Magnus Carlsen ist Weltmeister - Die Frage nach dem Modus bleibt ... was denkt ihr ?

Zunächst einmal wollte ich bzgl. des Tiebreaks auf meinen letzten Post zur Schach-WM verweisen, wo ich diesen beschrieben hatte:

Mein letzter Post zur Schach-WM

Heute war also dieser Tiebreak und nachdem im Turnierschach zwölfmal Remis gespielt wurde entschied Magnus Carlsen diesen kurz und knackig mit 3:0 für sich.
Was auf den 1. Blick unglaublich ist wird bei näherem Hinsehen sehr verständlich, wenn man Schach mit Fußball vergleicht.
Auch dort ändert das Tor zum 1:0 sehr viel, denn es ist in der Regel völlig egal, ob man 1:0, 2:0 oder gar noch höher verliert. Insofern muss die Mannschaft, die das Tor kassiert hat kommen und je kürzer die Restspielzeit ist umso riskanter spielen, so dass in der Nachspielzeit dann oft sogar der Torhüter in den gegnerischen Strafraum läuft (z.B. bei einer Ecke).
Beim Schach ist es ähnlich. Ich vermute es wäre für Caruana kein großes Problem gewesen die zweite Partie mit Weiß remis zu spielen, aber er musste alles riskieren um mit Weiß das 1:1 zu machen, ein Remis hätte ihn nicht weiter gebracht. Nachdem er diese Partie dann auch verloren hatte und mit 0:2 zurücklag musste er sowieso die beiden letzten Spiele gewinnen um im Match zu bleiben und so endete auch das 3. Spiel mit einem Sieg von Carlsen, also ein 3:0 im Tiebreak nach einem 6:6 im Turnierschachmatch.

Für mich stellt sich die Frage ist der Tiebrak in dieser Form sinnvoll ?
So sagte z.B. Ex-Weltmeister Karpow, dass mindestens 16 Partien gespielt werden sollen.

Aber löst dies das Problem ?
Ich traue diesen beiden zu, dass sie auch noch vier weitere Partien Remis (Unentschieden) gespielt hätten.

Was wäre also eine mögliche Lösung ?

Nun zunächst einmal bin ich mir nicht sicher, ob jeder weiß mit welcher Bedenkzeit die Turnierpartien überhaupt gespielt wurden, daher zunächst einmal diese Information:
Es wurde im "Fischer-Modus" mit 100 Minuten / 40 Züge + 50 Minuten / 20 Züge + 15 Minuten für den Rest der Partie bei einer Zeitgutschrift von 30 Sekunden pro Spieler und Partie gespielt.
Erst einmal gäbe es die Möglichkeit von diesem (oben genannten) "Fischer-Modus lang" in den "Fischer-Modus kurz" zu wechseln, dass sind 90 Minuten / 40 Züge + 30 Minuten / Rest bei (ebenfalls) einer Zeitgutschrift von 30 Sekunden pro Spieler und Partie. Insgesamt wäre dies bei mehr als 60 Zügen also ein Verkürzung um insgesamt 45 Minuten pro Spieler & Partie.

Darüber hinaus stelle ich mir aber die Frage warum nicht im klassischen Modus weiterspielen ?
Jetzt höre ich einige sagen, was ist denn klassischer Modus ?

Naja ich erkläre es mal aus meiner Sicht:
Früher hatte man 120 Minuten für 40 Züge, man konnte sich diese so einteilen wie man wollte, was dazu führte, dass einige Spieler sie sich so einteilten (ein Beispiel): 119 Minuten für die ersten 18 Züge und dann mussten sie die letzten 22 Züge in einer Minute spielen.
Das hat die Qualität der 22 Züge, die dann noch in einer Minute gespielt werden mussten nicht erhöht und oft wurden Partien auch durch Zeitüberschreitung gewonnen. Außerdem gab es das Problem, dass (aufgrund der FIDE-Regel, dass bei einer Bedenkzeit unter 5 Minuten nicht mehr mitgeschrieben werden musste) eine Partie oft nicht mehr rekonstruiert werden konnten, wenn beiden Spieler nach 18 Zügen nur eine Minute hatten und dann beide geblitzt haben.
Man hat sich dann gedacht: Wenn die Spieler nicht selbst dazu in der Lage sind sich die Zeit einzuteilen stellen wir ihnen in Form der Schachuhr eine Kindergärtnerin zur Seite.
Im Fischer-Modus (lang) ist es daher jetzt so, dass zwar weiterhin genau 120 Minuten für 40 Züge zur Verfügung stehen, aber der Spieler erhält zunächst nur 100 Minuten und 30 Sekunden (der Zeitzuschlag für den 1. Zug steht bereits vor Partiebeginn zur Verfügung, da laut FIDE-Regeln die Zeitgutschrift immer VOR dem Zug erfolgt) und geben ihm die restlichen 19 Minuten 30 Sekunden in der Form, dass die Uhr jedes Mal wenn sie gedrückt wird dem Spieler wieder 30 Sekunden Bonus gewährt.
Durch diese Regelung sind zuschauerwirksame "Zeitnotschlachten" nun nicht mehr möglich und die Spieler werden letztlich der Freiheit sich ihre Bedenkzeit frei einzuteilen beraubt.

Nachdem ich jetzt den klassischen Modus erklärt habe kann ich noch hinzufügen, dass es im klassischen Modus noch bei keinem Weltmeisterschaftskampf (und meines Wissens nach auch bei keinem sonstigen Zweikampf) vorgekommen ist, dass 12 Partien hintereinander Remis (Unentschieden) endeten.
Letztlich denke ich, dass auch der Wettkampf Carlsen gegen Caruana nicht mit 12 Remisen (Unentschieden) geendet wäre, wenn er nach klassischer Bedenkzeit gespielt worden wäre, was natürlich zugegebenermaßen Spekulation ist.
Vielleicht wäre es generell eine bessere Möglichkeit mit klassischer Bedenkzeit zu spielen und vielleicht könnte man damit auch Karpows Vorschlag umsetzen.
Warum nicht z.B. 3½ Stunden pro Spieler und Partie (es hat sich mir noch nicht erschlossen warum man überhaupt Zeitkontrollen macht und nicht die Spieler völlig frei über ihre Bedenkzeit entscheiden lässt) für die ersten 12 Partien. Steht es danach 6:6 wird ab der 13. Partie die Bedenkzeit pro Spieler und Partie mit jeder Partie um 30 Minuten verkürzt.
Also:

  1. Partie: 3 Stunden je Spieler & Partie
  2. Partie: 2½ Stunden je Spieler & Partie
  3. Partie: 2 Stunden je Spieler & Partie
  4. Partie: 1½ Stunden je Spieler & Partie

Aus meiner Sicht wäre dies ein deutlich sanfterer Übergang in einem Tiebreak, als von der langen 12. Partie sofort in eine Schnellschachpartie als 13. Partie zu wechseln.

Was denkt ihr darüber ?
Habt ihr andere Vorschläge ?

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