Zitate 012 - Ken Jebsen II - Deutsche Eliten

"Die deutschen Eliten sind geradezu süchtig nach einem guten Führer, einem Anführer. Sie haben Demokratie, was ja auch Risiko bedeutet, nämlich sich auf sich selbst zu verlassen, nie wirklich gelernt. Können sie gar nicht und deswegen hängen sie auch an den Parteien, dann ist mann wenigstens kollektiv Schuld.
All dies weiss der einfache Mann auf der Strasse vielleicht nicht en detail zu checken. Er hat nicht die Zeit und die Fähigkeit, das analytisch durchzudenken, aber er spürt das intuitiv. Hier der Kleine Prinz, die wesentlichen Dinge sieht man sowieso nicht mit den Augen, die sieht man mit dem Herzen. Und das kann man natürlich auch missbrauchen."

Das Zitat wurde der neuesten Episode nachdenKen entnommen, es befindet sich bei ca. Minute 22 [1]. Die Beweihräucherung der linken Seite des politischen Spektrums danach kann ich leider nicht wirklich nachvollziehen, aber Ken hat die Freiheit, seinen Beitrag so zu gestalten, wie er es möchte.

Auch bei meiner ersten Erwähnung von Ken Jebsen auf dieser Blogseite habe ich deutlich gesagt, dass ich den Kanal KenFM nicht bedingungslos empfehlen kann. Für mich bewegt er sich zu sehr auf der linken, sozialistischen Seite des politischen Spektrums. Ken Jebsen selber wagt aber immer wieder leicht anarchistische Ausflüge, in denen er für Eigenverantwortung plädiert und seine Zuschauer mahnt und dazu aufruft, nicht in einer Konsumhaltung zu verharren, sondern aktiv Dinge zu tun und umzusetzen.

Beim genannten Zitat geht es um das Verhalten der sogenannten Eliten und deren Kontakt mit anderen Bevölkerungsschichten. Sich auf einen lieben und guten Führer verlassen zu wollen, ist für mich eine altbackene Sichtweise zur Kultivierung der eigenen Ohnmacht, der individuellen Unfreiheit, auch willige Sklaverei genannt und des Unwillens, wirklich für sich selber zu sorgen. Ken meint also, dass gerade in Deutschland von den Eliten solches Denken propagiert wird, aber nicht nur für die "Unterschicht", sondern dass genannte Eliten eben auch an gute Führer glauben und bereit sind Einschränkungen der individuallen Freiheit zu akzeptieren.

Spätestens seit dem Dritten Reich sollte in Deutschland aber dem allerletzten klar geworden sein, dass bedingungslose Treue der "Macht" gegenüber nicht vernünftig ist. Aktuell ist auch gut zu beobachten, wie in Deutschland die etablierten Medien mit ihrer Berichterstattung über den zukünftigen Präsidenten Donald Trump eigentlich stärker antiamerikanisch berichten, als die von îhnen gerne so bezeichneten neurechten oder rechtsesoterischen Alternativen (in denen natürlich auch allerhand Blödsinn verbreitet wird, ich empfehle deswegen kaum je solche Kanäle bedenkenlos).

Aktuell wird sich des öfteren von oben her herablassend über die vermeintlich unterhalb in der Hierarchie stehenden Teile der Bevölkerung geäussert, die dieser Elite zunehmend den Gehorsam und die Treue aufkündigen. Oder ein Betroffenheitskult einberufen, wenn bei Wahlen unerwünschte Ergebnisse zustandekommen. Solches Verhalten ist aber eindeutig schädlich für den Dialog innerhalb der Bevölkerung. Auch der Zeitpunkt ist falsch gewählt. Anstatt ohnmächtig gefällte Entscheidungen zu beklagen, sollte man doch viel besser mit der Wahrheit für die richtige Entscheidung werben, damit diese dann auch zustandekommt.

Ich habe kein generelles Problem mit Vorangängern und Führern, möchte mir diese aber weitestgehend situativ selber auswählen. Es gibt für mich keinen Führer, den ich einmal auswähle und dann als Allzweckdominator akzeptiere, für mich gibt es Pioniere, Trendsetter und Leuchttürme, von denen aber keiner fähig ist, alles abzudecken. Wenn ich mir die Vielfalt des Wissens, das sich die Menschen erarbeitet haben, ansehe, ist es absurd, zu glauben, es gäbe nur einen, der in die Region des Allwissenden vorstossen könnte. Ich kann für mich nur sagen, dass mir wichtig ist, dass die Bedingungen so gewählt werden, dass jenes Wissen, das der Menschheit Frieden, Freiheit und Wohlstand bringt, ausgebaut werden kann.

Ich bin auch nicht glücklich mit den Aussagen und vielleicht auch mit der Denkfähigkeit vieler Zeitgenossen, ich bin aber sehr demütig, da ich selber auch einen nichtlinearen Werdegang hinter mir habe. Sich selber als überlegen zu präsentieren und auf andere herunterzuschauen, halte ich für höchst unanständig, lieber stelle ich meine Gedanken und Argumente ruhig und unaufgeregt in den Raum und versuche, Denkanstösse zu geben.

Aktuell sehe ich auf beiden Seiten, unten und oben, Verwirrung, Wunschdenken, Ideologien und immer wieder beängstigend wenig Kontakt zu dem, was ich als den Boden der Realität bezeichne. Das muss kritisiert werden!

Ich selber bin eindeutig bürgerlich orientiert und fühle mich dem unteren Mittelstand verbunden. Dieser ist die unterste Schicht, die für sich selbst zu sorgen pflegt und in der in der jüngsten Vergangenheit, momentan und in naher Zukunft von einem möglichen Abstieg in die Armut bedroht ist. Gerade in den südeuropäischen Ländern Griechenland, Italien, Spanien und Portugal ist dieser Prozess in vollem Gange. Ich verlange von der Politik, dass sie unspektakuläre Bedingungen schafft, die eine prosperierende Wirschaft begünstigen. Das heisst, das Verhältnis Entlöhnung zu Abgaben und die Staatsquote müssen langfristig immer sinken und höchstens temporär einmal steigen.

Mindestens in der Schweiz wählt kaum einer aus meiner Gesellschaftsschicht links oder sozialistisch. Warum? Weil wir alle etwas zu verlieren habe, aber genau deswegen soviel wie möglich selber behalten möchten, auch wenn wir damit keine Millionäre werden.


[1] nachdenKEN über: Donald Trump und Antiamerikanismus

H2
H3
H4
3 columns
2 columns
1 column
Join the conversation now
Logo
Center