowledged by every one—and yet no one, not even the family itself, had ever laid eye or hand on this wealth; it consisted of an enormous fei, whereof the size is known only by tradition; for the past two or three generations it had been, and at that very time it was lying at the bottom of the sea! Many years ago an ancestor of this family, on an expedition after fei, secured this remarkably large and exceedingly valuable stone, which was placed on a raft to be towed homeward. A violent storm arose, and the party, to save their lives, were obliged to cut the raft adrift, and the stone sank out of sight. When they reached home, they all testified that the fei was of magnificent proportions and of extraordinary quality, and that it was lost through no fault of the owner. Thereupon it was universally conceded in their simple faith that the mere accident of its loss overboard was too trifling to mention, and that a few hundred feet of water off shore ought not to affect its marketable value, since it was all chipped out in proper form. The purchasing power of that stone remains, therefore, as valid as if it were leaning visibly against the side of the owner’s house....
Milton Friedman hatte ja leider auch eine falsche Geldbrille auf, aber folgender Absatz hätte die vielen Ökonomen, die sich mit den Rai Stones beschäftigt haben in die richtige Richtung stoßen können:
“[A] noteworthy feature of this stone currency ... is that it is not necessary for its owner to reduce it to possession. After concluding a bargain which involves the price of a fei too large to be conveniently moved, its new owner is quite content to accept the bare acknowledgment of ownership and without so much as a mark to indicate the exchange, the coin remains undisturbed on the former owner’s premises.
[...]
Man hat also eine mentale Bilanz geführt.
Meine Theorie - Proof-of-being-able-to-produce
Proof-of-Work macht bei Geld überhaupt keinen Sinn.
Wenn ich Geld zur Zahlung annehme will ich ja gerade nicht die Arbeit der Vergangenheit, sonst würde ich mich ja gleich in Waren bezahlen lassen.
Als Verkäufer habe ich Waren, die ich nicht brauche oder von denen ich zu viele habe.
Lasse ich mich nun in Geld bezahlen, dann will ich einen Anspruch auf Waren, die erst produziert werden.
Rai Steine sind in Wirklichkeit nicht Proof-of-Work, sondern Proof-of-being-able-to-produce.
Jede Geldwirtschaft ist im Prinzip ein Mutual Credit System.
Man gibt sich gegenseitig Kredit und verspricht in der Zukunft Waren oder Dienstleistungen zu liefern.
Das Problem eines solchen Systems ist aber, dass es immer welche geben wird, die ihre Versprechen nicht erfüllen wollen oder können.
In unserem System prüft z.B. der Bänker das Tilgungspotential des Schuldners (also das Potential in der Zukunft Waren und Dienstleistungen herzustellen und am Markt zu verkaufen) und die Bank haftet mit dem Eigenkapital, falls der Kredit platzt bzw. gibt den Kredit nur gegen Beleihung eines werthaltigen Gutes.
Dies führt natürlich dazu, dass diejenigen die den Kredit am notwendigsten brauchen, keinen bekommen, da sie nichts zum Beleihen haben.
In einer primitiven Gesellschaft, in der es praktisch keinen Privatbesitz gibt, wird es mit dem Beleihen auch schwierig.
Hier ist das Vertrauen am wichtigsten.
Die Rai Steine ersetzen dieses Vertrauen.
Die Rai Steine waren ja mit großer Arbeit verbunden.
Durch die Produktion eines Rai Steines hast man bewiesen, dass man fähig ist zu produzieren.
Je größer der Stein, desto größer das Produktionspotential und desto mehr Waren konnte man auf Kredit von der Gesellschaft bekommen.
Man hat also mental Schecks gegen seine Rai Steine gezogen und irgendwann kamen diese mentalen Schecks wieder zu einem zurück und man musste dafür Waren hergeben.”
Die Bewohner der Insel Yap hatten scheinbar die richtige Geldbrille auf.
Vergleich Proof-of-Work und Proof-of being-able-to-produce
1. Proof-of-Work:
Stellt dir vor der Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes hat noch nie etwas von Bitcoin gehört.
Nun kommt jemand zu ihm und möchte für Bitcoin bei ihm einkaufen.
Folgendes Gespräch entwickelt sich.
Geschäftsinhaber: Was ist Bitcoin und wo kommen die her?
Der Käufer: Bitcoin ist digitales Gold, mein Computer hat es hergestellt, indem er ein ganz schwieriges Rätsel gelöst hat. Dies kann man aber nicht mit jedem herkömmlichen Aldi PC machen, sondern da braucht man schon einen sehr leistungsfähigen Rechner.
Die Arbeit, die mein PC bei der Herstellung geleistet hat und die Tatsache, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Bitcoin geben kann, garantiert den Wert des Bitcoin.
Geschäftsinhaber: Was hast Du dazu beigetragen, dass der Bitcoin hergestellt wird?
Der Käufer: Ich habe die Software auf meinem PC installiert und den Computer einfach laufen lassen. Nebenbei habe ich Netflix angeschaut.
Geschäftsinhaber: Verschwinde!
2. Proof-of being-able-to-produce:
Schauen wir uns eine ähnliche Situation an.
Ein junger Mann kommt in das bekannte Geschäft.
Der Geschäftsinhaber kennt den jungen Mann, da er in der Nachbarschaft wohnt.
Der Käufer: Guten Tag, ich hätte bitte gerne folgende Waren. Leider habe ich aber kein Geld. Kann ich bitte anschreiben lassen, ich werde sicher bezahlen, sobald ich Arbeit habe.
Geschäftsinhaber: So, und wo gedenkst Du eine Arbeit zu finden?
Der Käufer: Oh, das wird ganz leicht. Apple, Microsoft, Google, alle reißen sich um mich.
Geschäftsinhaber: Um Dich?! Du hast doch dein ganzes Leben nur vor deinem Computer verbracht und irgendwelche schwachsinnigen Spielchen programmiert.
Der Käufer: Naja, ich hab da bei so einem Wettbewerb gewonnen. Ich habe ein Programm geschrieben, das ein mathematisches Problem löst, welches bisher als unlösbar galt.
Der junge Mann zeigt dem Verkäufer einen Zeitungsausschnitt auf seinem Smartphone.
Geschäftsinhaber: Donnerwetter! Und ich dachte immer Du bist vor deinem Computer völlig verblödet. Nimm Dir was Du brauchst und zahle sobald Du dein erstes Gehalt bekommen hast.