Ist Steemit nicht utopisch genug oder bin ich nicht utopisch genug?

Wenn man mit dem Thema Lebensmittelretten beschäftigt ist, ist die Frage "kann/könnte ich auch ohne Geld leben" nicht weit. Immerhin hat Raphael Fellmer aus einem derartigen Lebensentwurf heraus die Initiative gegründet und ist auch mehrere Jahre mehr oder weniger unbezahlt auf Vortragsreisen gegangen. (Inzwischen hat er sich davon allerdings verabschiedet.)

Auf jeden Fall war er damit sicherlich Rollenmodell für viele andere junge Leute. Wer heute ohne oder mit wenig Geld lebt, ist den Medien immer wieder mal einen mehr oder weniger größeren Bericht wert. (Ja, das sind wirklich vier verschiedene Links. ;))

Nun fühle ich mich diesbezüglich durch Steemit (aber auch aus anderen Gründen) ein bißchen vom Thema abgekommen. Der naive Gedanke, es könnte angenehmer sein, sich nicht mit dem Amt ums Geld streiten zu müssen, sondern einfach gleich in Naturalien bezahlt zu werden, der war nämlich mal da. Und ganz ehrlich: so richtig interessiert haben mich Geldströme nie. Als junge Erwachsene überhaupt nicht, jetzt immer noch nur eingeschränkt.
Ist es wirklich Freiheit, sich damit zu beschäftigen, oder erlegt man sich nicht Pflichten und Grenzen auf?

Natürlich ist es nur ein kleiner Schritt für mich, mir ein Stück Pappe und einen Edding zu besorgen, einen Ortsnamen draufzuschreiben und an der nächsten Tankstelle zu fragen, ob mich wer von x nach y mitnehmen kann. Überwinden muß man dazu theoretisch nur die Sperre im Kopf, die sich bspw. daraus ergibt, daß man dem Jobcenter zugesagt hat, daß man eine Ortsabwesenheit immer anzeigt. (Rein rechtlich riskiert man ja sonst Sanktionen = Streichung von Geldleistungen. Wer will denn schon die Zahlung der eigenen Miete, Handyrechnung usw. riskieren?)

Ich habe das mit dem Trampen hier im Ort bzw. Landkreis ein paar wenige Male ausprobiert. Ohne Schild, weil zu spontan. Wenn mir gerade der Bus vor der Nase weggefahren war etwa. Das Ergebnis war ernüchternd und brachte mich zu der Frage, ob ein Mensch, der am Straßenrand den Daumen raushält, ein Verbrecher ist. Die paar Male, wo es geklappt hat, kann ich an einer Hand abzählen. Richtiges Glück hatte ich ausgerechnet am 22. Juli 2016, als ich von der Nachbarstadt heimtrampen mußte, weil dort die S-Bahn gerade wegen der Sperrung des gesamten Münchner Nahverkehrs stehenblieb. Der letzte Bus des Tages war, obwohl es noch nicht mal 20 Uhr war, bereits gefahren.

Nicht die besten Voraussetzungen für derartige Unternehmungen. Bei Facebook-Gruppen, die Mitfahrgelegenheiten anbieten, bin ich registriert. Und scheue die Nutzung wegen der nicht ausgeschlossenen Forderung nach Beteiligung an den Benzinkosten.
So eine Schmarotzerin wäre ich. ;o)

Aber für mich hat Trampen immer noch ganz viel mit Öko zu tun. schulterzuck
Der andere fährt die Strecke doch sowieso ... ;o)
Aber es scheint Gegenden (und Menschen?) zu geben, bei/in denen das besser funktioniert.
Wie vielleicht generell andere Dinge bei anderen Menschen besser funktionieren als bei mir.

Jetzt wäre der Artikel eigentlich am Ende angelangt. Einen kleinen Bogen muß ich aber noch spannen.

Hier geht es ja auch immer mal wieder um Reisen. Um Teilnahme an einem Meetup, selbst wenn man 200 km weit weg wohnt. Darum, sich dieses via Steemit querzufinanzieren.
Selbständige Tätigkeit als Alternative zu Abhängigkeit vom Staate und evtl. daraus resultierender Handlungsunfähigkeit und Depression.

Ich frage mich also dieser Tage auch: hätte ich eine Wahl gehabt, die vergangenen Monate anders zu gestalten?
Der Gedanke, die Sommermonate 2016 außerhalb Deutschlands zu verbringen, war da. Was sagten die Katastropenschutzkollegen dazu? "Wir brauchen Dich hier." (Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem ich eh schon mit mir und meinen Hobbys gehadert habe.)

Ich möchte behaupten, jeder hat feste Termine. Vielleicht nicht jede Woche, aber über den Monat, über das Jahr. Einer steht Ende des Monats an: die Amateurfunkmesse Hamradio. Ein weiterer drei Wochen später. Ich bin dabei, ein Praktikum zu absolvieren, das sich in verteilten Schichten abspielt, und zu klären, wie es beruflich mit mir so generell weitergeht.
Und trotzdem habe ich gerade überhaupt kein gutes Gefühl bei dem, was ich tue.

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