Zeidlerei im Reichswald (Teil 1/2)

[English see blow]

Im Mittelalter erlebte die Bienenzucht ihre Hochblüte. Damals nannte man Berufsimker Beutler und Zeidler. Vor allem in den Klöstern wurden Bienen wegen ihres Wachses gehalten. In dieser Zeit wurden Bienenkörbe auch gern zur Verteidigung eingesetzt, indem man mit ihnen nach dem Angreifer warf.

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Die Zeidler beobachteten ein – und ausfliegende Bienen in Baumbruthöhlen von Schwarzspechten. Sie markierten diese Bäume mit einem Zeichen, auch Zeidlerzeichen genannt, was der Inbesitznahme des Bienenvolkes entsprach. Von da an, war es dem Zeidler erlaubt, das Bienenvolk zu bewirtschaften. Er schlug hierzu Trittkerben in den Baum oder installierte Flaschenzüge, mir den er dann den Baum ersteigen konnte, um bis zu den Bienen zu gelangen. Die dafür verwendeten Werkzeuge waren das Zeidelmesser und Zeidelgabel aber auch die Zeidelaxt. Seitlich oder Rückseitig des Fluglochs wurde eine Art Tür angebracht, um besser an die Völker heranzukommen.

Man schütze sich ähnlich wie heute durch Verwendung von **Rauchtöpfen **und fester Kleidung wie Lederjacken, wollene derbe Strumpfhosen und Hüten mit Schleier.

Hier mein Video, das eine archäologische Ausgrabung einer waldwirtschaftlichen Zeidlerei bei Schlammerdorf dokumentiert, in der auch Rauchtöpfe der Zeidler gefunden wurden.

Um mehr Effizienz in der Bienenhaltung zu herhalten legten die Zeidler mehrere künstliche Höhlungen in einem Baum an. So entstanden Zwi- oder Dribeuten innerhalb eines Baumstammes.
Da diese Art der Bienenhaltung sehr aufwendig ist, holen sich die Zeidler die Bienen in Form von Klotzbeuten zu sich nach Hause. Dazu entwipfelten sie die Bäume oberhalb des Fluglochs und schnitten nach unten hin den Holzklotz vom Baum ab. Die so entstandene Klotzbeute brachten sie dann zu sich nach Hause und stellen sie oft in Reihen in ihren Pingärten auf.
Die Klotzbeuten bekamen noch ein Flugbrett ans Flugloch und ein Dach zum Schutz vor Regen und Schneewurden verpasst. Des Weiteren wurden die Klotzbeuten auch bemalt oder sogar mit Schnitzereien versehen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der Nürnberger Reichswald zu der Zeit der Zeidler, ein vielseitiger Mischwald mit Anteilen von echtem Urwald war und erst durch die Erfindung der Waldsaat von Peter Waldstromer 1336 hin zum sogenannten Steckerlaswald, einer Kiefern Monokultur, entwickelte.
Die Zeidler betrieben auch keine Bienenzucht, also eine Vermehrung durch Zucht von eigenen Bienenköniginnen. Sie waren auf das Einfangen von Schwärmen angewiesen, denen sie den Honig beließen, während sie den Altvölkeren alles restlos wegnahmen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von tödliche- und untödliche Völker. So ist auch zu erklären, warum damals so große Mengen an Bienenwachs anfielen welches sehr gefragt war in den Kirchen und Klöstern des Landes.

Der Ursprung des Wortes Zeideln ist nicht zu 100% geklärt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war damit das Wort Schneiden gemeint, d.h. das Herausschneiden der Bienenwaben aus dem Bienenstock. Die Zeidler waren die Personen, die Waldbienenhaltung betrieben. Sie betrieben eine Weiterentwicklung der Bienenwirtschaft durch planmäßiges Vorgehen. Neue Nistplätze wurden für die Bienen angelegt, die Bienenvölker dadurch vermehrt und der Ertrag gesteigert.

Sie höhlten die Bäume unterhalb des Wipfels (den sie oft beseitigten) aus und verschlossen die so gewonnene Bienenwohnung, die Beuten, mit einem Brett, während eine kleine Öffnung als Flugloch diente. Diese Baumbienenwohnungen wurden von schwärmenden Bienen besetzt oder der Zeidler brachte selbst einen Schwarm hinein. Neben der Waldbienenpflege wurde auch Bienenfang betrieben. Die Zeidler durften wilde Bienen fangen und im Wald schwärmen lassen. Zur Erntezeit wurden die Beuten geöffnet und Honig und Wachs entnommen. Durch das Anlegen der Beuten starb der Baum ab, was zu großen Verlusten des Baumbestandes führte.
Zwar gab es auch die Heimbienenhaltung, in denen Bienen in eigens für sie gebauten Stöcken auf Bauernhöfen lebten.

Doch konnte sich diese Form der Bienenhaltung auf Grund der großen Bedeutung der Waldbienenhaltung in den großen Wäldern um Nürnberg nicht etablieren.
Bereits 1296 wurde in einer Urkunde die Ernennung eines Zeidelmeisters bestätigt und auf das Zeidelgericht in Feucht verwiesen. Im 13. Jahrhundert war das Zeidelwesen bereit voll ausgebildet. Die Zeidler hatten ihren eigenen Gerichtsstand und ihr Gericht hatte seinen Sitz in Feucht

Die Zeidler hatten schon im 11. und 12. Jahrhundert ein gewisses Pfändungs- und Rügerecht, waren also in den Rang niederer Waldbeamter erhoben worden. Außer dem Forstmeister und den Patrizierfamilien Waldstromer und Koler durften nur die Zeidler Honigwirtschaft betreiben. Die Zeidler waren formal den Erbförstern gleichgestellt. Sie waren freie und unabhängige Lehensleute.

Der Begriff Zeidelwesens würde man heute am besten mit Imkerei übersetzten was aber nur zum Teil richtig wäre, da ein Zeidler nicht nur ein Beruf, sondern eine zu einer Zunft gehörigen Person mit Privilegien, war.

Die Zeidlerprivilegien

Durch das Zeidlerprivileg von Kaiser Karl IV. von 1350 bekamen die Zeidler folgende Privilegien zugesprochen:

  • Zollfreiheit und die Lehensfreiheit: Handelsstädte, wie z.B. Nürnberg, Basel und Köln schlossen untereinander Verträge, die ihren Kaufleuten wechselseitige Befreiung von Handelszöllen gewährten. Die Lehensfreiheit bedeutete, den steuerfreien Besitz von Land und Gütern was auch als Allod bezeichnet wurde. Man würde heute sagen, die Zeidler mussten keine Grundsteuer auf ihr Zeidelgütern (Zeidelhufen) bezahlen.

Was auch sehr interessant ist, dass man für ca. 80 Jahre das Erbrecht auf eine Zeidlerei durch die Tochter nachweisen konnte (~1340-1420), was für die Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts außergewöhnlich war.

  • Die niedere Gerichtsbarkeit: darunter verstand man Diebstahl, Hehlerei, Wandalismus, Tätlichkeiten und Grundstücksangelegenheiten etc.
  • Holzrechte und das niedere Jagdrecht auf kleinere Tiere wie Hasen und Federwild sowie Rehwild als einziges Schalenwild. Das niedere Jagdrecht wurde auch als Reisjagd (Sammelbezeichnung für Unterholz, Gebüsch, dünnes Geäst) bezeichnet.
  • Das Tragen einer Tracht: Die Zeidlertracht für Frau und Mann war keine Arbeitskleidung, sondern eher das Sonntags- und Festtagsgewand.
    ZeidelTracht.jpg
  • Das Führen einer Waffe, der Armbrust: Wie auch heute war das Führen einer Waffe nur wenigen gestattet und dienet den Zeidlern hauptsächlich zum eigenen Schutz im Wand gegen wilde Tiere wie Wildschweine, Wölfe und Bären als auch gegen lichtscheues Gesindel (Räuber).
  • Armbrust.jpg

Pflichten

Mit den Zeidlerprivilegien waren natürlich Pflichten verbunden, wie:

  • Abgabe von Honig und Wachs: Für ihre Zeidelgüter mussten sie seit 1427 ein gewisses Quantum Honig, später eine Vergütung in Geld, das so genannte Honiggeld bezahlen. Im Jahr 1606 mussten von Zeidlern im Lorenzer Wald zum Beispiel 411 Maß (1 Maß = 1,069 Liter) Honig erbracht werden, was einem Wert von 40 Gulden, sechs Pfund und 20 Pfennigen entsprach.
  • Kriegsdient für den Kaiser: Zu Beginn der Zeidelprivilegien galt auch die Pflicht für Kriegsdienste den Kaiser was etwas später in die Verpflichtung zu Geleit- und Spanndiensten geändert wurde.
  • Pflicht zur Pflege des Waldes: Die Zeidler waren auch verantwortlich für die Wiederaufforstung von Wäldern nach Bränden und Stürmen und zur allgemeinen Pflege des Waldes.

Im frühen 16. Jahrhundert gab es im Lorenzer Wald 50 Zeidelgüter. Es waren zumeist ansehnliche Bauerngüter, die Reichslehen waren und die die Zeidler im Erbzinslehensverhältnis nutzten. Aus dem Jahr 1310 ist belegt, dass sie dem Rat der Stadt Nürnberg schwören mussten, den durch Brand und Rodung verödeten Reichswald wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen.

Im zweiten Teil: Das Zeidelgericht und der Niedergang der Zeidler (comming soon)


[English]
From the early Middle Ages, it became a trade, known in German-speaking central Europe, for example, as a Zeidler or Beutler, whose job it was to collect the honey of wild, semi-wild or domestic bees in the forests. Unlike modern beekeepers, they did not keep the bees in man-made wooden beehives.

Waldzeidlerei.png

Instead, they cut holes as hives in old trees at a height of about six meters and fitted a board over the entrance. It is supposed that Zeidler watched flying bees by brood nest of black woodpecker. Than they marked the tree by their own sign Zeidlersign. With this task the Zeidler seizure the bee colony and it allows him to collect honey and bee wax from that bees. Whether a colony of bees nested there or not depended entirely on the natural environment and that could change every year. The tree tops were also cut off in order to prevent wind damage.

People protected themselves similarly as today by using **smoking pots **and solid clothes like leather jackets, woolen rough tights and hats with veils.

Here my video, which documents an archaeological excavation of a forestry Zeidlerei near Schlammerdorf, in which also smoke pots of the Zeidler were found.

To achieve more efficiency in beekeeping the Zeidler created several artificial cavities in a tree. Thus two- or dribe hives were created within a tree trunk.
Since this kind of beekeeping is very costly, the Zeidler take the bees in the form of log hives to their home. In addition they desiccated the trees above the flight hole and cut the log off the tree. They then brought the resulting log hive to their homes and often set it up in rows in their ping gardens.
The log hive got a flying board at the flying hole and a roof to protect them from rain and snow. Furthermore the hives were painted or even carved.

Interesting in this context is that the Nürnberger Reichswald was at the time of the Zeidler, a versatile mixed forest with parts of real primeval forest and only developed into the so-called Steckerlaswald, a pine monoculture, through the invention of forest seeding by Peter Waldstromer in 1336.
The Zeidlers also did not practice beekeeping, i.e. reproduction by breeding their own queen bees. They were dependent on catching swarms, to which they left the honey, while they took everything completely from the old colonies. In this context one also speaks of deadly- and undeadly colonies. So it is also to be explained, why at that time so large quantities of beeswax were produced, which was in great demand in the churches and monasteries of the country.

The origin of the word Zeideln is not 100% clear. With high probability the word "cutting" was meant, i.e. cutting the honeycomb out of the beehive. The Zeidlers were the people who practised forest beekeeping. They pursued a further development of beekeeping through a planned approach. New nesting places were created for the bees, thus increasing the number of bee colonies and the yield.

They hollowed out the trees below the top (which they often removed) and closed the resulting bee dwelling, the hives, with a board, while a small opening served as a flying hole. These tree bee dwellings were occupied by swarming bees or the Zeidler himself brought in a swarm. Besides the forest beekeeping, beekeeping was also practiced. The Zeidlers were allowed to catch wild bees and let them swarm in the forest. At harvest time the hives were opened and honey and wax were taken. By putting on the hives the tree died, which led to large losses of the tree existence.
There was also home beekeeping, where bees lived on farms in hives built especially for them.

But this form of beekeeping could not establish itself due to the great importance of forest beekeeping in the large forests around Nuremberg.
As early as 1296, a document confirmed the appointment of a master of the art of beekeeping and referred to the Zeidelgericht in Feucht. In the 13th century, the art of tasting was already fully developed. The Zeidler had their own court of jurisdiction and their court had its seat in Feucht

The Zeidlers already had a certain right of seizure and reprimand in the 11th and 12th century, and were thus elevated to the rank of lower forest officials. Apart from the forester and the patrician families Waldstromer and Koler only the Zeidler were allowed to practice honey production. The Zeidler were formally equal to the hereditary foresters. They were free and independent feudal lords.

The term Zeidelwesen would be best translated today as beekeeping, but this would only be partially correct, since a Zeidler was not only a profession, but a person with privileges belonging to a guild.

The Zeidler Privileges

By the Zeidlerprivileg of emperor Karl IV. of 1350 the Zeidler got the following privileges:

  • Duty- and fief freedom: Trading cities such as Nuremberg, Basel and Cologne concluded treaties among themselves, which granted their merchants mutual exemption from trade duties. The fiefdom meant the tax-free possession of land and goods, which was also called allod. Today one would say that the Zeidlers did not have to pay any property tax on their Zeidler goods (Zeidelhufen).

What is also very interesting is that for about 80 years one could prove the right of inheritance for a Zeidlerei by the daughter (~1340-1420), which was exceptional for the time of the 14th and 15th century.

  • The lower jurisdiction: under it one understood theft, receiving stolen goods, vandalism, assaults and property matters etc.
  • Wood rights and the lower hunting right on smaller animals like hares and feathered game as well as roe deer as the only hoofed game. The lower hunting right was also called rice hunting (collective term for undergrowth, bushes, thin branches).
  • Wearing a traditional costume: The Zeidler costume for men and women was not work clothes, but rather the Sunday and holiday dress.
    ZeidelTracht.jpg
  • Wielding a gun, the crossbow As today, only a few were allowed to carry a weapon and it serves the Zeidlers mainly for their own protection in the wall against wild animals like wild boars, wolves and bears as well as against light-shy rabble (robbers).
    Crossbow.jpg

Duties

With the Zeidler privileges were naturally connected duties, like:

  • the dispensing of honey and wax: Since 1427 they had to pay a certain amount of honey for their goods, later a remuneration in money, the so-called honey money. In the year 1606, for example, 411 measures (1 measure = 1.069 litres) of honey had to be produced by zeidlers in the Lorenz Forest, which corresponded to a value of 40 gulden, six pounds and 20 pfennigs.
  • War service for the emperor At the beginning of the privileges of serving at war the Emperor was also obliged to perform military service, which was later changed to the obligation of escorting and stretching services.
  • Duty to tend the forest: The Zeidler were also responsible for the reforestation of forests after fires and storms and for general care of the forest.

In the early 16th century there were 50 Zeidler estates in the Lorenz Forest. They were mostly respectable farmsteads, which were imperial fiefdoms and which the Zeidlers used in the inheritance fief relationship. From the year 1310 it is documented that they had to swear to the council of the city of Nuremberg to restore the Reichswald, which had been deserted by fire and clearing, to a proper state.

In the second part: The Zeidelgericht and the decline of the Zeidler (comming soon)

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