Leonardo da Vinci - Der Wissenschaftler

Die Anatomie des menschlichen Körpers.

Leonardo da Vinci (1452-1519) ist vor allem als Schöpfer des weltberühmten Ölbildes "Mona Lisa" und des Wandgemäldes "Das Abendmahl" bekannt. Der vielseitig begabte florentinische Künstler war aber nicht nur Maler, sondern unter anderem auch Bildhauer, Architekt, Mechaniker und Ingenieur. Weniger bekannt ist, dass er auch als Wissenschaftler tätig und auf diesem Gebiet seiner Zeit weit voraus war.

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Kupferstich von Raffaello Morghen, 1817

Im April 1452 wird Leonardo da Vinci als unehelicher Sohn einer Bauernmagd und eines Notars nahe dem Dorf Vinci in der heutigen Provinz Florenz geboren. Bereits früh wird sein außerordentliches künstlerisches Talent entdeckt. Er absolviert Lehr- und Assistenz-Jahre bei Andrea del Verrocchio, dem angesehensten Bildhauer und Goldschmied der damaligen Zeit in Florenz.

Um 1482 übersiedelt Leonardo nach Mailand, wo er am Hof des Herzogs Ludovico Sforza das Universalgenie voll entfalten kann. Aufgrund seiner Malkünste, seiner Fähigkeiten als Bildhauer, Architekt, Bau- und Militäringenieur sowie als Organisator höfischer Festivitäten steigt er rasch zum führenden Geist seiner Zeit auf.

Er pflegt intensiven Kontakt mit Gelehrten und erstellt botanische, geologische, naturwissenschaftliche und vor allem auch anatomische Studien, die er in Hunderten von Zeichnungen und schriftlichen Notizen festhält.

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Angeblich seziert Leonardo mehr als 30 hingerichtete Männer und Frauen, zersägt Knochen und Schädel und studiert das Nerven- und Muskelsystem. Als Maler dienen die Ergebnisse seiner Forschungen dazu, den menschlichen Körper Proportionen getreu mit allen anatomischen Details korrekt wiederzugeben. Als Naturwissenschaftler interessiert ihn das Innere des Menschen, vor allem das Herz und das Hirn.

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Die ersten Zeichnungen eines menschlichen Schädels datieren aus dem Jahr 1489. Ein Manuskript von 1490, später als "Codex Windsor" bezeichnet, zeigt erstmalig einen sagittalen (von vorne nach hinten verlaufenden) Hirnschnitt.


Wie die Vorgänger aus der Antike interessiert sich Leonardo für die flüssigkeitsgefüllten Hohlräume, die Ventrikel. In einem Experiment fertigt er einen Wachsabdruck des Ventrikel-Systems eines Ochsen an. Auf Basis dieses Präparates gelingen Leonardo die ersten realistischen Zeichnungen der Hohlräume im Gehirn. Im Zuge seiner Hirnforschungen entdeckt er auch die Verkalkung der Arterien bei älteren Menschen.

Die Geschichte der Hirnforschung wird durch die spektakulären Erkenntnisse im Bereich der Anatomie des Gehirns nicht beeinflusst, da sie erst Ende des 19. Jahrhunderts publiziert werden.

In den Notizen von Leonardo findet sich auch eine Bauanleitung für ein künstliches Herz. Aufgrund eines einfachen Glasmodells gelingt es ihm, die Fließdynamik des Blutes am Eingang der Aorta zu simulieren.

Die erste bekannte Darstellung der menschlichen Wirbelsäule mit der typischen Krümmung und der korrekten Anzahl an Wirbeln wird vom Anatom Leonardo skizziert. Er entdeckt, dass die Sehnerven von den Augen über Kreuz zur jeweils anderen Hirnhälfte wandern. Erstmalig in der Geschichte zeichnet er Embryos in der Gebärmutter.

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Um 1492 entsteht die Proportionsstudie "Vitruvianischer Mensch". Mit seiner Federzeichnung illustriert Leonardo die Thesen von Marcus Vitruvius Pollio, einem römischen Architekten aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. In seinen "Zehn Büchern über die Architektur" (lateinisch: De architectura libri decem) stellt der Baumeister aus der Antike die Theorie des wohlgeformten Menschen mit idealen, gottgegebenen Proportionen auf und überträgt diese auf die Architektur.

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Laut Vitruvius Pollo lässt sich ein Mann mit gestreckten Armen und Beinen sowohl in einen Kreis als auch in ein Quadrat einordnen, wobei der Mittelpunkt der geometrischen Formen jeweils in Nabelhöhe liegt. Aufgrund seiner jahrelangen anthropometrischen Messungen an jungen Männern korrigiert Leonardo die Studie, sodass eine harmonisch proportionierte Gestalt entsteht. Dafür löst er das Quadrat aus dem Kreis und verlagert den Mittelpunkt des Quadrates in Höhe des Schrittes. Die Erläuterungen am Rande der Skizze verfasst Leonardo in Spiegelschrift.

500 Jahre nach Leonardos Tod wird die wahre Bedeutung des Forschers aus Vinci offenbar. Die über Europa und Amerika verstreuten Bruchstücke aus Leonardos Notizbüchern werden von Wissenschaftlern zusammengesetzt und geben Einblicke in das Wirken und Schaffen des Wegbereiters der modernen Wissenschaft.

Bildnachweis:
Alle Bilder sind gemeinfrei und folgender Website entnommen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Leonardo_da_Vinci

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