Nur die beraten, die zahlen können, oder doch Sponsoren suchen? - Mein Dilemma.

Guten Tag Steemit. Heute komme ich mit einem Dilemma zu Euch. Es fällt mir nicht leicht dieses Thema so offen zu legen, aber wenn ich eins gelernt habe, dann dieses Unbehagen das Beste Indiz für großes Potential ist.

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Hast du nichts, bist du nichts, oder?

Wie ihr wisst, habe ich begonnen als Persönlichkeitcoach zu arbeiten. Da ich seit meiner Geburt eine Behinderung habe, kenne ich auch die Perspektive einer Behinderten und ich berate auch Menschen mit Behinderung. Viele der Ratsuchenden, die mich in den vergangenen Wochen angeschrieben haben, arbeiten nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt. Sie sind in Werkstätten für Menschen mit Behinderung beschäftigt oder in ähnlichen Projekten.
Menschen mit Behinderung, die in solchen Einrichtungen arbeiten verdienen wenig. Ein Freund von mir war in so einer Werkstatt und hat 6,50 € am Tag verdient. Er konnte also nicht von seiner Arbeit Leben, sondern bekam noch Hilfe vom Staat und hatte am Ende 200 € mehr als jemand der Arbeitslosengeld zwei bekommt und das bei einer Vollzeitbeschäftigung. Davon kann man sich keine großen Sprünge leisten. Das ist aber noch nicht das größte Hindernis. Viele Behinderte stehen zusätzlich noch unter Betreuung. Sie haben einen gesetzlichen Vormund und sind nicht geschäftsfähig. Selbst, wenn sie das Geld hätten, um in Bildung und Persönlichkeitsentwicklung zu investieren, sie bräuchten immer das Einverständnis des Betreuers und viele haben kein gutes Verhältnis zu ihren Betreuern. Ausgaben, die sie gerne machen würden, zum Beispiel für eine Musikschule, werden als Blödsinn abgetan.
Diese Geschichten zu hören, ist für mich sehr schmerzhaft. Ich sehe, dass diese Menschen gerne ihren Horizont erweitern würden, aber ausgebremst werden. Immer wieder kommt mir dann das Sprichwort in den Sinn: Hast du nichts, bist du nichts. Weil diese Leute kein Geld für Bildung haben, kommen sie nicht vom Fleck und weil sie nicht aus ihrer Sackgasse kommen, werden sie sich auch weiter nicht mehr leisten können.

Das sind nicht meine Kunden

Im Moment betreue ich meine Kunden noch kostenlos, aber das werde ich nicht aufrecht erhalten können. Immer wieder höre ich dann von Experten aller Art: Meine Kunden sind nur die, die sich meine Dienstleistung auch leisten können.
Da ist natürlich logisch und richtig, aber es ist einfach schmerzlich zu sehen, wer dann auf der Strecke bleibt. Oder liege ich da falsch? Vielleicht werden auch die, die heute noch keinen Weg sehen, in einigen Monaten doch in meine Persönlichkeitsentwicklungsschule kommen. Vielleicht brauchen sie nur einen Pusch. An dieser Stelle komme ich ins Stocken. Fordere ich die Menschen, indem ich sie gleichstelle und gleichermaßen Geld von ihnen verlange, oder schließe ich sie aus?

Wären Sponsoren eine Lösung?

In den letzten Tagen kam mir die Idee Sponsoren zu suchen für eine Intensivbetreuung in meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklungsschule. Mindestens 10 Schüler hätte ich schon heute. In diesem gesponserten Programm könnte ich die Basis erklären. Zeigen, wie jeder in sich den Wert und das Selbstbewusstsein findet, sein eigenes Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen. Das wäre mein Herzenswunsch. Die Frage die ich mir stelle ist nur: Mache ich damit Behinderte nicht wieder zu Bedürftigen und verstärke damit die Muster, die sie heute abhängig machen?
Ich weiß, das ist keine leichte Kost, aber mich würden Eure Meinungen dazu wirklich interessieren. Vielen Dank im Voraus für alle Antworten. Wo sollte ich solche Fragen stellen, wenn nicht auf Steemit? :)

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