Durch die Gardinen drängeln sich die ersten vorwitzigen Sonnenstrahlen in das Zimmer auf Station 7 des städtischen Krankenhauses. Schräg über den Tisch hinweg, wo sie das muntere Spiel einer tollenden Horde Staubkörner beleuchten. Von dort über meine Bettdecke bis hin zum Wandschrank teilen sie den Raum gleich einer Barriere in fast exakt zwei gleiche Hälften. Am liebsten würde ich jetzt aus dem Bett springen, das Fenster weit aufreißen und der Welt entgegen schreien, wie sehr ich den beginnenden Tag genieße. Ein offen und ehrlich laut bekundetes Bekenntnis dieser Art, durfte ich mal an einem ganz frühen Sonntagmorgen in den Straßen Londons live und in Farbe miterleben. Ich schlenderte gerade, von einer Party kommend, überraschend wenig Müdigkeit verspürend und gedankenverloren durch die Straßen von Earls Court, als die Tür eines Clubs sich mit einem kräftigen Schwung öffnete und mitsamt einem Schwall stickiger Luft von drinnen eine junge Frau auf der obersten von drei Stufen an die frische Morgenluft kam, die Türklinke losließ, beide Arme Richtung Himmel strecke und lauthals verkündete: „World, I love You!“ Genauso fühle ich mich.
Es hat geklopft. Instinktiv ziehe ich die Bettdecke etwas höher, gerade so, als suche ich Schutz vor etwas, Schutz vor der Unwissenheit, vor dem, was da jetzt kommen mag. Fast schleichend, mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen, betrittst du mein Zimmer. Die Tür passt sich der Atmosphäre an und fällt ganz sanft, fast lautlos ins Schloss.
Die Sonnenstrahlen sind schon lange nicht mehr an dem langweiligen Wandschrank interessiert. Längst haben sie dich entdeckt und umhüllen, sozusagen als Begrüßung, wie ein federleichtes Seidentuch deinen Körper. Sie verleihen dir in diesem Moment den Glanz, den ich von der sich öffnenden Blüte einer Rose am frühen Morgen kenne. Anstatt dieses phantastische Bild einfach nur zu genießen, fällt mir nichts Besseres ein, als dich verlegen anzugrinsen. Ein angedeutetes Nicken entkrampft die Situation bei mir. Das lässt sich leicht daran festmachen, da, fast gleichzeitig mit deinem begrüßenden Nicken, meine Bettdecke wieder leicht nach unten gleitet. Ich beobachte, wie du den Spiegel von Zahnpasta-Spritzern und den Tisch von Rändern übergelaufener Gläser befreist. Die Sonnenstrahlen scheinen jegliche Zurückhaltung verloren zu haben und schlüpfen durch die Fasern deines weißen Kittels. Dieses naturgegebene Schauspiel belegt nicht nur deinen Körper mit einer angenehmen Wärme, sondern erlaubt es mir so die Konturen deines Körpers zu bewundern. Meine Gedanken werden zügellos und beginnen dich vorsichtig zu entkleiden. Die kleinen perlmuttfarbenen Knöpfe deines Kittels sind plötzlich nicht mehr da. Die Macht der Imagination haben sie zur Kapitulation verleitet. Ungläubig verfolge ich den Weg des Stoffes, der sich langsam über deine Schultern schiebt und in Zeitlupe zu Boden gleitet. Dein Slip, mehr eine Offenbarung als eine Verpackung, treibt meine Phantasie von einem Salto vorwärts in eine eingesprungene Pirouette. Der Grund für diesen ekstatischen Höhenflug meiner Gedanken ist der weiche Teppich aus dunkel gekräuselten Haaren, der einladend am oberen Rand deiner Schenkel aus dem Slip drängelt. Ich nehme die Einladung gerne an und vorsichtig lasse ich mich auf diesem Teppich nieder. Zur Begrüßung berühre ich ihn zärtlich mit meinen Lippen. Ganz vorwitzige Härchen zwängen sich auch oben aus dem Bund des Höschens, als wollten sie sich auf dem schmalen Pfad, der sich fast bis zu deinem Nabel erstreckt, einmal richtig austoben. Die Knospen deiner Brüste strecken sich dem Sonnenlicht entgegen. Anfänglich eher schüchtern umwandere ich sie, um sie in ihrem Spiel mit der Sonne nur ja nicht zu stören. Wenn ich von hier die Landschaft deines Körpers betrachte, bin ich mir wieder ganz sicher, dass es jemanden da draußen geben muss, ein begnadeter Künstler, der die Natur so zu beeinflussen weiß, damit ein solcher Körper dabei entsteht.
Noch einmal gleite ich hinunter zu deinen Schenkeln, die sich ganz leicht für mich geöffnet haben, um an der Stelle zu versinken, von der ich schon die ganze Zeit geträumt habe. Fast gierig schlürfe ich den süßen Most, den du mir anbietest. Ich betrinke mich an dir, bis ich taumelnd vor Glück und völlig erschöpft niedersinke.
Die Gardinen sind weit aufgerissen. Die Sonne scheint mir voll ins Gesicht und zwingt mich zu blinzeln. Ich kann erkennen, wie du den Putzlappen auswringst, das Staubtuch in deinem Kittel verschwinden lässt und mit einem verschmitzten Lächeln das Zimmer verlässt - gerade so, als könntest du meine Gedanken lesen.