Wie meine gescheiterten Versuche der Eröffnung eines Bankkontos auf den Philippinen mich in die traurige Realität der heutigen Überwachungswelt zurückholten.



Nach einigen, meinen Einstieg in das Leben auf den Philippinen begleitenden Posts, wende ich mich diesmal wieder einem ernsteren, mich sehr frustrierenden Thema zu: der weltweit rapide zunehmenden, zur dystopischen Normalität werdenden, von der brav vor sich hin arbeitenden und konsumierenden Mehrheit kritiklos hingenommenen ("Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten!") Überwachung des Menschen in allen Lebensbereichen.


Kein Bankkonto bei der BPI und der Chinabank.


Gefühlt ist mein Dasein auf den Philippinen zwar deutlich freier und unbeschwerter als in Deutschland. Vor allzu rosarot-naiven Träumereien bewahren mich jedoch Erlebnisse, wie beispielsweise meine bisher ausnahmslos gescheiterten Versuche, ein philippinisches Bankkonto zu eröffnen.

Knackpunkt ist stets die Frage nach der Quelle des Geldes, welches ich zukünftig dort einzuzahlen gedenke.
Einen Beruf übe ich nicht mehr aus und Rente beziehe ich (noch) nicht - woher stammt also die Kohle dieses seltsamen, keinem Klischee eines anständig arbeitenden Bürgers genügenden Menschen?
Beim ersten Versuch, ein Konto zu eröffnen, bei der BPI, war ich noch gutgläubig genug, zu erzählen, von Investitionen in Bitcoin und andere Kryptowährungen leben zu wollen. Die Ablehnung des Kontoeröffnungsantrags (per SMS) ließ nicht lange auf sich warten.

Vorsichtiger geworden, versuchte ich es heute bei der Chinabank, die ausländischen Antragstellern gegenüber als vergleichsweise aufgeschlossen gilt. Als umso desillusionierender erwies sich dann die Realität: Ich hatte mir vorgenommen, Worte wie "Bitcoin" oder "Krypto" möglichst überhaupt nicht in den Mund zu nehmen und stattdessen als Nachweis einer äußerst 'seriösen' Geldquelle den Verkaufsvertrag meines Hauses in Deutschland mitgebracht.

Es war zwar nicht unbedingt mein Plan, dieses Dokument unverzüglich vorzulegen, aber als wieder alles andere nichts half ("Nein, ich bin zwar nicht mehr berufstätig, beziehe aber noch keine Rente."), schüttelte ich schließlich dieses vermeintliche Ass aus dem Ärmel. Dass der philippinische Bankmitarbeiter den auf deutsch verfassten Vertrag (wen überrascht das jetzt wirklich?) nicht lesen konnte, versuchte ich dadurch zu kompensieren, ihn insbesondere auf die den Kaufpreis enthaltende Textpassage hinzuweisen. :)

Immer wieder seinen Chef fragend im Nebenzimmer verschwindend, ließ mich der durchaus freundliche Mann wissen, das Schriftstück müsse erst ins Englische übersetzt und notariell beglaubigt werden, bevor an eine Account-Eröffnung auch nur zu denken sei. Eine erneute Unterschrift des (wohlgemerkt in Deutschland lebenden) Hauskäufers unter die Übersetzung würde die Chancen ebenfalls erhöhen ...

Unglücklicherweise hülfe es nun auch nichts mehr, andere Geldherkunftsquellen, z. B. frühere Gehaltsnachweise (die er ohnehin wieder nicht lesen können würde), anzuführen, denn nun habe er ja bereits den Verkaufsvertrag gesehen, und wie könne die Bank bei meinen potentiellen zukünftigen Einzahlungen dann wissen, aus welcher der von mir genannten Quellen genau, das eingezahlte Geld letztlich stamme?


Beweislastumkehr wird zur allgemein akzeptierten Normalität.


Sollte ich den Verkaufsvertrag nun teuer übersetzen und beglaubigen lassen, dürfte es sehr gut möglich sein, zukünftig doch noch erfolgreich ein Bankkonto auf den Philippinen zu eröffnen.
Das ändert aber nichts im Geringsten an der vollkommenen Absurdität dieser Vorgänge!
Angenommen, ich hätte das Dokument, in perfektes English übersetzt, dort abgegeben - was hätte das daran geändert, dass die Bank bei zukünftigen Überweisungen nicht wissen würde, aus welcher Quelle (Hausverkauf, Gehalt, Drogendeals oder was auch immer) mein Geld stammte? Da kommen ja bei einer Überweisung keine mit der Aufschrift "durch Hausverkauf erworben" markierte Scheine an ...

Was mich aber, abgesehen von solchen Logiklücken, ganz fundamental stört, ist, dass überhaupt ICH heutzutage die Herkunft meines Geldes aus legalen Quellen nachweisen muss und nicht derjenige, der das bezweifelt, das Gegenteil! Das widerspricht zutiefst der grundsätzlichen Unschuldsvermutung und stellt in meinen Augen eine völlig inakzeptable Beweislastumkehr dar! Zunächst einmal sollte doch stets angenommen werden, dass Geld von bis dato nie kriminell gewesenen Menschen nicht mittels Straftaten erlangt wurde! Und sollte ein begründeter Verdacht bestehen, sollten die für solche Fälle Ausgebildeten eben ordentlich ermitteln, bis die entsprechenden Beweise vorliegen.


Die Philippinen werden von der FATF unter Druck gesetzt.


Es geht mir hier überhaupt nicht darum, speziell philippinische Banken zu kritisieren. Dem Mitarbeiter am Schalter war es sichtlich unangenehm, dass er uns nicht weiterhelfen konnte ... durfte!
Da sich die Philippinen auf der "Grauen Liste" der in Paris sitzenden FATF (Financial Action Task Force) zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung befinden, versuchen die Geldinstitute des Landes, jedes potentielle Risiko tunlichst zu vermeiden.


Zunehmende Überwachung auf allen Ebenen: ein weltweit zu beobachtender Prozess!


Nein, das Problem ist ein viel tiefer gehender, weltweit erfolgender Prozess hin zu immer mehr Überwachung, Kontrolle und damit einhergehendem Freiheits- und Selbstbestimmungsverlust des Individuums (weitere Beispiele finden sich in zahlreichen meiner anderen Posts).

Das Problem ist, dass die Regierenden Gesetze verabschieden, die mit enormem Aufwand (mir erzählte ein bei einer Bank arbeitender Freund, dass die "Sicherheitsabteilung" mittlerweile ein Fünftel des gesamten Personals ausmache!) für ein, wenn überhaupt, minimales Sicherheitsplus sorgen, aber zugleich Millionen unschuldige Menschen unter Generalverdacht stellen.

Das Problem ist, dass den meisten Menschen ihre Gläsernheit völlig egal ist, dass sie akzeptieren, ihr Leben lang Rechnungen aufbewahren, Quittungen sammeln und Transaktionen dokumentieren zu müssen, nur um sich im Zweifelsfalle als rechtschaffener Bürger, der nichts zu verbergen hat, ausweisen zu können - einfach gruselig!

Mein Problem ist, diese Entwicklung hin zu einer Welt der absoluten Kontrolle (Vermögensauflistung, Geldflüsse, Kommunikationsdaten, Bewegungsprofil) jedes Individuums als die größte Gefahr für die Menschheit überhaupt wahrzunehmen. Das klingt dramatisch - und ist es in meinen Augen auch!
Sollten sich nicht JETZT immer mehr Menschen, z. B. auch durch die konsequente Nutzung der durch Kryptowährungen gebotenen Optionen, zu wehren beginnen, dürfte aufgrund der aktuellen technologischen Möglichkeiten Widerstand gegen einmal implementierte Kontrollsysteme, deren Perfektion sogar George Orwell sicherlich imponiert hätte, zukünftig kaum noch möglich sein und jegliches Aufbegehren bereits im Keim erstickt werden können.

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