Donald Trump und die Zinsen

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,
liebe Freunde der Finanzmärkte,

heute kommt wieder mal ein etwas längerer und aufwändigerer Artikel.
Langsam bekomme ich wieder etwas mehr Lust zu schreiben.

Diese Woche hat Nummer 45 (Donald Trump) folgende zwei Tweets abgesetzt:
Trump 1.jpeg
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The Donald regt sich also darüber auf, dass die Federal Reserve die Fed Funds Rate erhöht hat und noch zwei weitere rate hikes für dieses Jahr plant. Angeblich machen diese rate hikes den US Dollar stärker, was sich negativ auf die Handelsbilanz der USA auswirkt.

Nun das ist die gängige Lehrmeinung, aber leider vollkommener Blödsinn.
Solche Sätze können nur Leute von sich geben, die sich nicht an den Finanzmärkten bewegen.
Ich werfe Donald Trump nicht vor, dass er keine Zeit hat zu traden.
Ich werfe ihm auch nicht vor, dass er wahrscheinlich den falschen "Experten" zuhört.
Aber nur als Tipp von mir:
Man sollte zu den Finanzmärkten keine Menschen mit Professor- oder Doktortitel in Ökonomie befragen!!!
Die haben nämlich in der Regel keine Ahnung.
Die haben zwar ganz tolle Theorien und Modelle, die funktionieren aber in der wirklichen Welt nicht.
Hätte er vorher einen ehemaligen floor trader, der einige Jahre oder besser Jahrzehnte in der bond pit verbracht hat, gefragt, hätte er wohl diesen Tweet nicht abgesetzt (möglicherweise trotzdem).

Bevor man versteht, warum der Tweet von Trump Blödsinn ist und warum auch die meisten Finanzexperten (die mit Doktortitel) falsch liegen, brauchen wir erst etwas Theorie.

Was ist die Federal Funds Rate?

Die Federal Funds Rate ist der Zinssatz zu dem sich Banken in den USA überschüssige Reserven leihen, auch overnight rate genannt. Die Banken in den USA müssen mindestens 10% der Sichteinlagen entweder als Cashreserve in ihren Tresoren oder auf ihrem Konto bei der Federal Reserve Bank halten.
Angenommen eine Bank hat 200 Millionen USD in Cashreserve, dann darf sie für 2 Milliarden Dollar Kredite vergeben. Fallen jetzt ihre Einlagen unter die 10%-Marke, muss sich die Bank von einer anderen Bank Geld leihen. Diese overnight Kredite muss man in der Regel nicht besichern und sie werden mit der Federal Funds Rate verzinst.
Die Gouverneure der FED treffen sich acht Mal im Jahr und beraten über die Federal Funds Rate und geben dann ihre Zinsentscheidung bekannt.
Jedoch heißt es noch lange nicht, dass sich dieser Zinssatz auch sofort so entwickelt, wie es die FED gerne hätte. Vielmehr müssen sie mit den sogenannten open market operations versuchen, dieses Zinsziel zu erreichen. Sie kaufen oder verkaufen Staatsanleihen und versuchen so die Geldmenge zu erhöhen oder zu senken, in der Hoffnung die Zinsen in die gewünschte Richtung zu bewegen.
Angenommen, die FED kauft Staatsanleihen von den Banken, dann haben die Banken mehr Cash zur Verfügung und können mehr Kredite vergeben oder sind nicht auf die Kredite anderer Banken angewiesen, wenn viele Kunden ihr Geld abheben.
Leider hängen die Zentralbänker dieser Welt immer noch der monetaristischen Geldtheorie an, die besagt, dass die Geldmenge über die Preise, also auch über den Mietpreis für Geld (=Zins) bestimmt.
Was völliger Blödsinn ist.
Nur weil die Banken mehr Geld zur Verfügung haben, nehmen sich die Kunden nicht mehr Kredite auf.
Die Unternehmen und Bürger leihen sich auch nicht Geld, nur weil die Zinsen niedrig sind, sondern sie leihen sich Geld, wenn sie eine positive Zukunftserwartung für ihre persönliche oder/und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung haben.
Ob die Preise bzw. die Zinsen hoch oder niedrig sind ist relativ.
Aber dazu habe ich mich ja gestern schon geäußert.

Schauen wir uns erst einmal die Entwicklung der Federal Funds Rate seit 1999 an:

Quelle

Wie man sehen kann, ist die Federal Funds Rate während der Finanzkrise auf knapp über 0% gesunken und seit 2016 steigt sie wieder an.
Trump behauptet, wegen der steigenden Zinsen würde auch der Kurs des USD gegenüber dem Euro und dem Yen steigen.
Nun, schauen wir uns auch deren Kursentwicklung an:

EUR/USD:
EUR:USD.jpeg

USD/JPY:
USD:JPY.jpeg

Nun einen klaren Trend kann ich hier nicht herauslesen.
Das liegt aber auch daran, dass die Federal Funds Rate nicht wirklich etwas mit den Devisenkursen zu tun hat.
Was man aber schon sehen kann, ist dass seit 2016 die Federal Funds Rate wieder ansteigt und gleichzeitig der Euro zum USD stärker geworden ist, was klar gegen Trumps Aussage spricht, steigende Federal Funds Rates würden auch den USD steigen lassen,aber dazu weiter unten mehr.

Was die Dollarkurse stark beeinflusst sind die Bondmärkte (US Staatsanleihen).
Die Bondmärkte in den USA sind die größten und liquidesten auf der Welt.
Unglaublich Summen werden hier täglich bewegt. Bei den US Staatsanleihen sprechen wir von deutlich über 500 Milliarden USD pro Tag.
Diese Summen beeinflussen natürlich auch die Devisenkurse.

Bondmärkte und Zinsen:

Wer schon länger bei mir mitliest weiß, dass steigende Anleihenkurse fallende Zinsen bewirken und fallende Anleihenkurse bewirken steigenden Zinsen.

Schauen wir uns also die Kurse der 30 year treasury bonds an:
ZB.jpeg

Wie man sieht, war der Kurs der 30 year US treasury bonds im Juli 2016 am höchsten, dementsprechend, waren die Zinsen auf die US Staatsanleihen zu diesem Zeitpunkt am niedrigsten.
Nach der Theorie hätte der USD zu diesem Zeitpunkt am schwächsten sein müssen.
War er aber nicht.

Was sagt die Theorie?

Die sogenannten Experten behaupten, dass Geld immer in das Land fließt, in dem die Zinsen am höchsten sind und deshalb diese Währung ansteigt.
Klingt schlüssig, stimmt aber nicht.

Was sage ich?

Wenn viel ausländisches Geld in die Bondmärkte eines Landes fließt, steigen die Bondmärkte und somit fallen die Zinsen. Da dieses Geld vorher in die Landeswährung umgetauscht werden muss, steigt auch der Kurs der Landeswährung.
Also steigender Dollar und fallende Zinsen in den USA hängen ganz klar zusammen.
Wenn die Ausländer, die ihr Geld in den treasury bonds investiert haben, die bonds verkaufen und ihr Geld heimholen, dann steigen die Zinsen in den USA und der Dollar fällt.
So und nicht anders.

Die Federal Reserve beeinflusst die Bondmärkte überhaupt nicht!!!!

Vielmehr läuft sie den Märkten hinterher. Was die FED bekannt gibt, ist in den Märkten längst eingepreist.

Schauen wir uns mal die aktuelle Situation an.
Der letzte rate hike war am 13. Juni 2018. Die FED hat an diesem Tag bekanntgegeben, dass sie den Zinssatz für die Federal Funds Rate um 0.25% auf 2% erhöht.
Hätte die FED wirklich Einfluss, hätte das allgemeine Zinsniveau steigen müssen und dementsprechend die Kurse der Staatsanleihen fallen.

Treasury Bonds 3 Monats Chart:

ZB 2.jpeg

Tja, war wohl nichts, die Zinsen wurden erhöht, aber die Anleihenkurse sind gestiegen, das Zinsniveau ist also gefallen.

EUR/USD 3 Monats Chart:

EUR:USD 2.jpeg

Seit dem Rate Hike ist der USD gegenüber dem Euro nicht wirklich stark gestiegen.
Aber man sieht, dass sich der Euro seit 3 Monaten in einem downtrend befindet.
Wir sehen aber auch, dass sich die Bondmärkte seit 3 Monaten in einem Uptrend befinden.
Die Zinsen fallen also.

Trump hat also hier - wie so viele andere auch - den falschen beschuldigt.
Nicht das ansteigen der Federal Funds Rate bewirkt ein ansteigen des USD (die Federal Funds Rate und die FED bewirken überhaupt nichts), sondern es fließt viel Geld aus dem Ausland in die Bondmärkte der USA 8warum auch immer). Dies lässt den USD und die Anleihenkurse steigen und das Zinsniveau sinken.

Ich hoffe, ich konnte Euch mit diesem Artikel wieder etwas Klarheit verschaffen. Wenn nicht, einfach in der Kommentarspalte nachfragen.

Bis bald,
Stephan Haller

Quellen: Soweit nicht anders angegeben, stammen die Charts von der ThinkOrSwim Trading Plattform

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