Der Millionär hat es so schwer...

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Kennt ihr auch dieses Gefühl im linken vorderen Hirnlappen, wenn ihr wieder einmal einen hirnlosen Artikel irgend einer der Springer-Presse nahestehenden Schundblattes seht. Nicht unbedingt wegen dem Artikel, sondern weil man die Uhr danach stellen kann bis irgend jemand um die Ecke kommt und anfängt irgendwelche roten Kalauer wieder aus dem Keller zaubert um damit in bester Stammtischmanier seine Dummheit zur Schau zu stellen?

Nicht? Na, vielleicht habe ich dann doch das Glück, dass sich da etwas ins Hirn bohrt und ich es nicht mehr so oft erleben muss. Denn gefühlt passiert dies mindestens einmal im Quartal. Lasst uns heute also einmal ein wenig näher mit der Frage beschäftigen, wieso die Aussage „Es gibt immer mehr Millionäre“ eine absolute Nullinformation ist und eigentlich keiner Diskussion wert ist.

Irgendwie hat der Millionär eben etwas für den modernen Mittelstand magisches an sich. Kaum jemand der bei klarem Verstand ist, wird nicht von sich behaupten, dass er gerne eine Million auf seinem Bankkonto hätte. Wäre dem nicht so, gäbe es nicht die vielen unglückseligen Glücksritter, die immer wieder einen Lottoschein ausstellen lassen.

1k Euro sind für viele Menschen eine Menge Geld, aber fast jeder sieht es zumindest am Anfang des Monats auf seinem Konto auf flackern, bevor es dann wieder zwischen seinen Händen verrinnt. 10K€ sind schon ein recht guter gebrauchter Wagen und wer wirklich ein wenig sparsam lebt ein Ziel, dass man durchaus erlauben kann. Wer darüber sehr gut mit seinem Geld umgeht, kann durchaus auch mal eine 100k€ kennen. Spätestens dann, wenn noch ein Erbe dazu geht, kann es sogar auch leicht mal ein Vielfaches davon werden.

Nicht unbedingt auf dem Bankkonto, sondern eher im Form einer Immobilie, die man von der Familie vermacht bekommt. Doch eine Million ist dann doch irgendwie ein unerreichbares Ziel für die meisten Menschen und gleichzeitig irgendwie so nah, dass man davon träumen könnte. Für viele Menschen steht es eben für Freiheit und dafür, dass man nicht mehr von anderen durch die Welt schubsen lassen muss.

Doch bereits an diesem Beispiel wird klar, wie blöde der Vergleich mit dem Millionär eigentlich ist. Wer eine Immobilie im Wert von 400k€ erbt hat einen durchaus ansehnlichen Wohlstand, der sich vermutlich auch im Laufe der nächsten Jahre noch vermehren wird. Trotzdem kann diese Person arm wie eine Kirchenmaus sein und kurz vor dem Konkurs stehen. Denn rechnet man das Nettovermögen mit ein, ist der Wohlstand in der Gesellschaft oft wesentlich größer als die meisten Menschen es annehmen würden.

Ich erinnere mich immer daran, wie meine Oma früher mit sehr viel Stolz davon erzählte, dass sie in einem Land war in der auch ein Millionär einkaufen gegangen ist. In ihren Worten war kein Neid oder irgend eine Form von Missgunst. Jemand der eine Million hatte war eben ein sehr steinreicher Mensch und wenn der an den gleichen Orten einkaufen ging, war das ja gewiss ein gutes Zeichen. Immerhin könnte er sich ja eigentlich auch alles andere leisten.

Ein solch positive Sicht haben viele Menschen heute keineswegs mehr. Trotzdem schwingt immer noch mit, dass ein Millionär etwas ganz besonderes sei. Doch bereits wenn man nur mal davon ausgeht, dass es in den letzten 50 Jahren nur 2% Inflation gegeben hätte, dann bräuchte man heutzutage rund 2,7m€ um auf den gleichen Barwert zu kommen und seine Kaufkraft zu erhalten. Spätestens bei diesem Betrag wird sich der Großteil des Mittelstandes geschlagen gegeben.

Würde es immerhin bedeuten, dass sie ein Leben lang arbeiten müssten ohne je etwas zu essen um diesen Betrag anzusparen. Wer also nicht gerade zur Gruppe des oberen Mittelstandes eines Blackrock-Managers gehört, wird hier schon eine gewisse Ehrfurcht davor haben und vielleicht auch eher die Menschen vor 50 Jahren verstehen, wenn eine solche Gestalt unter ihnen wandelt.
„Heute gibt es immer mehr Millionäre“ wird immer wieder verkündet um zu suggerieren, dass die Gesellschaft immer reicher wird. Dabei ist es eine Milchmädchenrechnung feinster Sahne. Trotzdem kann man eben die Uhr danach stellen bis die Roten aus den Löchern gekrochen kommen und immer wieder lauthals einfordern, dass dies ungerecht sei und man eben immer stärker solche Vermögen besteuern müsste.

Ohne dabei zu bedenken, dass viele von ihnen als „Durchschnittsverdiener“ am Jahresende eine Steuer zu bezahlen, die wesentlich höher ist als das was der Millionär damals bezahlt hat. Ja, so manches Mal düngt es mich fast als ob die Presse versucht mit solchen Artikeln dafür zu sorgen, dass die Steuern mal wieder angehoben werden, den das laute Geschrei ist einem sicher.

Dabei ist die traurige Realität, dass man mit einer Million € eben noch lange nicht ausgesorgt hat. Wer hier konservativ zu den 2% anlegt, hat am Ende eben auch nur 20k€ zum Leben. Und bevor sich darüber jemand freut, da gehen ja auch nochmal 5k€ an Steuer ab und die Sozialkassen halten auch die Hand noch auf.

Wer da die Stütze bekommt und noch ein paar Kinder anlacht kann da schnell auch mal in ähnliche Regionen vorstoßen. Dann allerdings steuerfrei. Versteht mich nicht falsch. Wer eine Million auf dem Konto liegen hat und vielleicht darüber hinaus noch arbeiten geht, ist durchaus wohlhabend. Aber hört endlich auf davon zu träumen, dass man nur eine Million bräuchte um dauerhaft davon leben zu können.

Wenn das nächste Mal jemand im Netz mit ein paar Geldscheinen rumweddelt und Euch fragt, ob ihr seinen Erfolg nicht kopieren wollt, dann sollte bei Euch auch dieses Kribbeln in der Hirnregion entstehen. Und wenn die Anzahl der Millionäre mal wieder etwas über den Reichtum aussagen soll, dann haut Euch solange auf den Kopf bis das Kribbeln einsetzt.

Denn meine Oma hat auch immer Stolz davon erzählt, wie sie früher einmal Millionärin war. Kaufen konnte sie sich am Ende davon trotzdem nichts ;)

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