Bist Du links / rechts / sozial / liberal / libertär / ein Anarchist / ...?

Bist Du

  • links
  • rechts
  • sozial
  • liberal
  • libertär
  • ein Anarchist
  • all of the above
  • none of the above?

Wenn ich mich mit jemandem über Politik unterhalte, bekomme ich manchmal solche Fragen gestellt. Mein Gegenüber möchte mich dann in ein Raster packen bzw. einordnen. Da ich mich nicht gerne einordnen lasse, ist meine Antwort "Ich bin ein liberal denkender Mensch.". Ich habe alle der genannten Attribute oder gar keine davon. Es hängt von der Definition dieser Begriffe ab. V.a. links und rechts sind sehr unklare Begriffe, die die 3-dimensionale Welt in eine Dimension pressen.
Die Einen sehen links als "sozialistisch" oder "kommunistisch", die anderen sehen links als "anti-autoritär" (was in gewisser Weise ein Widerspruch zu kommunistisch ist). Ursprünglich war die politische Linke das Bürgertum, das dem "rechten" Adel gegenüber sass.

Heute möchte ich kurz meine Sicht des Begriffs Anarchie darstellen:

  • Linguistisch betrachtet leitet sich Anarchie vom altgriechischen An-Archia (Abwesenheit von Herrschaft) ab.
  • Dann stellt sich sogleich die Frage, was genau Herrschaft bedeutet.
  • Gemäss dem Soziologen Max Weber: "Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden."
  • Gemäss Dieter Nohlens Lexikon der Politik ist Herrschaft eine „asymmetrische soziale Beziehung mit stabilisierter Verhaltenserwartung, wonach die Anordnungen einer übergeordneten Instanz von deren Adressaten befolgt werden“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft#cite_note-Wei%C3%9F_2004:249-2)

Allein die Verwendung von Begriffen wie "Befehl", "Gehorsam", "asymmetrische soziale Beziehung" und "Anordnungen einer übergeordneten Instanz" zeigt mir, dass ich Herrschaft nicht mag.

Was heisst "eine asymmetrische soziale Beziehung"? Möchte ich asymmetrische soziale Beziehungen in meinem Leben haben? Ich sehe zwei mögliche Ausprägungen solch einer Beziehung:

  • Ich bin einer anderen Person übergeordnet und kann ihr Befehle erteilen und Gehorsam erwarten. Daran habe ich kein Interesse, da ich kein Soziopath bin.
  • Ich bin einer anderen Person untergeordnet. Daran habe ich mindestens genauso wenig Interesse.

Ich komme zu dem Schluss, dass "Herrschaft" etwas immanent Negatives ist. Folglich finde ich die "Abwesenheit von Herrschaft" etwas Positives. Ausgehend von dieser Betrachtungsweise bin ich Anarchist und finde, dass Menschen, die Anarchie ablehnen, implizit Herrschaft wollen (d.h. asymmetrische soziale Beziehungen und Gehorsam). Solche Menschen sind mir suspekt.

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Was ist Eure Sicht der Dinge? ;-)

P.S. Ich habe mich hier auf die Bedeutung des Wortes "Anarchie" konzentriert. Wie Anarchie konkret erreicht bzw. umgesetzt werden kann, ist sekundär und nicht Thema dieses Posts.

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