Wieder mal ein Artikel über das Wesen des Geldes – Teil 2

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,

hier nun Teil zwei meines Artikels über die Geldtheorie von Johann Philipp Freiherr von Bethmann.

Wer den ersten Teil verpasst hat, kann das hier nachholen.
Im ersten Teil des Artikels ging es um die Frage Was ist Geld? und um die Begriffe Bezahlen und Inflation.
Heute behandle ich die Themen Preis, Zins und Überschuldung, die natürlich alle zusammenhängen.

Bildquelle:pixabay.com

Preis:

Unter Preise versteht man alle denkbaren Kauf-und Mietpreise, also alle Preise für Güter, Dienstleistungen, Löhne, Währungen, Rohstoffe, Mieten, Pacht und die Preise für die leihweise Nutzung von Geld und Kapital (=Zins).
Kaufpreise sind immer das Resultat vollzogener Nachfrage und nur die vollzogene Nachfrage ist die Ursache für Preissteigerung. Ein höherer Angebotspreis für eine Ware bewirkt absolut nichts. So lange niemand bereit ist, zu erhöhten Preisen zu kaufen, gibt es zumindest keine spürbare Preissteigerung.
Da in der heutigen Gesellschaft die meisten Marktteilnehmer die Möglichkeit haben zu sparen kann man auch nicht mehr von einem absoluten Kaufzwang sprechen.
Bethmann nennt als Grund für gestiegene bzw. gefallene Preise, also die Bereitschaft bei gestiegenen oder gefallenen Preisen zu kaufen bzw. zu verkaufen die Preistrenderwartung der Mehrheit der Marktteilnehmer. Hier stimme ich ihm nicht zu bzw. interessiert mich der Grund für das Kauf-bzw. Verkaufverhalten der Marktteilnehmer überhaupt nicht.
Ich bin schließlich Option Trader. Markets are Random.

Daraus folgt für die Wirtschafts-und Konjunkturpolitik, dass eine gezielte und bewusste Beeinflussung der Märkte [...] nur über Preistrendsignale erfolgen kann.

(Quelle: Bethmann-Auf Inflation folgt Deflation, S. 79, folgende)

Hier stimme ich überhaupt nicht zu. Erstens lehne ich jeglichen staatlichen Eingriff in die Wirtschaft ab und zweitens habe ich bereits hier nachgewiesen wie lächerlich die Versuche der Zentralbanken, die Märkte zu steuern, sind.
Entweder Bethmann liegt falsch, oder die Märkte waren in den 80ern noch leichter zu beeindrucken.
Meine Market Maker Bekanntschaften, die damals am Tradingfloor der CBOE in Chicago standen, sagen, dass die Zentralbanken damals genauso wenig Einfluss hatten wie heute.

Preisveränderungen sind qualitative Veränderungen. [...]Preise können sich bei kleinen Umsätzen stark und bei geringen Umsätzen wenig verändern und jeweils auch in ganz verschiedene Richtungen.

(Quelle: Bethmann-Auf Inflation folgt Deflation, S. 80, folgende)

Dem stimme ich voll zu. Das erlebt man auch täglich an den Finanzmärkten, wobei hier das Volumen bei steigenden Kursen eher stetig abnimmt (zumindest bei Indices) und bei fallenden Kursen stark ansteigt, weil dann alle im gleichen Moment durch die selbe Tür wollen.

Zinsen:

Zinsen sind Preise, Mietpreise genau genommen, Mietpreise für geliehenes Geld oder Kapital.
[...]
a) Der Zins verändert sich nur durch neue, individuelle autonome "Mietkontrakte" (Kreditkontrakte)
b) Der Zins ist Gegenstand von individueller Kalkulation und Spekulation der potentiellen Vertragsschließenden.
Die Höhe der Zinsen findet ihre Rechtfertigung in der Rendite/Produktivität des mit dem geliehenen Kapital finanziertem Sach- oder Produktionskapitals.
[...]
Wenn das allgemeine, durchschnittliche Zinsniveau die allgemeine durchschnittliche Sach- oder Produktivkapitalrendite oder die Produktivitätsrate übersteigt, dann ist ein Teil des Zinses ungedeckt, real nicht belegt und damit inflationär.
[...]
Die fällig werdenden Zinsen sind eine Form der Geldschöpfung. Fällige Zinsen werden zu Schulden, also auch zu Forderungen und damit zu Geld.

(Quelle: Bethmann-Auf Inflation folgt Deflation, S. 151, folgende)

Dies ist ein extrem wichtiger Absatz. Ich kann nur empfehlen ihn mehrmals zu lesen.

Denn was folgt daraus?
Kredite die nicht mehr oder nur unzureichend bedient werden können, führen zur Geldentwertung, da hier plötzlich ungedecktes Geld (ungedeckte Tilgungsversprechen im Umlauf sind).
Also nicht niedrige Zinsen führen zur Inflation, wie es die Geldzauberer der EZB und FED gerne hätten, aber während der gesamten QE-Phase nicht erreicht haben, sondern "zu hohe Zinsen".
Dies hat man vor allem in den 70er Jahren gesehen, als die Produktivität kaum oder gar nicht gestiegen ist, die Zinsen aber sehr hoch waren (meine Eltern haben 1973 Haus gebaut und über 9% bezahlt), folglich war auch die Inflation in dieser Zeit sehr hoch.

Überschuldung:

Überschuldung bezeichnet Freiherr von Bethmann als

Anhäufung von Geld immer minderer Qualität.
Immer größere Teile dieses Geldes sind oder werden wertlos, weil die Zahlungsfähigkeit der jeweiligen Schuldner immer schlechter wird.

Bethmann bezieht sich hier auf die unglaublichen in US Dollar denominierten Schuldenberge vieler dritter Welt Länder in den 80er Jahren, hauptsächlich in Latein- und Südamerika und den damit einhergehenden drohenden Bankenpleiten vieler US Banken, da Schuldtitel dieser latein- und südamerikanischen Länder "notleidend" wurden.
Da natürlich mit jedem Tag, an dem Schulden nur unzureichend bedient werden, durch die anfallenden Zinsen auch die Geldmenge wächst (und zwar um schlechtes Geld), fordert er einen raschen, radikalen Schritt um die Schulden- und damit auch die Geldkrise zu beenden.
Forderungsverzicht der Gläubigerbanken oder falls es sich nicht um in US-Dollar denominierte Schulden handelt, eine Währungsabwertung. Man zieht also den schmerzhaften Prozess, der irgendwann sowieso durchlaufen werden muss, vor, um schlimmeres zu verhindern.
Man amputiert sozusagen ein Bein, um den Rest des Körpers zu retten.
Das hätte auch mit Griechenland passieren müssen.
Natürlich drücken sich Politiker und Bankvorstände um diese schwere, aber notwendige Entscheidung, in der Hoffnung, dass wenn die Bombe platzt, ein anderer auf ihrem Stuhl sitzt.

Wie lange wird die Zündschnur der europäischen Schuldenbombe noch brennen?

Eigentlich ist meine Bethmann Serie hiermit abgeschlossen, aber ich habe mir für Morgen noch einen Bonus überlegt, der diejenigen, die bezweifeln, dass Geld frei aus der Wirtschaft, ohne das Zutun einer Zentralbank, entsteht, vielleicht überzeugen könnte.
Ich sage nur ECU....

Bis bald,
Stephan Haller

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