Wer Glaubt Schon An Zufälle?

"3A3118A0-A41A-4458-B94B-90AFE11572E7.jpeg" Geburtstagsgeschenk an meine platonische Liebe - Frei nach "Harvie Krumpet"

Wer glaubt schon an Zufälle? Ich tue mich damit zusehends schwerer, speziell wenn sie so dicke kommen wie heute. Aufgrund innerer Aufruhr, die sich mit stetiger Bedürftigkeit begründet, beschloss ich gestern eine Mini-Autobiographie zu schreiben. Warum ich so bin wie ich bin, wie es dazu kam und warum. Teil dieses Plans wurde durch die drastische Unterschiedlichkeit in der "Bewertung" meiner Englischen Beiträge und der in deutscher Sprache ausgelöst. Auf Englisch habe ich schon so einiges in den letzten Jahren über mich selbst geschrieben, oder mehrheitlich über "das was mir passiert". Weil das eben manchmal so hahnebüchen daherkommt, wie unerwartet und ungewollt.

Dann trieb es mich an, über meinen Vater zu schreiben, den ich sehr vermisse und dessen Abwesenheit sich nach seinem Tod in erweitertes Verständnis für sein Leben verwandelte. Es folgte eine Ode an meine Mutter, die fernab des gesunden Wachbewusstseins sich seit zwei Jahren in einem Heim für Menschen mit Altersdemenz befindet. Während die improvisierte Biographie meines Vaters eine zweistellige Bewertung mit sich brachte, hält sich die kondensierte Erzählung über das Leben meiner Mutter im einstelligen Bereich auf. Vielleicht begründet sich dies darin, das die beiden Erzählungen zeitlich zu nah aufeinander folgten? Beide sind aus dem Antrieb geboren, Licht auf meine Geschichte zu werfen - die das Produkt meiner Eltern ist. Zumindestens bis zu dem Grad, als sie noch unmittelbar auf mich einwirkten.

Das es einen guten Grund dafür gibt meinen eigenen Weg zu beleuchten, liegt in der Natur der jetzigen Erfahrung. Um zu verstehen wie es zu dem kommen konnte wie es kam, bedarf es einer genaueren Beschreibung meiner eigenen Entwicklung. Diese Beschreibung war schon zu einem guten Stück gediegen, als ich eine Pause einlegte um etwas Schlaf zu finden, trotz aller widrigen Umstände. Als ich dann heute morgen weiter schreiben wollte - war alles weg. Es war zuviel um einfach nochmal drauf los zu schreiben. Ich deutete diesen Umstand mit "Nein. Es soll nicht sein." Die Frustration hielt sich in Grenzen und ich besuchte einige Webseiten um etwas zu lesen. Ich landete auf einer Kommentarspalte in der "Gurdjieff" erwähnt wurde. Obgleich ich Gurdjieff als festen Bestandteil meiner philosophischen Entwicklung ansehe, hatte ich mich aus verständlichen Gründen schon lange nicht mehr mit seinen Werken beschäftigt. Also besuchte ich das Internet Archiv und gab "Gurdjieff" ein. Mit dem folgenden Ergebnis an erster Stelle:

"Beelzebub's tales to his grandson : an objectively impartial criticism of the life of man"

​Ich begann sofort mit der Lektüre. Unterbrochen nur durch das Streichen von Stellen in dem Raum in dem ich mich aufhalte, die erst jetzt gestrichen werden konnten. Kleine Stellen an denen das Wellblech auf der Mauer sitzt, die ich vorgestern mit Zement gefüllte hatte.

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Unter Wellblech bei 0°C in der Nacht...

Nun las ich also "Beelzebub's Erzählungen an seinen Enkel..." und bemerkte diese eigenartige Verbindung zum ersten Kapitel, das auch für belesene Menschen - oder gerade für solche - eine Herausforderung gewesen sein muss als es erstmals erschien. In der heutigen Smartphone Welt findet sich aber möglicherweise gar nicht die Zeit, oder das Interesse sich mit einer Lektüre auseinanderzusetzen, oder zu beschäftigen, die so ungewöhnlich daherkommt. Sowohl in Stil, als auch in Inhalt. Das merkwürdige daran ist nun, das es kein Zufall sein kann, daß ich justamente zu diesem Zeitpunkt meine eigenen Beschreibungen auf dem Bildschirm verschwinden sah, und stattdessen in eine Geschichte geriet, die mir sehr vertraut war. Ich fühlte mich Gurdjieff mehr verbunden als je zuvor und sog seine Erzählungen auf wie ein trockener Schwamm Wasser. Das erste Kapitel war eine echte Offenbarung. Mein eigenes Werk, das ich vor zwölf Jahren begann und aufgrund ständiger Veränderungen in meinem Leben und meiner unmittelbaren Umgebung nicht in der Lage war zügig zu einem Ende zu bringen, entsprach genau dem, was ich über das Vorwort seines Buches von Gurdjieff las. Ohne es vorwegzunehmen, aber mir wurde klar, das es gute Gründe dafür gibt, daß "So, Be It!" noch nicht fertiggestellt werden konnte. Gurdjieff nennt diese Gründe als von einer höheren Instanz ausgehenden Einflussnahme auf unser Schaffen und Sein.

Besonders interessant fand ich auch die Wiederkehr eines alten Bekannten, wenn ich so sagen darf, einer Figur die in Vorderasien fester Bestandteil der dortigen Philosophie und Weisheit ist: Mulla Nasruddin. Der Grund warum die Erscheinung in diesem Buch für mich von Bedeutung ist liegt darin, das ich vor vielen Jahren "Die Abenteuer des Mulla Nasruddin" vom Englischen in die deutsche Sprache übersetzt hatte. Unaufgefordert. Nachdem ich sie dem "Ost-West Verlag" in London zur Freigabe einer Publikation in deutscher Sprache übersandt hatte, erhielt ich eine Absage mit der Begründung das der Verlag nur eigene Übersetzer beauftragt. Ich überliess eine Kopie dieser Übersetzung zwei Freunden in München, von denen einer ein mittlerweile verstorbener Schauspieler war. Das ist nun 35 Jahre her und später erhielt ich von einem anderen Freund eine CD, in der der Schauspieler Freund diese Geschichten als Audiobuch publizierte. So sind alle Dinge ganz offensichtlich miteinander verbunden und wie auch von Gurdjieff so schön beschrieben - entziehen sich weitgehend unseres Wachbewusstseins in beiden, Umfang und Zeit der existierenden Verbindungen.

Soviel zu der Geschichte die nicht sein sollte und der die sich stattdessen offenbarte.

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