Liebe Naturfreunde,
neulich waren wir in den Marchauen (eigentlich March-Thaya-Auen) ganz im Osten Österreichs, an der Grenze zur Slowakei. Die March bildet, bevor sie in die Donau mündet, den Grenzfluss und es gibt dort noch ausgeprägte, unter Naturschutz stehende Auwälder mit periodischen Überschwemmungen und einer grossen Artenvielfalt, die unbedingt eine Reise wert sind. Im Sommer aber nicht auf Mückenschutz vergessen, sonst wird man von den Gelsen (Stechmücken) aufgefressen!
Als wir dort waren, gab es aber erfreulicherweise noch keine, sondern nur dieses nachgebildete Exemplar, als ein Exponat der niederösterreichischen Landesausstellung.
Ausgangspunkt ist das beschauliche Schloß Marchegg, umgeben von einem netten Schlosspark und Sitz der Ausstellung über die wechselvolle Geschichte des Marchfelds.
Marchegg ist eine Hochburg des Weißstorchs (Ciconia ciconia), auch Klapperstorch genannt, weil er sich kaum durch Laute, sondern v.a. durch das Klappern seines langen Schnabels mit Artgenossen verständigt. Rund um das Schloss Marchegg ist die größte baumbrütende Storchenkolonie Mitteleuropas zu Hause (die meisten Störche in Europa gibt es aber in Polen).
Mehrere Paare brüten direkt auf dem Dach des Schloßes und lassen sich von den Besuchern überhaupt nicht stören!
Hier streiten(?) gerade zwei und dritter ist im Anflug. Mit ihren >2m Flügelspannweite sind sie gekonnte und elegante Segler.
Ein Storch in einem natürlicheren Habitat, auf einer Baumkrone.
Die Horste werden übrigens jeder Jahr wieder angeflogen und ausgebessert (im Winter leben die Weißstörche in Afrika), wodurch sie mit der Zeit immer größer und höher werden. Sie können bis zu 2t wiegen (Quelle).
Die verträumte Auenlandschaft, ein paar Eindrücke.
1970 kauften der WWF und die Stadt Marchegg dieses Gebiet, seit 1995 ist es Teil des Natura 2000-Europaschutzgebiets March-Thaya-Auen und "Important Bird Area". Es gibt hier 500 gefährdete Arten, unter anderem Seeadler, Kaiseradler, Graureiher, Eisvogel, Europäische Sumpfschildkröte, Rotbauchunke, viele Fische, Insekten und den Urzeitkrebs Triops cancriformis.
Hier gibt es zwar keine Mammutbäume wie im Schulgarten Kagran, aber auch einheimische Bäume können riesig werden, solange man sie in Ruhe lässt.
Umgestürztes Totholz bleibt natürlich liegen und dient für Jahrzehnte als eigenen Miniökosystem (v.a. für Pilze und Insekten).
Rund um die Auwälder gibt es weitläufige Überschwemmungszonen (die sich füllen, wenn die Donau und die March Hochstände haben, ungefähr im März).
Eine Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum).
Die Blüten sehen denen der Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum) zum Verwechseln ähnlich, aber abgesehen von der früheren Blühzeit stehen die Blüten der Frühlings-Knotenblume einzeln und nicht wie hier in Blütenständen von drei bis sieben Blüten.
Ein zu den Spargelgewächsen gehörender Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum).
Er bevorzugt eher trockene Wiesen, aber im Sommer kann es hier auch zu Trockenperioden kommen.
Auch die giftige Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) gedeiht hier üppig.
Wie auch bei der weit häufigeren Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) enthalten ihre Triebe einen weißen, milchartigen Saft, der stark irritierend auf die Haut wirkt und Blasen hervorruft. Auf keinen Fall darf er in die Augen gelangen!
Kartäusernelken (Dianthus carthusianorum).
Eine Violette Königskerze (Verbascum phoeniceum).
Sie ist eine alte Heilpflanze (weltweit) und gilt in Österreich als gefährdet. Sie wurde zur Behandlung von Reizhusten, Bronchitis und bei Entzündungen eingesetzt.
Auch immer ein Hingucker: die Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus).
Die Pflanzenbestimmungen wurden übrigens, soweit notwendig, mit der App PictureThis durchgeführt.
All pics by @stayoutoftherz
Änliche posts:
Im Nationalpark Donau-Auen
PS:
Hier wurde der Autor dieser Zeilen ohne sein Wissen beim Fotografieren aufgenommen.