Fünf männliche Buchcharaktere, die mich nerven. (Fantasy Edition)

Guten Tag, fremde Menschen. Ich hoffe, es geht euch gut.

Im Zuge der Sexismusdebatte fühle ich mich berufen, euch nach den nervenden Frauen in Büchern auch die nervenden Männer zu präsentieren. Nicht, dass es heißt, ich vernachlässige die Mitglieder der Gesellschaft.
Genug der Flachwitze. Kommen wir direkt zu den Nichtschonwiedersoeiner Protagonisten. Ich wünsche euch viel Spaß.

Andere Meinungen? Vorschläge? Goldbarren? Immer her damit, ich sammle sowas.


1. Der perfekte Held

Er ist so schön, dass sich Aphrodite bei seinem Anblick wie eine verwesende Seekuh fühlt. Seine Muskeln sind definiert, obwohl er noch keine Sekunde seines Lebens etwas dafür getan hat.
Die Güte seines Wesens strömt aus jeder seiner ungewöhnlich feinen Poren und seine Intelligenz wird einzig durch seine aus reicher Erfahrung quellende Weisheit überboten.
Egoismus ist ihm ein Fremdwort und unlautere Motive kennt er nur von seinen Feinden. Diesen zu vergeben ist sein Hobby. Das, und Robbenbabys retten.
Er ist perfekt. Ich hasse ihn. Neben ihm treten meine Fehler zu Tage. Das mag ich nicht.


2. Der stoisch Leidende

Gepeinigt von seinen Feinden, doch immer aufrecht. So geht dieser Protagonist durch das Buch. Und der Protagonist muss er schon sein. Als Bösewicht wäre er zu menschlich. Als Nebendarsteller eine Verschwendung von positiven Attributen.
Er ist so duldsam, aufopfernd und stark, kämpft so verbissen für das große Ziel und/oder die Angebetete, dass sogar Mutter Teresa schlecht werden würde.
Bei allem, was er durchstehen muss, wird er nie verbittert, wütend oder hasserfüllt. Er ist so geübt darin, Qualen ohne Charakterentwicklung hinzunehmen, dass er sich und sein Ziel keine Sekunde keine Sekunde aus den Augen verliert.
Er mag ja ein richtig armer Kerl sein, und bei seiner Leidensgeschichte mag es auch der helle Wahnsinn sein, dass er nicht in der Zwangsjacke steckt, aber er langweilt mich. Ich frage mich bei ihm immer, ob sein Geist bei alldem nicht bricht, weil da vorher schon nicht viel war. Weil ihm eben nur diese eine Sache gegeben wurde. Einzig die Fähigkeit, viel erdulden zu können.
Friedrich Schiller schrieb einmal: Große Seelen dulden still.
Also, lieber stoisch Leidender: Dulde, doch dulde ohne mich.


3. Der Böse ist böse, weil er böse ist.

Wer schleicht so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Schurke mit dem Königskind.
Er hält den Knaben fest am Arm,
Dieser schreiet, dass Gott erbarm.

Warum entführst du mich, du Schurke, du?
Gleich gibts ne Schelle, und dann ist ruh!
Doch sag, von was wirst du getrieben?
Von nichts, ich wurde so geschrieben.

Dann raubtest du mich ohne Zweck und Sinn?
Ich tat es, weil ich der Antagonist bin!
Doch sag warum willst du mich killen?
Weil ich böse bin um der Bosheit willen.

Ihr versteht nicht, weshalb das Kind er stahl?
Nun, die Gründe sind wenige an der Zahl.
Es geht um platten Gegensatz im Werke.
Dass man das Strahlen des Helden bemerke.

Denn dort, wo flache Dunkelheit plakatiert,
Die kleine Flamme als helles Licht akzeptiert.
Denn ist der Böse im Buch matt und grau,
Kann der verwaschenste Held strahlen wie ein Pfau.


4. Der uralte Vampir, der auch ein Teen sein könnte.

Er sah die Jahrhunderte kommen und wieder gehen. Vor seinen Augen wurden große Erfindungen gemacht und Kriege geführt. Am Ende merkte er, dass sich alles immer wiederholt. Ob Diskriminierung, Korruption und Tod oder Freude, Menschlichkeit und Leben. Alles verschwindet, um wieder aufzutauchen.
Doch er ist nicht durch ewige Langeweile und Allmacht wahnsinnig geworden, er ist auch nicht Zynisch oder überheblich. Die Erfahrung so vieler Jahre lässt ihn nicht anders reden oder denken als seine Mitschüler. Seine Mitschüler, unter denen er sich versteckt, weil ist eben so.
Sich unter Kreaturen verstecken, die verglichen mit einem selbst, die Fähigkeiten und Erfahrungen von Ameisen haben. Das klingt doch nach purem Vergnügen.


5. Das immer bereite Geschlechtsteil, an dem zufällig ein Held dranhängt.

Früher konnten wir ihn bereits am Cover des Buches erkennen. Da war er dann mit nackter Brust abgebildet und hielt ein zierliches Frauchen im Arm. Heute sind Buchcover neutraler gehalten und auch der Klappentext verrät ihn nicht immer. Doch beim Lesen merken wir schnell, mit wem wir es zu tun haben.
Er sieht sie zum ersten Mal und denkt sofort daran, sie zu berühren. Dies zieht sich dann durch das ganze Buch.

Ein Kampf um Leben und Tod? „Wie wohl ihre Lippen schmecken?“
Er hängt an einer Klippe? „Ihr Busen ist bestimmt weich.“
Ein alter Nachbar leiht ihr Salz? „Der will doch bestimmt auch nur in ihr Höschen.“
Sie sprechen über Durchfall? „Wie schön ihr Mund dabei aussieht.“

Seine einzige Aufgabe im Buch ist es, die Stellvertreterin der Leserin anzuschmachten. Und zu beglücken, versteht sich.


Das waren meine fünf Herren, die mir in der Fantasyliteratur schon auf die Nerven gegangen sind. Wie immer gilt: Meine Meinung ist nur eine Meinung.

Lasst euch nicht von der Hitze erschlagen und trinkt ordentlich (Wasser).
Es grüßt: die Schreiblust.

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