Friedhof, Tempel und Obon 👺⛩ 🗾Japan in Bildern Vol. 39

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Mitten in der heißesten Phase des japanischen Sommers, also Mitten im August wird das Obon-Fest begannen, welches auf buddhistischen Traditionen beruht, welche bereits im ersten Jahrtausend Einzug in und Einfluss auf das Inselreich hier im fernen Osten genommen haben.

Zu Obon gedenken die Japaner ihrer Verstorbenen und die meisten Menschen besuchen die Familiengräber, welche teilweise in einer ganz anderen Ecke des Landes sein können. Anschließend trift sich die Familie, man besucht Verwandte und isst und trinkt gemeinsam, worauf auf Letzteres besonderes Wert gelegt wird.

In der buddhistischen Mythologie werden die Geister oder Seelen der Ahnen am Friedhof abgeholt und noch einmal nach Hause gebracht, wo sie einige Tage verbringen bevor sie dann selber den Weg zurück in die Gruft finden. Wahrscheinlich ist die Obon-Zeit für die meisten Japaner die einzige Gelegenheit im Jahr, einmal bein Friedhof und dem Familiengrab vorbeizuschauen, welches dann auch gleich noch ordentlich geputz und aufgehübscht wird.

Friedhöfe sind in Japan fast ausschließlich mit Tempeln verbunden und oft gleich daneben gelegen. Die Bestattung der Toten findet deshalb auch nach buddhistischen Riten statt, welche ziemlich aufwenig und umständlich und dementsprechend natürlich auch sehr kostspielig sind. Religion will und muss halt auch bezahlt werden.

Also Obon, und deshalb haben wir den Friedhof aufgesucht und da wir diesmal ein wenig mehr Zeit hatten, sind wir auch einmal gemütlich durch den angrenzenden Tempel durch, welcher zu meiner Überraschung größer und interessanter war, als ich es erwartet hatte.

Im Gegensatz zu vielen Tempeln in Kyoto or Tokyo zieht der Daieji-Tempel wenige Besucher an, und ist eher Ziel für die Bewohner der unmittelbaren Umgebung. Aber für mich war es doch ein kleines Highlight, unerwartet kommt oft gut.

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Bereits das kleine und das große Eingangstor waren bereits sehr einladend, wogegen das Eingansportal des Hauptgebäudes mal ein wenig neue Farbe gebrauchen könnte.Innerhalb des Gebäudes hat die große Gebetshalle aber gleich wieder beeindruckt, von der es aber aufgrund der Lichtverhältnisse kein Foto gibt. Jeder zeigt halt, was er hat und tut wenigsten so, als hätte man es total drauf. Was in unseren europäischen Breiten gilt, schein also nicht nur ein lokales, sondern ein weltweites Phänomen mit dem Namen "Dicke Hose". Aber ich schweife mal wieder ab.

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Innerhalb des Tempels gibtes natürlich noch den Meditationsraum, welcher bei über 35 Grad nicht gerade dazu einlädt nach der Erleuchtung zu suchen, wenn es nämlich den Körper und Geist nur noch nach einer kühlen Pause dürstet. Aber wer sucht, der oft findet, und bei angenehmeren Temperaturen kann ich mir eine kleine Meditationsrunde hier sogar vorstellen.

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Dieser angenehme Bursche hat hier auch seinen wohl endgültigen Platz gefunden und scheint sich auch einiger Aufmerksamkeit erfreuen zu dürfen.

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Auf dem Weg zum Friedhof kamen wir dann auch noch an dutzenden von kleinen Jizo-Steelen vorbei, welche wohl Gottheiten der buddhistischen Mythologie abbilden. Jede einzelne bildet einen anderen Jizo ab, und ich, der wenige Sekunden zuvor noch auf grüne Reisfelder geschaut hatte, war wiederum verblüfft.

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Der Reis steht schon ziemlich hoch in diesem Monat, hatte er ja doch auch Unmengen vor Regen erhalten, der ihm hoffentlich mehr gelabt als geschadet hat. In circa einem Monat werden die meisten Felder bereits abgeerntet sein und der der frische neue Reis wird in unzähligen Schüsseln dampfen.

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Friedhöfe und Gräber sind in Japan, wie auch in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt, oft kleine Kunstwerke. Respektvoll und graziös, aber auch irgendwie fragil und vergänglich. Bestattungen werden in Urnen vorgenommen, und die meisten Familien liegen hier oft über mehrere Generationen zusammen. Besonders zu Obon sind viele Grabsteine mit Blumen und Kerzen geschmückt, je nachdem, ob die Familie noch in der Nähe lebt oder nicht, mal mehr und mal weniger. Besonders im Sommer ist ein Friedhofsbesuch eine sehr schweisstreibende Angelegenheit, da es keinerlei Bäume und somit keinerlei Schatten gibt. Ein großer Gegensatz zu den doch eher grünen parkähnlichen Friedhöfen in Deutschland.

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Und auch hier auf dem Friedhof gilt, dass man gerne ein wenig protzt. Neue Momumente werden errichtet, für die natürlich jemand löhnen durfte. Ob man damit den Aufenthalt im Himmelsreich angenehmer gestalten kann, sei einmal dahin gestellt, aber ein wenig Eindruck hat dieses Kunstwerk dann auch auf mich gemacht. Schön, wenn sich mal wieder jemand auspinnen und auspielen durfe.

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Abschließend will ich euch auch nicht vorenthalten, was es denn an diesem Tage noch zu speisen gab. Natürlich Fisch, Sushi und Sashimi geht immer und ist auch in Japan etwas besonderes, was nicht jeden Tag auf dem Tisch zu finden ist. Frittierte Garnelen sind auch was feines und runtergespült wurde alle zum Abschluss mit einen Glas kühlen Sakes. Das Leben kann doch gut sein, zum Glück zählen wir alle noch zu den Lebenden, und das wollen wir auch so schnell nicht ändern.



Das war es für heute. Ich hoffe, ihr schaut auch mal wieder vorbei, wenn es wieder Fotos aus dem Reich der aufgehenden Sonne gibt. Ich habe noch eine Menge zu entdecken, und freue mich schon auf das nächste Abenteuer.

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