28.9.22 - 2 - Die wahre Reise

Übersetzung des ersten heutigen Artikels des ukrainischen Journalisten Oleg Yasynsky
https://t.me/olegyasynsky/489

"Ungeachtet aller derzeitigen Emotionen, Ängste und Befürchtungen möchte ich uns für einige Sekunden ablenken und uns allen zu einem Jahrestag gratulieren: Dem Internationalen Tag des Tourismus.

Fast 20 Jahre lang habe ich für unsere Mitbürger aus ALLEN unseren ehemaligen sowjetischen Republiken Exkursionen durch Lateinamerika organisiert. Ich weiß, dass wir trotz allem, was kommen mag, irgendwann auch wieder in der Welt reisen können, einer Welt, die einfach besser werden muss.

Unter den Überbleibseln vergangener Epochen und Begriffe nehmen die Wörter „Tourismus“, „Reisebüro“, „Reiseführer“ eine besondere Stellung ein. Eine nicht wohlmeinende Vorstellungskraft entwirft sogleich Bilder von Horden von Billgheimern mit Fotoapparaten, die munter von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit trampeln, um sie zum Hintergrund von Selfies zu machen, und um danach vom dienstbeflissenen Guide noch eine „echte Überraschung“ einzufordern. Dabei schauen sie ihm die Augen, die in Erwartung eines guten Trinkgelds bereits leicht grün eingefärbt sind.

In der Welt der Banalitäten und Stereotypen findet das Leben stets andere Pfade, die uns zu wegführen – zu uns selbst. Eine beliebige echte Reise ist vor allem ein Anlass zu einer Reise nach innen. Eine beliebige Fahrt ergibt nur dann Sinn, wenn sie etwas von unseren Dogmen, Stereotypen und unverrückbaren Wahrheiten zerstört. Ein beliebiger Blick auf eine beliebige Landschaft: er ist nicht mehr als eine Widerspiegelung dessen, was sich in uns befindet.

Deswegen gibt es reiche Leute, die dazu in der Lage sind, eine Million Geheimnisse und Wunder in jedem beliebigen Nachbardorf oder in den vor Langeweile zwischen den Gletschern Patagoniens oder den Höhen des Machu-Picchu vor sich hin darbenden Gegenden zu finden.

Reisen sind die Suche nach Einsamkeit und Gesellschaft zugleich, ein Anlass zum Luxus des Gesprächs und der Versuch, andere Welten und Leben zu erleben. Es ist auch das Herantasten an die Vielfalt von Kultur, Geschichte und Emotionen. Es ist eine Lektion des Zusammenschrumpfens der eigenen Größe auf der Weltkarte, um umso zuverlässiger zu spüren, dass man Teil das Ganzen ist. Es ist die Erwartung des Moments, wenn das Flugzeug über der Zeit und den Wolken stehen bleibt und die Erde sich langsam unter uns zu drehen beginnt, während sie gastfreundlich die Landebahn zur Verfügung stellt.

Unsere Reisen sind die unendliche Versuch, das Vergangene und das Zukünftige im Raum, hier und jetzt, mit dem offensten Teil unseres Herzen zu vermengen."

Die Einkünfte kommen dem Autor zugute, die Übersetzung wird umsonst gemacht. Da der Kanal den Namen des Autors trägt, möchte der Übersetzer nicht in seinem Namen auf Kommentare antworten. Daher bitte nicht böse sein oder es als Desinteresse werten, wenn Kommentare unbeantwortet bleiben. Sie werden auf jeden Fall registriert.

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