Einfach mal gegen sich selbst wetten!

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Diese Woche reibe ich mir verwundert die Augen beim Blick auf die Kurse und frage mich, ob ich etwas verpasst habe. Die Börsen sind wieder in ihrem gewohnten Rausch verfallen und fangen an Party zu feiern. Man ist sich gar nicht so sicher wieso eigentlich, weil die meisten Zahlen die eintrudeln gar nicht so besonders geil sind.

Gerade da die Anzahl an Infizierten und Toten steigen, beschleicht den meisten Neulingen das Gefühl, dass es ja eigentlich immer weiter abwärts gehen würde. Allerdings muss man eben lernen, dass „Nachrichten“ keine „Informationen“ sind. Das Corona durchs Land zieht und exponentiell am Wachsen ist! Das war eine Information und entsprechend sensibel reagierten die Börsen auch darauf.

Nun zu denken, dass die Anzahl der Infizierten weiter ansteigt und die neusten Zahlen jeden Tag noch irgend einen Impakt auf die Börse haben, ist hingegen eher naiv. Am Ende kann jeder mit ein wenig Grundwissen in Mathematik sehr leicht ausrechnen wieviele Infizierte es wohl morgen oder übermorgen oder in einer Woche geben wird. Der Informationsgewinn daraus ist nahezu Null.

Dies zeigt halt sehr schön, wie die Mainstream-Medien eine schockierende Story nach der Anderen schreiben und die Börsen gar nicht so wirklich darauf reagieren. Sehr zur Verwunderung der meisten Neulinge. Würde es nun stärker ansteigen als erwartet oder eben weniger, dann würde es irgend eine Reaktion geben. So scheint es momentan eher die Begeisterung dafür zu sein, dass die Erwartungen erfüllt werden.

Insgesamt zeigt sich damit ein Dilemma in der Krise. Ständig geht es immer weiter runter und scheint von Tief zu Tief zu eilen. Kaum kauft man einmal nach, entpuppt sich das ganze einfach als Barenmarkt Rally und stürzt danach noch weiter ein. Wer hingegen die ganze Zeit in Angst verharrt, steht am Ende mit seinen Geldscheinen da und weddelt mit diesen in der Luft, während die Kurse immer weiter nach oben klettern. Egal, wie man sich verhält, man verliert.

Da es aber Gott sei Dank keine binäre Entscheidung ist, habe eben auch schon zum Tief ein paar Mal zugeschlagen um einige Positionen nachzulegen. Dabei habe ich sogar richtig „Glück“ gehabt mit einem der beiden Werte.

Blackrock

Ja, ich liege nun mit dem Merz im Bett. Naja nicht wirklich, da er ja nicht mehr für das Unternehmen arbeitet. Und eigentlich kann ich politisch auch nur sehr begrenzt etwas mit ihm anfangen. Konservativismus ist so... Retro.

Aber bei rund 350 € wurde ich dann schwach. Dieser Finanzdienstleister ist schon eine ganze Weile bei mir auf der Watchliste. Wer hier rege mit ETFs beschäftigt, ist sicherlich bereits einmal über den Namen „iShare“ gestolpert und hat davon vielleicht sogar einige Anteile in seinem Depot liegen? Hier zu lande ist Blackrock halt das große gefressige Monster, dass sich Unternehmen einverleibt. So kann man die Story natürlich erzählen, aber am Ende ist es eben das Geld der Anleger der ETFs... also wir alle. Und das im Vergleich zum gesamten Kapitalmarkt in Größen, wo man eher das Husten bekommt.

Bei aber rund 5% Dividendenrentabilität bin ich überzeugt. Ich mag es ja gerne in Infrastruktur zu gehen und habe große Probleme im Bereich des Finanzwesens irgend etwas zu finden. Banken sind tabu und genießen kein Vertrauen bei mir. Die Deutsche Börse ist bereits drin und irgendwie muss man ja auch noch ein wenig an die ETFs ran. Immerhin stehen die Chancen nicht schlecht, dass diese auch künftig eine Rolle spielen werden.

Die Götter waren mir dabei bereits sehr gnädig und der Kurs stieg inzwischen auf rund 425€ an. Rund 21% nehme ich natürlich als Krisenbuffer erst einmal gerne mit. Normalerweise ist mein Timing eher bescheiden, hier scheint es aber mal gestimmt zu haben.

NASDAQ100

Und eine weitere größere Charge ist in den NASDAQ100 reingegangen. Ebenfalls sehr nahe am Tiefpunkt. Dies mag nun ein wenig überraschen. Wieso gehe ich ausgerechnet jetzt breit in den Index rein?

Nun zum einen glaube ich daran, dass vor allem Dienstleister- und der Industriesektor die großen Verlierer dieser Krise sein werden. Gerade Technologietitel werden eher zu den Gewinnern gehören. Zum einen eben, weil viele deren Geschäftsmodelle auch wunderbar noch in der Corona-Krise weiter funktionieren.

Zudem erfolgt momentan eine Sensibilisierung der Gesellschaft. Wer hat vorher schon von Zoom gehört? Die Leute sind durch Home Office dazu gezwungen sich plötzlich endlich mal mit dem zu befassen was möglich ist. Senioren lernen plötzlich Skype, weil sie Kontakt zu den Enkeln aufrechterhalten wollen. Wer sich der Technik verweigert, bleibt isoliert. Wer seine Hemmnis fallen lässt, gehört zu denen die es einfacher haben.

Entsprechend ist meine Wette darauf, dass gerade die Technologietitel davon profitieren werden. Und da ich bereits im TechDAX bin, liegt der NASDAQ100 dort sehr nahe. Zumal ich in den letzten Jahren sehr stark in Amerika zukaufe, da ich einen zu starken Fokus auf Europa bisher gehabt habe.

Und ja, ich habe sehr viele Einzeltitel angeguckt und bei sehr vielen Bauchschmerzen gehabt. Viele davon hätte ich nicht mit gutem Gewissen kaufen können. Gerade dann, wenn ich immer eine ganze Weile am Grübeln und Suchen bin und nichts finde, was ich so richtig geil finde ... ist dies ein klarer Indikator dafür, dass es Zeit für einen ETF ist. Somit wettet man in einem gefährlichen Marktumfeld auf den breiten Markt und wenn sich ein paar Unternehmen angeschlagen zur Seite legen, stört es einem gar nicht mehr so sehr.

Achso ja... es ist sogar ein iShare geworden ;)

Fazit

Wer nur mit seiner Kriegskasse abseits steht und den Markt die ganze Zeit beobachtet, kann sehr schnell Gefahr laufen, dass er die gute Chancen auch verpasst. Am Ende wartet er dann immer nur darauf ein noch besseren Kaufzeitpunkt zu bekommen. Gerade als Langzeitanleger läuft man damit sehr schnell in die Timing-Falle, da man am Ende doch genau das macht: Den optimalen Zeitpunkt zu suchen.

Das ist besonders bitter, wenn man bis dahin alles richtig gemacht hat! Eine volle Kriegskasse sein eigen nennt und bereit ist langfristig anzulegen und auf eine Zeit nach der Krise zu wetten. Dann muss man aber auch mal in der Krise in fallende Kurse hinein investieren und auch mal hinnehmen, wenn es danach doch ein wenig weiter runter geht.

Dieses handeln gegen die eigene Intuition ist nicht immer ganz einfach. Denn ich wundere mich auch immer noch davor, dass momentan die Rally ausgebrochen ist. Meine Erwartung war, dass es noch weiter runter geht und der große Knall erst noch kommt. Spätestens wenn nun einige Zahlen auf den Tisch kommen und man sieht, was der Spaß eigentlich kostet.

Nun dreht es nach oben weg und man freut sich halt, dass man doch mal mit dem Timing Glück gehabt hat. Obwohl man eben eigentlich mit einer anderen Entwicklung am Markt gerechnet hat und sich eigentlich auf die Schmerzen des Kostolany eingestellt hatte. So eine Enttäuschung ;)

Achso und etwas BASF und Cola wurden auch noch aufgestockt. Die Tränen trieb es mir bei der Allianz in die Augen, die ich gerne für 125€ auch noch eingesteckt hätte. Aber da war man an den entscheidenen Tagen ein wenig zu illiquide und es drehte zu stark nach oben weg.

In jedem Fall tun die aktuellen Tage vor Ostern auch mal der Seele gut und geben einem ein wenig Zeit zum Luftatmen... falls es bald dann doch wieder weiter im Bärenmarkt weiter geht ;D

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