Aktienrente

Liebe Hive-Gemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Rentner,

ich bin kein Freund der FDP, aber man muss anerkennen, dass wir ohne FDP-Regierungsbeteiligung immer noch dreifachmaskiert und sechsfachgeimpft im Dauerlockdown sitzen würden.
Auch hätten wir ganz sicher die Impfpflicht ab 18 Jahren.

Nun reicht es aber auch schon wieder mit dem Lob.

FDP-ler, Neoliberale und Libertäre eint, dass sie die gesetzliche Rente blöd finden.

Jeder kennt schließlich jemanden, der mit Aktien oder Bitcoin ein Vermögen gemacht hat.

Warum also nicht einfach die Rentenbeiträge am Aktienmarkt anlegen und schon können alle Rentner Ferrari fahren und sich mit Kaviar vollstopfen.

Die FDP greift deshalb jetzt durch.

Screen Shot 2022-04-29 at 8.41.41 PM.png
Quelle

Schließlich weiß jeder, dass Aktienmärkte langfristig immer steigen.
Wie folgender 20 Jahreschart des S&P 500 ETFs (ticker: SPY) zeigt.

SPY.png

Hätte Adenauer damals nicht das Umlageverfahren eingeführt, müsste nach der Logik heute in Deutschland überhaupt niemand mehr arbeiten.

Warum eine kapitalgedeckte Rente (auch teilweise kapitalgedeckt wie im FDP-Modell) völlig schwachsinnig ist, werde ich nachfolgend zeigen.

Herdentrieb

Ich war ja mal in der Investmentfonds-Branche tätig.
Damals gabs noch keine ETFs.
Man musste die Fondsanteile direkt vom Investmentfonds kaufen und zahlte horrende Gebühren.
5.25% Ausgabeaufschlag und 1.5% Verwaltungsgebühr.

Solche Langfristcharts wie oben haben wir unseren Kunden beim Beratungsgespräch auch immer gezeigt.

Hätten sie 1975 $10,000 investiert, dann hätten sie heute die Summe X und könnten ihre fette Alte gegen ein 20-jähriges Supermodel eintauschen.

Natürlich hat man am meisten Neukunden gewonnen, wenn man nahe dem all-time-high war und der Crash kurz bevor stand.

Kam der Crash dann und sie verloren 50% ihres Geldes beruhigte man sie mit den Worten:

Es sind ja nur Papierverluste...
Sie müssen langfristig denken...

Die meisten hielten nicht durch und verkauften in der Regel genau am Tiefpunkt.

Auch 99% der Fondsmanager folgen dem Herdentrieb.
Man kauft das was gerade in ist.

In den letzen zwei Jahren war der heiße Scheiß Firmen wie Facebook, Dokusign, Zoom, Beyond Meat, Biontech, Amazon, Netflix, Tesla.

Durch den Herdentrieb werden dann diese Aktien nach oben katapultiert, aber irgendwann schreit jemand “Feuer” und alle rennen durch die selbe Türe.

Netflix z.B. hat gerade dem Pensionsfonds Kaliforniens einen netten Verlust präsentiert.

Netflix Zeitungsmeldung.png

Die Meldung ist vom 21. April.
Mittlerweile dürfte der Verlust noch größer sein.
NFLX.png

Sind ja nur Papierverluste und wenn man 2015 gekauft hat, ist man ja immer noch im Gewinn.

Das blöde ist nur da kauft keiner und ganz sicher kein verbeamteter Fondsmanager.

Man kauft das was alle kaufen und nicht das was keiner haben will und ganz sicher keine Firma die noch fette Verluste macht.

Nobody gets fired for buying IBM!

So sagte man früher immer unter den Fondsmanagern.
Bis vor kurzem galt das gleiche für AMZN, NFLX, FB, TSLA, ZM, usw.

Schauen wir uns ein paar weitere Lieblinge der Fondsmanager an.
(Alles monthly charts, d.h. ein Balken = 1 Monat)

Biontech
BNTX.png

Facebook
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ZOOM
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Beyond Meat
BYND.png

Tesla
Gigantische Wertentwicklung, aber wann wäre der verbeamtete Fondsmanager eingestiegen und hätte er die Volatilität ausgehalten?
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Docusign
DOCU.png

Amazon
Langfristig eine tolle Wertentwicklung.
Aber wäre der verbeamtete Fondsmanager eingestiegen, solange Amazon Verluste gemacht hat?
AMZN.png

Am heutigen Tag verliert Amazon mal schnell fette 15%!
Die Renten sind sicher...
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Aber dann kaufen wir halt nur Indexfonds.
Die sind sicher.

Grundsätzlich ist die Volatilität von Indizes natürlich geringer als von Einzelaktien.
Der Fondsmanager will aber beweisen, dass er schlauer ist als der Markt.
Außerdem verlieren Aktienindizes auch schnell mal 50-80%.

Erinnert ihr euch noch an den 87er und 89er Crash, die Asienkrise, die Dot.com-Bubble, die Finanzkrise, den Coronacrash?
Außer 87 und 89 war ich bei jeder Krise mit meinem eigenen Geld dabei (meist an den Optionsmärkten, also noch etwas aufregender)

Das überlebt kein zuständiger Minister.

Auch heute geht es stark nach unten.
Minus 3.8% im S&P und minus 4.6% im Nasdaq.
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Müssen halt die Rentner diesen Monat mal ein paar Flaschen mehr sammeln.

Volkswirtschaft

Dies ist der wichtigste Punkt.
Die meisten Ökonomen, Politiker und Bürger denken betriebswirtschaftlich.

Wenn ich immer fleißig spare, dann bin ich irgendwann reich.
Man kann nicht mehr ausgeben als man einnimmt.
Wir sparen uns aus der Krise.
Die faulen Südländer sollen nicht so viel auf Kredit bei uns kaufen.
Wir sind stolz darauf Exportweltmeister zu sein.

Für den Einzelnen oder auch für ein Unternehmen mag Sparen und Aktieninvestments durchaus Sinn machen.
Gesamtwirtschaftlich schadet es aber.

Zu jeder Buchung gibt es volkswirtschaftlich eine Gegenbuchung:

  • Die Ausgabe des einen sind die Einnahmen des anderen.
  • Die volkswirtschaftliche Bilanz ist immer null.
  • Es kann kein Nettofinanzvermögen geben.
  • Eine Gesellschaft als Ganzes kann sich nicht reich sparen.
  • Geld und Aktien kann man nicht essen.
  • Rente ist kein Geldproblem, sondern ein Produktionsproblem

Die FDP gibt sich ja immer als die Wirtschaftspartei, leider hat sich null volkswirtschaftliche Kompetenz.

Wir können froh und dankbar sein, dass sich damals Adenauer mit seinem Umlageverfahren und nicht Erhard durchgesetzt hat.

Erhard war sowieso nur ein Blender.
Mehr dazu hier.
Wer jetzt sagt die Rosa Luxemburg Stiftung ist als Quelle untauglich, dem empfehle ich das sehr gut recherchierte Buch Deutschland ein Wirtschaftsmärchen.

Das Prinzip einer jeden Rentenversicherung:
Folgendes Arbeitsblatt müssen alle Schüler von mir bearbeiten.
Könnte es auch unser Finanzminister?

Prinzip Rentenversicherung.png

Der Rentenversicherungsbeitrag dient nicht dazu, dass irgend etwas angespart wird - das wäre volkswirtschaftlich dumm - sondern er dient dazu, dass die arbeitende Generation den Rentnern nicht alles wegfrisst.

Würden wir jetzt die Rentenversicherungsbeiträge in die USA schicken, um sie in Aktien anzulegen - die deutschen oder europäischen Aktienmärkte sind viel zu illiquide und unattraktiv - würde dieses fehlende Geld hier Arbeitslosigkeit verursachen (die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des anderen) und zusätzlich den Wechselkurs des Euro drücken.
Der niedriger Eurokurs würde zwar die Exporteure freuen, aber die Kaufkraft der Bürger schmälern.

Die Erfinder unseres Rentensystems haben sich schon etwas dabei gedacht das Ganze als Umlagesystem zu konstruieren.

Alterspyramide

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Natürlich sieht die Demographie der Bundesrepublik nicht so aus, als könnte der Generationvertrag noch funktionieren.
Es kommt aber nicht auf die Anzahl der Kinder an.

Was ist Euch lieber, zehn 30-jährige Hartz 4 Empfänger oder ein Maschinenbauingenieur?

Auch Aktien helfen hier nicht weiter, denn die wechseln meinem dementen Vater auch nicht die Windeln.

Wer will, dass es den Rentnern gut geht, der muss dafür sorgen, dass die Produktivität im Lande steigt.
Zusätzlich muss es attraktiver werden hier zu arbeiten und Unternehmen zu gründen.

Mein Vorschlag wäre folgender:
persönlicher Körperfettanteil = persönlicher Steuersatz.

Das würde auch das Gesundheitssystem immens entlasten.

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