Inflationsjammer: Hohe Preise? Falsches Geld

Benzin ist keinen Cent teurer als vor zehn Jahren. Nur der Euro ist billiger geworden. Gold dagegen nicht.

Ist Tanken wirklich so teuer wie nie? Können sich Normalverdiener den Weg zur Arbeit wirklich bald nicht mehr leisten? Müssen Nahverkehrsgesellschafen die Ticketpreise drastisch erhöhen, Spediteure auf ihre Frachtraten draufschlagen und Bäcker, Fleischer, Supermärkte und Nachrichtenmagazine neue Endverbraucherabgabepreise festlegen? Weil Putin mit der Ukraine auch die Weltenergiemärkte angegriffen hat, sich die Bundesregierung jedoch weigert, sofort ein komplettes Russenembargo auszurufen, aber auch einen Energiepreisschutzschirm aufzuziehen.

Raffinierte Kombination

Es stimmt, dass ein großer Teil des Spritpreises in Deutschland aus einer raffinierten Kombination aus Steuern und Abgaben besteht, die mit dem Materialpreis mitatmen. Steigt der, freut sich der Finanzminister auf Zusazueinnahmen: Über Energie- beziehungsweise Mineralölsteuer, Umsatzsteuer und eine Extra-Abgabe zur Spritbevorratung kassiert das Finanzamt bei einem Spritpreis von 2,20 Euro derzeit monatlich etwa 400 Millionen Euro monatlich mehr als bei einem Preis von 1,90 Euro. Über ein Jahr runde fünf Milliarden, tragischerweise aber fünf Milliarden, die heute viel weniger wert sind als noch vor zehn Jahren. Was einst Millionen waren, gigantische Summen unvorstellbarer Höhe, mit denen alte weiße Finanzminister jonglierten, dass es einem beim Zuschauen schwindlig wurde, sind längst Milliarden, kaum rein, schon wieder raus aus dem Fenster.

Der kleine Mann und seine kleine Frau, sie stehen an der Zapfsäule und starren auf die Zahlen und sind unsicher: 2,29 Euro der Liter, 135 Euro der Tank, "da ist jetzt wirklich ein Punkt erreicht, wo man sagen muss, da muss man handeln", wie es der CDU-Politiker Tobias Hans ausgedrückt hat, dessen ganzes Bundesland nach den aktuellen Grundstückspreisen mittlerweile nur noch den Gegenwert von zwei Milliarden Tankfüllungen repräsentiert. Ein Wertverfall, der jeden Haushalt trifft, aber aus ganz anderen Gründen als die Leit- und Gemeinsinnmedien in ihren tröstenden Erklärungen anführen. 

Es liegt nicht am Ölpreis

Denn das Problem ist nicht der steigende Ölpreis, sondern der zunehmend beschleunigte Tauschwertverfall der "stabilen" (Angela Merkel) Gemeinschaftswährung Euro, wie schon ein kurzer Blick auf die Preisentwicklung zeigt. Beim bisheriger Höchststand der Öl-Preise im Jahr 2008 kostete ein Barrel Öl 147 US-Dollar, im Moment hingegen sind es nur etwa 110 Dollar. Benzin kostete vor 14 Jahren hingegen ungefähr 1,58 Euro pro Liter, derzeit allerdings 2,27 Euro.

Wie geht das zusammen? Was steckt dahitler? Nun, 2008 bekam man für einen Euro mehr als anderthalb Dollar. Seitdem verlor die Gemeinschaftswährung mehr als ein Drittel ihre Wertes, gemessen in US-Dollar. Zugleich erhöhten diverse Finanzminister den Anteil der von Steuern und Abgaben auf Super-Treibstoffe durch neue Lasten, etwa durch die CO2-Abgabe genannte Sondersteuer, so dass aus  knapp 90 Cent Staatsanteil am Benzinpreis von 2008 (66 Cent Energiesteuern, 24 Cent Umsatzsteuer)  inzwischen eine Belastung von 1,11 Euro wurde: Zu den 66 Cent Energiesteuern summieren sich derzeit  37 Cent Umsatzsteuer und acht Cent CO2-Steuer.

Wertloseres Geld


Steuern und Abgaben auf Benzin sind damit um ein Viertel höher, das Geld, mit dem die Ware eingekauft werden muss, ist dagegen 40 Prozent weniger wert. Es sind nicht die hohen Preise, es ist das falsche Geld, daran lässt ein Quervergleich keinen Zweifel: Konnte der Bezieher eines deutschen Durchschnittseinkommens sich vor 14 Jahren noch etwa vier Unzen Gold für einen Monatslohn  zulegen, reicht es heute nur noch für zwei. Bei Benzin, Gas, Heizöl, aber auch bei vom Staat herausgegebenen Silbermünzen wirkt dieselbe unaufhaltsame Kraft: Ein unendlicher Geldstrom aus den Krisenfabriken der EZB trifft auf eine endliche Welt, in der Haben und Soll dazu tendieren, sich kurz- oder langfristig immer auszugleichen.

Gemessen in Gold ist Benzin trotz der rekordhohen Abgaben in Deutschland derzeit keineswegs besonders teuer (Charts oben). Ganz im Gegenteil: Für eine Unze Gold gab es 2008 zwischen 625 und 670 Liter Treibstoff, für eine Unze Gold gibt es heute sogar zwischen 750 und 800 Liter.  Verkehrsexperten und Politiker, die beim Blick auf die aktuellen Spritpreise Putin verantwortlich machen, die hohen Steuern als Ursache der Rekordpreise nennen und beteuern, die seit Jahren auf eine Zündung der Inflationsbombe zielende Negativzinspolitik der EZB habe mit dem galoppierenden Verfall des Tauschwertes des Euro überhaupt nichts zu tun, spielen einmal mehr auf Zeit, indem sie absichtlich oder aus Unkenntnis versuchen, fake news über die Zusammenhänge zwischen Benzinpreisrekorden, Strompreisexzessen, Erdgaspreisexplosionen und dem beängstigenden Supermarkt-Einkaufsgefühl des Alleswirdteurer verbreiten. 

Wäre der Euro nicht aus guten Wünschen, realitätsfernen Parolen und seltsamen Gebeten gemacht, sondern aus purem Gold, wäre Benzin heute sogar billiger als vor zehn Jahren, und das trotz der Steuererhöhungen, mit denen der Staat "gut gewirtschaftet" hat.

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