Tipp für Uhrenfans

Es gibt eine Menge Leute, die viel Zeit und Geld mit dem Sammeln, Besprechen und Tragen von Uhren verbringen. Zu denen zähle ich nicht, weil die meisten Sachen mich nur kurz interessieren und danach nur noch mäßig.

Nichtsdestotrotz hatte ich schon immer eine Schwäche für Uhren, v.a. solche mit mechanischen Uhrwerken. Je tiefer man sich mit der Materie beschäftigt, desto mehr gerät man ins Staunen. Es ist Wahnsinn, mit welcher Präzision und Erfindergeist gearbeitet wird und schon lange vor der Digitalisierung und Industrialisierung wurde.

Vor wenigen Wochen hat meine gute alte Handaufzugsuhr Raketa 2609 erstmal den Geist aufgegeben. Diese hatte ich kurz nach der Wende in Russland für damals umgerechnet 5 Euro gekauft. Ich trug sie fast täglich und hatte sie null gepflegt, was ein mechanisches Uhrwerk für gewöhnlich nach einigen Jahren mit Kapitulation beantwortet. Bis sie überholt bzw. repariert ist, muss aber ein Ersatz her, der mir zusagt.

Das Dumme daran ist, dass Uhren mit mechanischen Uhrwerken ziemlich teuer sind, jedenfalls wenn sie von guter Qualität sein sollen.

Ein möglicher Ausweg, den viele Uhrenliebhaber nicht auf dem Schirm haben, ist mal wieder bzw. immer noch Russland. Einige wenige Betriebe der vormals riesigen Uhrenindustrie haben überlebt bzw. wurden wiederbelebt.

Am interessantesten dabei ist die bereits genannte Petersburger Uhrenschmiede "Raketa". Sie ist einer der wenigen Uhrfabriken weltweit, die alle - wirklich alle - Teile selbst herstellt. Nichts wird zugekauft. Meist ist das nicht mehr der Fall, die meisten Uhrenschmieden verwenden japanische oder schweizer Bauteile.

"Raketa" hat die Krise überlebt und ist dabei, sich zur russischen Rolex zu entwickeln, wobei die Einstiegspreise für das klassische Basismodel "BIG ZERO" mit 750 Euro noch ziemlich günstig sind. 100% Handarbeit, keine computergesteuerten Maschinen, uralte Uhrmachertradition - großartig. Leroy ist bekennender Fan und wird seine alte Raketa demnächst mit einem der neuen Modelle ergänzen.

Nun sind 750 Euro ja auch nicht gerade ein Pappenstiel, selbst wenn man weiß, dass die Menge an hochquaflizierten Arbeitsstunden eben mindestens so viel kostet.

Hier kann ich Euer Augenmerk auf die russische Uhrenschmiede "Vostok" richten, die man sogar in Deutschland relativ gut und günstig erwerben kann. Für sage und schreibe nur 120 Euro bekommt man z.B. bei Julian Kampmann in München den Klassiker schlechthin, die "Scuba Dude" - samt Garantie und zusätzlichem Lederband.

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Die "Scuba Dude" von Vostok an Leroys Arm

Vostok war ursprünglich nur ein Lieferant für die sowjetischen Streitkräfte; in diesem Rahmen ist auch in den 60er Jahren die "Amphibia"-Serie entwickelt worden, zu der die Scuba Dude zählt. Die Uhr ist bis 200 m wasserdicht und stoßfest. Selbst Temperaturen von -20° machen ihr nichts aus. Das Automatik-Uhrwerk 2436B ist zwar kein Wunder an Genauigkeit, aber eine bewährte und extrem robuste Eigentwicklung und wird im Mutterhaus in Chistopol, ca. 1000 km östlich von Moskau, produziert.

Die Lünette und das billig wirkende, glänzende Metallarmband kann man leicht mit einem Natoband oder einem Lederarmband der Wahl austauschen, wenn man nicht auf den 70er-Look steht, was ich als analoger Retrofan in fast allen Bereichen natürlich nicht getan habe.

Die Dinger halten ewig und sind für den Preis wirklich solide. Man kann gar nicht anders als eine Beziehung zu der Uhr aufbauen. Ick steh total uff det Teil!

Irgendwie finde ich es auch ein ganz apartes Fashion-Statement, mit einer 70er-Jahre und richtig schweren Sowjetboulette am Arm rumzurennen. So hält man sich automatisch unangenehme Gesprächspartner vom Leib.

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