Wieder mal ein Artikel über das Wesen des Geldes - Teil 1

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,

irgendwann in den achtziger Jahren war ein bekannter Bankier mit einigen hochkarätigen Ökonomieprofessoren in einem Lokal in Frankfurt am Main beim Essen.
Nach dem Essen schrieb er eine Zahl und eine Wertmaßbezeichnung auf eine Papierserviette, versah diese Papierserviette mit seiner Unterschrift und wollte damit zahlen.
Von den Herrn Professoren erntete er dafür nur Gelächter.
Der Bankier hieß Johann Philipp Freiherr von Bethmann.

Ob die Professoren zurecht gelacht haben oder ob sie vielleicht nur über ihre eigene Dummheit gelacht haben, erfahrt ihr in diesem Artikel.
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Aber schauen wir uns zuerst diesen Freiherr von Bethmann etwas genauer an.

Johann Phillip Freiherr von Bethmann

  • geboren am 27. Juni 1924 in Frankfurt am Main
  • Vater Bankier Moritz Freiherr von Bethmann
  • Mutter Maximiliane Gräfin Schimmelpenninck
  • er absolvierte das Gymnasium
  • Banklehre mit Praktikum im In- und Ausland
  • Soldat im 2. Weltkrieg mit schwerer Verwundung und anschließender amerikanischer Kriegsgefangenschaft (hat also schon mal ordentlich Dreck gefressen)
  • 1953 Eintritt in die im Familienbesitz befindliche Bethmann-Bank (gegründet 1748) und Leitung bis 1983 (skin in the game)
  • 1973 Bundesverdienstkreuz
  • 1983 Verkauf seiner Anteile an der Bethmann-Bank
  • 1983 bis 2007 freier Wirtschaftspublizist
  • 1991 Bundesverdienstkreuz I. Klasse
  • CDU Mitglied (Austritt 1980)
  • langjähriger Kritiker der Zentralbankpolitik und der hohen Staatsverschuldung
  • 4 Söhne (skin in the game)
  • Tod am 19. September 2007


    Nicht gerade ein Anarchokapitalist, aber vom Geld hat er was verstanden, aber sowas von.
    Die Frage Was ist Geld wird von vielen Vertretern der Österreichischen Schule der Nationalökonomie häufig mit der Standardantwort: Nur Gold ist echtes Geld, beantwortet.
    Leider zeigt diese Antwort, dass viele Vertreter dieser Schule das Wesen des Geldes nicht verstanden haben.

Geldtheorie nach Bethmann

Was ist Geld ?

  • Geld ist jede in der Gesamtwirtschaft existierende, aber noch unbeglichene und in Geld ausgedrückte Forderung in der Hand eines Gläubigers [...]
  • Die Summe aller Geldforderungen ist gleich die Summe allen Geldes in der Wirtschaft[...]
  • Neues Geld entsteht mit jeder neu entstehenden Geldforderung.
  • Kreditschöpfung ist gleich Geldschöpfung.

(Quelle: Bethmann - Der verratene Kapitalismus)

Bezahlen

Bezahlen bedeutet stets »begleichen « oder »erledigen« einer bestehenden Schuldverpflichtung.

(Quelle: Bethmann - Die Zinskatastrophe, S.40)

Eine Kaufschuld, also Schulden, die nicht durch Kreditaufnahme entstanden sind, ist der noch nicht bezahlte, aber schon vollzogene Erwerb von Gütern und Dienstleistungen aller Art. Der Gläubiger einer Kaufschuld, also der Lieferant einer Ware ist im Besitz einer Geldforderung gegenüber dem Käufer, solange bis die Ware bezahlt ist. Dieser Vorgang kann oft nur einige Sekunden dauern, wenn uns z.B. die Verkäuferin in der Bäckerei das eingepackte Brot übergibt, während wir die Münzen aus der Hosentasche holen.
Es sind aber nicht nur die Münzen und Scheine, die in der heutigen Wirtschaft kaum eine Rolle mehr spielen, Geld, sondern auch Schecks, Überweisungen, Kreditkarten, Wechsel usw.
Alle diese Geldarten haben gemein, dass sie eine Forderung gegen einen als solvent geltenden Schuldner beinhalten.

  • Zahlung in Geld ist folglich immer die Übertragung einer schon bestehenden offenen Forderung.
  • Geld ist damit "seinem Wesen nach" nichts anderes als eine offene, nicht beglichene Forderung, die sich leicht übertragen läßt, weil sie als solvent, als sicher gilt.
  • Beim Papiergeld handelt es sich um eine verbriefte Forderung gegenüber dem Staat, bei anderen Ersatzzahlungsmittel (Scheck, Wechsel, etc.) um eine verbriefte Forderung gegenüber einer Bank oder gegen einen oder mehrere Privatschuldner.
    [...]
  • Ob bestehende Forderungen monetarisiert, also zu Geld gemacht und als Geld nachfragewirksam eingesetzt werden können, hängt von dem Willen der Millionen privater Geldgläubiger in der Wirtschaft ab und nicht von der Geldversorgung oder Zuteilung durch die Geldpolitik.
    [...]
  • Geld wird - außer von dem fast bedeutungslosen Zentralbankgeld- nicht von Zentralbanken produziert und verteilt und auch nicht nur von den Banken und Sparkassen allein durch Kredithergabe geschöpft.

(Quelle: Bethmann - Die Zinskatastrophe, S. 42-47)

Inflation

Inflation ist immer von Geldvermehrung begleitet (weil die Verschuldung zunimmt), Inflation ist aber nie durch Geldvermehrung verursacht.

(Quelle: Bethmann - Die Zinskatastrophe, S.47)

Hier widerspricht Bethmann also klar der monetaristischen Theorie von Milton Friedman, wonach Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen sei.
Inflation ist laut Bethmann Folge einer Übernachfrage in der Wirtschaft.
Zur Übernachfrage kommt es, wenn das Verhältnis von Sparen und Geldausgeben, also Konsumieren, aus dem Gleichgewicht gerät. Wenn also "zu viel" konsumiert wird.
Die im Umlauf befindliche Geldmenge spielt für die Inflation überhaupt keine Rolle.

Ich wiederhole es noch mal für die Goldbugs und 19. Jahrhundert Verklärer:

Die im Umlauf befindliche Geldmenge spielt für die Inflation überhaupt keine Rolle.



Viel wichtiger ist die Geldumlaufgeschwindigkeit.
Je mehr gekauft wird, desto schneller läuft das Geld um.
Schuld an der Inflation sind die Käufer, die bereit sind die Waren zu gestiegenen Preisen zu kaufen und nicht die Produzenten, die z.B. gestiegene Rohstoffpreise an die Kunden weitergeben.
Als Beweis führt Bethmann an, dass es während der Ölkrise nicht zu einem allumfänglichen Preisanstieg gekommen ist.
Gründe für die Bereitschaft zu gestiegenen Preisen kräftig zu kaufen, ist die Erwartung noch deutlich steigender Preise, also die Inflationserwartung.

Jetzt dürfte auch klar werden, warum die Geldmengenausweitung durch die Zentralbanken dieser Welt seit der Finanzkrise 2008 nicht zu den erwarteten Preissteigerungen geführt haben.

Freiherr von Bethmann hat sich auch noch zur Staatsverschuldung und dem Zins geäußert, aber darüber werde ich im Teil 2 dieses Artikels schreiben.

Bis bald,
Stephan Haller

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