Lass dir diesen Artikel nicht durch die Lappen gehen! - Der REDENSART auf der Spur --- #4

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Psychologisch ist es eventuell wenig sinnvoll, direkt in der Einleitung eines Textes für einen anderen Beitrag zu werben, doch das tut gerade nichts zur Sache, denn es ist ohnehin alles eine Frage der Wahrnehmung. Schau dir gerne im beworbenen Artikel nur die beiden Videos (je eine Minute) an, du musst nicht mal den Text lesen, um aus dem Staunen über die Reizfilterfunktion deines eigenen Gehirns nicht heraus zu kommen! Die Vorführung der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit ist so verblüffend, dass ein Leser ungläubig kommentierte:

Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!

Dieser umgangssprachliche Ausruf gilt als Synonym für den Ausdruck von Überraschung, Verwunderung, gar Ratlosigkeit. Er vermittelt starkes Erstaunen, wenn etwas nicht zu fassen ist.

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Ihren Ursprung findet diese Redewendung in einer Schnurre um Till Eulenspiegel, jenem Schalk, der im 14. Jahrhundert sein Unwesen trieb und dessen Geschichten erstmals 1515 von dem Verleger Johannes Grüninger in einer mittelniederdeutschen Schwanksammlung namens "Ein kurtzweilig lesen von Dil Ulenspiegel" verschriftlicht herausgegeben wurden.
Till Eulenspiegel war dafür bekannt, seinen Mitmenschen mit viel Geisteskraft ihre eigenen Unzulänglichkeiten aufzuzeigen und sie bloßzustellen. Er spielte teilweise boshafte Streiche, indem er z.B. alles symbolisch Gesprochene wörtlich nahm, Aufträge ohne Wenn und Aber ausführte.

So ist überliefert, dass Eulenspiegel einst bei einem Bierbraumeister in Einbeck eingestellt war, welcher ihm auftrug, während seiner Abwesenheit als Vorbereitung des edlen Gerstensaftes schon mal ordentlich den Hopfen zu sieden, damit das Bier schön scharf schmecke. Dummerweise hieß der Hund des Brauers Hopf, der in der heißen Braupfanne wohl nicht nur verrückt wurde, sondern auch sein Leben ließ.

Den nahm er, als das Wasser heiß ward, und warf ihn darein und ließ ihn wohl darin sieden, daß ihm Haut und Haar abging und das Fleisch überall von den Beinen fiel.

Der zurückgekehrte Meister fand die Reste des "Hopfen", während der Schelm wieder einmal behauptete, er habe nur ausgeführt, was man ihm aufgetragen habe und sogleich vom Hof gejagt wurde.

In der Hoffnung, dass diese grausame Überlieferung fiktiv ist, haben wir nun eine Herkunftserklärung für die eher lustig erscheinende Redensart, doch

Wo liegt denn nun der Hund begraben?

Dort, wo der Hund begraben liegt, finden wir umgangssprachlich die Ursache eines Problems, das Ausschlaggebende einer Angelegenheit, das Wesentliche einer Gegebenheit.

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Als Erklärung für die Entstehung dieser Redewendung gibt es zwei angenommene Ursprünge.
Zum einen beziehe sie sich laut einer Fabel auf einen Hundegedenkstein mit der Inschrift "Anno 1630 Jahr der 19 März ward ein Hund hieher begraben" im Ort Winterstein in Thüringen. Dieser Hund soll seinem Herrn das Wichtigste, das Wesentliche gewesen sein, so treu, dass er ihm noch über seinen Tod hinaus Liebesbriefe überbracht habe.

Wahrscheinlicher und älter, nämlich im 16. Jahrhundert im Volksglauben entstanden, sei, dass Zerberus, der schwarze Höllenhund, der in der griechischen Sage den Eingang zum Totenreich bewacht, mit glühenden Augen einen unter der Erde verborgenen Schatz hütet. Schatztruhen waren zu dieser Zeit häufig mit dem Abbild des Teufels oder eines bösen Hundes, der wohl mit ersterem gleichzusetzen ist, verziert. Wusste man, wo der Hund ver(be)graben ist, hatte man den Schatz!
Bei gleichbedeutender sprachlicher Nutzung ist also mal wieder der Teufel des Pudels Kern, der Mephisto in Goethes Faust (1808), dessen Genuss dir auch eines nicht darf...

Durch die Lappen gehen

Dann nämlich entgeht dir etwas, du verpasst eine wichtige Sache, ergreifst eine Chance nicht. Oder aber du drückst aus, dass dir jemand oder etwas entkommen bzw. entwischt ist.

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Die Redewendung ist seit dem 18. Jahrhundert belegt und entstammt der Jägersprache.
Damit die Treibjagd, die einst vornehmen Jagdgesellschaften vorbehalten war, in jedem Fall mit einer fürstlichen Trophäe endete, wurden ab dem 16. Jahrhundert die Fluchtwege des Hochwildes eingeengt, indem man zwischen den Bäumen Leinen spannte und an diese große Stofflappen hing. Die sogenannte Lappjagd galt als Teil der Treib- bzw. Drückjagd, die Lappen sollten die Tiere am Ausbrechen aus der Schusszone hindern. Flüchtete das gehetzte Wild doch einmal über die nach Mensch riechende und damit beängstigende Grenze, ging es wortwörtlich durch die Lappen, der Jäger verpasste den Todesschuss, ihm entging der sicher geglaubte Braten.

Ich bedanke mich für deine Aufmerksamkeit, ich habe nichts mehr hinzuzufügen, der Hase liegt im Pfeffer.

Weitere "entzauberte" Redensarten

Und ein paar Wörter auf dem Abstellgleis

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14.08.2018


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