Zum Tode von Beate Sander

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Ich bin ein wenig Spät damit einen Nachruf auf Beate Sander zu machen, da diese bereits vor einigen Wochen verstarb. Da viele Leute es allerdings nicht mitbekommen haben und es daher immer noch eine Neuigkeit ist, möchte ich es mir trotzdem nicht nehmen lassen. Zumal ich sie immer wieder auch für meine Anlagen sehr inspirierend fand.

Vielen wird der Name selbst kein Begriff sein, sondern sie eher als die alte schrullige „Aktion-Oma“ aus Fernsehen oder diversen Interviews her kenne. Eine reiche Frau mit mehr als eine Million Euro Vermögen ist in der Bundesrepublik nicht unbedingt etwas besonderes. Selbst die sonst so licht schauen Quandts treten ja immer wieder mal vor der Kamera auf und sind eben auch nicht mehr die Jüngsten.

Aber Beate gehörte keineswegs zu jenen Leuten, die reich geerbt haben, sondern wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Als Jahrgang 1937 erlebt sie als Kind den Schrecken des 2. Weltkrieges mit und kam auch danach nicht zur Ruhe. Im Alter von 13 Jahren zog sie aus der sowjetischen Besatzungszone in den Westen um. Dort arbeitete sie Zeitlebens als Realschullehrerin und somit einem Beruf den man normalerweise nicht zu den berühmten 1% zurechnen würde.

Das es Menschen gibt, die an der Börse während ihres Lebens zu Wohlstand gekommen sind ist nichts besonderes. Immer wieder versuche ich hier ja auch in Artikeln zu zeigen, dass eigentlich jeder reich werden kann, sofern er ein wenig Disziplin und Lebenszeit auf seiner Seite hat. Je älter jemand wird, umso schwieriger wird es, dass Ziel am Ende zu erreichen. Weswegen es mir eben so sehr am Herzen liegt gerade jungen Leuten einen kleinen Schubs in die richtige Richtung zu geben.

Doch auch hier war Beate etwas besonderes, da sie ihre ersten Aktien erst mit 59 Jahren gekauft hat. Einem alter wo so mancher Bundesbürger sich bereits zur Ruhe gesetzt hat. Zwar arbeitete sie noch 7 Jahre bis sie in Rente ging, aber das Alter ist doch recht hoch um an der Börse anzufangen. Mit einem Startkapital von 30k€ fing sie an zu investieren und steigerte innerhalb von 15 Jahren ihr Vermögen auf 1 Million € und somit einem sehr staatlichen Vermögen.

Im September machte sie ihr Krebserkrankung öffentlich und gab ihr aktuelles Vermögen mit rund 3 Millionen € an. Am 28.09.2020 verstarb sie dann mit 82 Jahren an eben dem Krebs und hinterlässt 2 Kinder, sowie einige Enkel.

Für mich war sie aus drei Gründen stets eine Quelle der Inspiration. Ihr später Börsenstart zeigt, dass es eigentlich nie zu spät ist um anzufangen sich dort zu betätigen. Die meisten Menschen werden sich mit 60 Jahren bereits langsam auf den Tod vorbereiten und nicht mehr groß in Aktien investieren. Zu groß ist die Angst, dass man doch das sauer ersparte am Ende noch verlieren könnte.

Gerade mit ihrem Erfolg zeigt sie allerdings eben auch, dass man eigentlich nie zu alt ist um doch noch einmal etwas in seinem Leben in eine bessere Seite zu pushen. Gerade wer nun in den 30er ist , hat wirklich noch alle Optionen verfügbar und kann ein solches Ziel wesentlich leichter erreichen.

Der zweite Punkt war ihre Hingabe sich auch in neue Themen einzuarbeiten. Ein Warren Buffett sagt immer wieder, dass er nur dort kauft, wo er das Geschäftskonzept auch wirklich versteht. Ein Grund, wieso er lange Zeit eben nicht bei einem Amazon, Apple oder einem der anderen Technologiekonzerne dabei war.

Auch als noch jüngerer Mensch habe ich allerdings immer wieder Themenkomplexe mit denen ich mich schwer tue. Gerade im Bereich Biotech oder Pharama tue ich mich oft sehr schwer und lese ein Paper mit vielen Fragezeichen. Chemische und lateinische Formeln reihen sich aneinander und man ist sich nicht sicher, ob es nun gut oder schlecht ist, was man dort liest.

Wer Sander einmal über ihre Aktien hat Sprächen gehört hat, wird sicherlich auch beeindruckt gewesen sein, dass die alte schrullige Damen überall zielsicher mitreden konnte. Sowohl was Geschäftskonzepte angeht oder eben einfach nur die ganzen Zahlen im Kopfe zu behalten. Alleine dieser Fakt ist schon bereits sehr beeindruckend gewesen, leidet so mancher ja schon mit 40 an einer schleichenden Demenz und vergisst zu vieles.

Ich nehme dabei mit, dass man stets neuen Dingen offen gegenüber stehen sollte und nicht zu konservativ denken sollte. Wer neue Technologien und Dinge wie das Internet als „modernen Schnickschnack“ abtut, wird immer auf der Strecke bleiben. Wer es schafft sich damit zu arrangieren und darauf einzulassen, kann auch von der Zukunft profitieren. Einen Sachverhalt den man sich gar nicht oft genug vor Augen führen kann.

Und zu guter letzt hat sie mir eben auch gezeigt, dass man Menschen nie auf Grund von irgendwelchen äußeren Faktoren in Schubladen stecken sollte. Im Herzen bin ich ein sehr egalitärer Mensch, der versucht andere Menschen an Hand von Fähigkeiten und dem was sie tun einzustufen und weniger nach dem was sie zu wirken scheinen oder vorher sie kommen.

Hätte man Sander auf der Parkbank getroffen hätte man wohl nur das alte Mütterlein gesehen und nicht eine sehr mutige Börsenfrau, die ein knallhartes Börsengeschäft geführt hat. Und dabei auch noch auf den Boden geblieben ist und gerne ihr Wissen mit anderen geteilt hat. Denn alles was sie getan hat, war am Ende nichts besonderes oder Glück, sondern einfach nur sehr kalkuliertes Verhalten. Und man merkte ihr bei gewissen Themen immer wieder an, wie ihre Augen anfingen zu funkeln und sie in den Oma-Modus überging.

Nur eben das man nicht ständig vom Krieg und den früheren besseren Zeiten erzählte, sondern von seinen Aktientransaktionen. Man merkte, dass es ihr nicht nur um das Geld ging, sondern sie einer der Börsianerinnen war, die auch am eigenen Handwerk einfach sehr viel Freude hatten und es sich nach der Rente etwas aufgebaut hat, wo sie sehr viel Freude dran hatte.

Mit ihr verliert Deutschland einen ganz besonderen Advokaten des Aktienhandels. Denkt man an die Börse, sehen die meisten Menschen den jungen Mann mit seinem Nadelstreifenanzug und einer schicken Krawatte. Sander zeigt als eher ältere Dame, dass die Realität ganz anders aussehen kann und Börse nicht nur etwas für Krawattenträger des Typus Bänker sind, sondern ein Ort ist an dem es einen Querschnitt der Gesellschaft geben sollte.

Ich fand jedes Interview mit ihr sehr inspirierend und finde es sehr schade, dass es dies nun gewesen ist. Alleine die Tatsache, dass das Land einen Börsenoptimisten verloren hat in einer Zeit in der Menschen sich lieber ständig versagende Crashpropheten zuwenden, ist ein wesentlich größerer Verlust als manch einer vermutlich sieht.

Wer sich unter Sander immer noch nichts vorstellen kann und gleichzeitig noch nie etwas von ihr gesehen hat, sollte sich einer ihrer letzten Interviews mit ihr von Focus ansehen:

Nicht nur um noch einmal über sein Depot nachzudenken, sondern auch über das Leben selbst. Die einzige echte Währung, die wir haben ist und bleibt Zeit.

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