Die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts, Teil 1: Die offizielle Version, eine infame Lüge

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht

Rosa und Karl

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sind wohl die bekanntesten und einflussreichsten Vertreter der deutschen Arbeiterbewegung Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie waren, beispielsweise, Teil der wenigen Sozialdemokraten, die sich konsequent gegen eine Kreditbewilligung für den ersten Weltkrieg ausgesprochen haben. Später trugen sie maßgeblich zur Gründung des Spartakusbundes und der Kommunistischen Partei Deutschlands bei. Ob man nun mit ihren politischen Zielen übereinstimmt oder nicht, beide haben ohne Zweifel das politische Leben Deutschlands und die Anfänge der Weimarer Republik entscheidend geprägt. Mit ihrem Idealismus und ihrem stetigen Kampf für eine linke Revolution haben sich beide natürlich viele Feinde gemacht. Insofern werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vor 99 Jahren, im Januar 1919, heimtückisch ermordet.

Normalerweise schreibe ich eher englischsprachige Beiträge über Kryptowährungen oder Python Programmierung (like How to build your own Crypto Token or How to turn your Computer into a Gardener), aber als Geshichtsnerd beschäftige ich mich auch gerne im Detail mit historischen Ereignissen. In dieser fünfteiligen deutschsprachigen Serie möchte ich genauer auf den Hergang der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts und die Hintergründe der Tat eingehen. Ich plane ungefähr alle drei Tage einen neuen Artikel auf Steemit zu publizieren. In diesem ersten, kurz einleitenden Teil wird es um die absurde offizielle Version des Ablebens der beiden Revolutionäre gehen.

Die offizielle Version der Todesumstände

Am 15. Januar 1919 gelingt der Garde-Kavallerie-Schützen-Division (GKSD) unter Leitung des 1. Generalstabsoffiziers Hauptmann Waldemar Pabst in Berlin eine Festnahme, auf die sie schon Tage hingearbeitet hat. Sie nehmen die beiden Symbolfiguren der kommunistischen Revolutionsbewegung der Weimarer Republik gefangen: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die beiden werden in das GKSD-Hauptquartier, das Hotel mit dem paradiesischen Namen Eden, eskortiert. Dort setzt man sie erstmal eine Weile fest und verhört sie. Man beschließt die beiden in das Untersuchungsgefängnis in Moabit zu bringen.

Es ist jetzt ungefähr 23 Uhr, zuerst soll Karl Liebknecht überführt werden, aber schon der Einstieg in das Auto, welches den Kommunisten nach Moabit bringen soll, gestaltet sich schwierig. Vor dem Hotel hat sich ein wütender, politisch aufgehetzter Mob angesammelt, der lautstark und aggressiv den Tod Karl Liebknechts fordert. Nur mit Mühe gelingt es den Soldaten mit Liebknecht in das Auto einzusteigen. Um der wütenden Menge zu entgehen, geht die Fahrt durch den Tiergarten. Am Neuen See hat der Wagen jedoch eine Panne, Karl Liebknecht wird daraufhin zu Fuß eskortiert. Er will diese Gelegenheit Nutzen und ergreift die Flucht, den Soldaten bleibt nichts anderes übrig als ihn zu erschießen.

Auch als man wenige Minuten später Rosa Luxemburg abtransportiert, wird der wütende Mob wieder zum Problem, er schlägt auf Rosa Luxemburg ein. Die Soldaten schaffen es aber noch gerade sie in ein Auto zu bringen. Der Wagen fährt los, doch ein Mann springt aus der Menge auf das Trittbrett des Autos und feuert mit einer Pistole auf Rosa Luxemburg. Dennoch wird die Fahrt mit der verwundeten Gefangenen fortgesetzt. In Höhe des Landwehrkanals wird die Eskorte mit der angeschossenen Rosa Luxemburg erneut durch eine Menschenmenge aufgehalten, diese entreißt die Verwundete dem Soldatentrupp und entfernt sich mit ihr.

Karl Liebknecht wird auf der Flucht erschossen und Rosa Luxemburg wird das Opfer eines Lynchmobs. So zumindest lautet die amtliche Darstellung des Militärs. So zumindest schreibt es auch die demokratische und monarchistische Presse. So zumindest sieht es auch die SPD geführte Regierung Ebert und Scheidemann. Jedoch ist der offiziell verbreitete Tathergang eine bewusste Lüge, denn Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sind in Wahrheit ermordet worden, von eben jenen Männern die sich diese Lüge ausgedacht haben.

In dieser fünfteiligen Reihe möchte ich mich dem wahren Tathergang der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts widmen, dessen Vorgeschichte beschreiben und die politischen Reaktionen der Regierung und des Militärs sowie den Lügenprozess gegen die Täter aufzeigen. Im folgenden, zweiten Teil sehen wir uns die unterschiedlichen politischen Gruppierungen und revolutionären Wirrungen, die bei der Vorgeschichte und der Ermordung eine Rolle gespielt haben, an.

Fortsetzungen

Wessen Interesse ich jetzt geweckt habe, darf sich gerne auf diese weiteren Teile freuen:

Referenzen

Primär habe ich mein Wissen aus "Eine Leiche im Landwehrkanal" von Klaus Gietinger (1993), "Eine Deutsche Revolution" von Sebastian Haffner (1981), "Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Dokumentation eines politischen Verbrechen" herausgegeben von Elisbath Hannover-Drück und Heinrich Hannover (1967), "Die Geschichte der Rosa Luxemburg und ihrer Zeit" von Frederik Hetman (1987), sowie "Ich habe Sie richten lassen" von Gustav Strübel (1996). Wörtliche Zitate werden auch als solche gekennzeichnet sein.

Dann bis zum nächsten Teil! Achja, Kommentare, Resteems und Upvotes sind natürlich gerne gesehen.

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