Medien 002 - Internet, Wahrheit, Echokammern und Filterblasen

Die im Titel genannten Ausdrücke "Echokammer" und "Filterblase" sind den meisten aufmerksamen Konsumenten von etablierten Medien schon begegnet. Sie werden bevorzugt für Menschen gebraucht, die den Konsum genannter Medien aufgegeben haben und sich anderen Quellen zugewandt haben. Es wird behauptet, diese Menschen würden bevorzugt deswegen ihren Medienkonsum ändern, weil sie mit den Darstellungen in den etablierten Medien überfordert seien und viel lieber einfache Erklärungen hören, die sie bei alternativen Portalen einfacher bekommen. Diese müssten sich bekanntlich nicht an journalistische Standards halten, was ihren Spielraum zusätzlich vergrössert. Das Internet als Echokammer sei besonders gefährlich, da einem basierend auf den eigenen Aktivitäten neues Material geliefert wird.


Die Wahrheit ist oft eine zarte Pflanze. Eigene Aufnahme, 10. Juni 2014.

Wie ich auch in den gestern veröffentlichten Videos erklärt habe [1], bin ich jemand, der alternative Medienportale und Blogs durchaus konsultiert und liest. Vor einigen Jahren sah ich mich zunehmend mit einer Berichterstattung konfrontiert, die ich für unseriös zu halten begann. Es wurde via viel Hofberichterstattung zu kritisierenden Regierungen gehuldigt, wirtschaftliche Zusammenhänge vollkommen verdreht, Dinge vor denen bevorzugt sogenannte Populisten im Voraus gewarnt haben, sind tatsächlich eingetroffen und niemand wollte zugeben, dass sich der Mainstream geirrt und verrannt hatte. Sehr oft wird im Mainstream auch der sogenannte Spin oder Dreh bezüglich eines Themas gewechselt. Meist nicht plötzlich, aber immer wieder beobachte ich mich bei der Feststellung: "Vor ein Paar Monaten haben die sich zum selben Thema ganz anders positioniert." Seit bald 10 Jahren prangere ich zudem die aussenpolitische Strategie der EU als vollkommen planlos an. Mein Eindruck wird durch die Existenz vieler destabilisierter, gescheiterter Länder in der näheren Umgebung der EU und perpetuierte Wirtschaftskrisen auf dem eigenen Gebiet eindrücklich unterstrichen. Im Medialen Mainstream bekomme ich in dieser Hinsicht als politisch und wirtschaftlich Interessierter zu wenige mir vernünftig erscheinende Antworten. Auf Bücher auszuweichen ist möglich, ich habe dies getan. Aber dann ist es wahrscheinlich, dass man merkt, wie sich neben der "Filterblase" Mainstream-Medien eine ganze Welt neu auftut.

Mir war es nach dem Studium ab 2014 sehr wichtig, mehr über die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu erfahren, die den Entwicklungen während der Finanzkrise ab 2007 zugrunde lagen. Ich hatte das brennende Gefühl, nirgendwo das abgebildet zu sehen, was ich in der Realität beobachtete. Erst fand ich die Occupy-Bewegung, einige sich selbst unabhängig bezeichnende Blogger und sogenannte Kritiker des "Kapitalismus" sehr interessant, da sie mir genau die Thesen servierten, die meine Ohren hören wollten. Dann kam wir aber wieder in den Sinn, dass "du sollst nicht stehlen" ein wichtiger Ausdruck in meiner Erziehung war. Schon im Gymnasium, als ich besonders viele sozialistisch denkende Menschen in meinem Umfeld hatte, war mir immer wieder der Gedanke gekommen, dass alle diese Ideen, so schön sie auch klingen, erst einmal von jemandem bezahlt werden müssen. Wenn man sich die Parolen der Kapitalismus-Kritiker und der "Kämpfer für soziale Gerechtigkeit" so anhört, merkt man, dass ihre Ideen nur selten selbsttragend sind, also ohne das Stehlen auskommen. Sie weichen gerne aus, sagen, die anderen hätten auch alles gestohlen, andere ausgebeutet, Nettosklaverei betrieben usw. Nur, vor einem Gericht haben diese Argumente noch höchst selten gewonnen, was die ganzen Theorien eigentlich in den Bereich der Ideen und Phantasien zurückwirft. Absurde Verschwörungstheorien habe ich mir auch teilweise angesehen. Wenn ich keinen Bezug zu meiner sich heute manifestierenden Realität oder unmittelbar dahinter liegende Zusammenhänge sehe, verfolge ich diese aber kaum weiter, da sie mir höchstens Energie entziehen.

Auf irgendeine Weise, wohl über Gerd-Lothar Reschke, dessen freiheitliche und eindeutig antisozialistischen Videos und sein Buch "Vom Falschgeldsystem zum freien Marktgeld" kam ich zu den Büchern von Oliver Janich, der auf Steemit als @oliver-janich aktiv ist, und die Bücher "Das Kapitalismus Komplott" und "Die vereinigten Staaten von Europa" geschrieben hat. Damit einher gingen Empfehlungen von Büchern englischsprachiger, freiheitlicher Autoren. Insbesondere die US-Amerikaner verstünden weit mehr von Marktwirtschaft, wurde mir gesagt. Also begann ich solche Bücher zu lesen. "Economics in One Lesson" von Henry Hazlitt, "The Mystery of Banking" von Murray Rothbard und "Die Gemeinwirtschaft" von Ludwig von Mises seien als Beispiele genannt. Murray Rothbard ist ein besonders interessanter Autor, da er es gewagt hat, mit seiner libertären Herangehensweise massiv Geschichtsrevision zu betreiben. Revision der Geschichtsschreibung ist gerade mit einer libertären Denke geradezu nötig, da sich die traditionelle Art und Weise meist sehr staatstragend und auch eher aus staatlicher Sicht oder aus Sicht von Kollektiven daherkommt. Mit einer libertären Herangehensweise die Dinge vielmehr aus der Perspektive menschlicher Individuen und die wirtschaftlichen Zusammenhänge stärker zu betonen, ist gemessen am deutschsprachigen medialen Mainstream höchst alternativ. Wenn ich das Wort Geschichtsrevision gebraucht habe, möchte ich hier auch erwähnen, dass dieses im deutschsprachigen Raum meist in der leicht verändert vorkommt. Geschichtsrevisionismus, also eine Obsession, die Geschichte notorisch neu schreiben oder umdeuten zu wollen, wird meist unverbesserlichen Nazinostalgikern oder Holocaustleugnern vorgeworfen. Zu denen gehören die Libertären freilich nicht, ich auch nicht. Wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, weder ein echtes Fachbuch zur Vernichtungsmaschinerie im Dritten Reich, noch eines das diese zu widerlegen versucht, gelesen habe. Bücher über die jüngere Geschichte und vor allem derer von Geheimdiensten und deren Operationen habe ich auch einige gelesen. Derartige Geschichten findet man auch vorwiegend in Büchern, weniger in Magazinen und Zeitungen.


Trifft man am Wegesrand auf eine Bank, kann eine Rast zu neuer Kraft verhelfen oder die Ruhe in der Natur hilft, die Gedanken in Ordnung zu bringen. Eigene Aufnahme, 13. Juni 2014.

Dass es mit Roland Baader und seit neuerem Rahim Taghizadegan und Susanne Kablitz auch aktuelle Deutsche Autoren gibt, die im Bereich der Freiheitlichkeit, Libertarismus und Österreichische Schule der Nationalökonomie tätig sind, wurde mir auch langsam aber sicher bekannt. Dass solche Literatur oder Texte mit ähnlicher Prägung im medialen Mainstream kaum vorkommen, obwohl eine ganze Welt von Literatur existiert, hat mich ziemlich verwirrt im Regen stehen lassen. Im medialen Mainstream sieht man beispielsweise gelegentlich Kolumnen von Thorsten Polleith, dem Vorsitzenden des Mises Instituts Deutschland oder von Frank Schäffler, dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten, der in der Euro-Rettungsdebatte an der Regierungskonformität seiner Gegenspieler in der FDP scheiterte.

Heute bin ich kein beinharter Libertärer geworden, sondern sehe mich als pragmatischen Vertreter realistischer Lösungen wie einem möglichst schlanken Staatsgebilde. Die Privatrechtsordnung, wie sie ein Hans-Hermann Hoppe beschreibt, halte ich zwar für intellektuell interessant, in der Realität aber nicht besonders nahe an den Möglichkeiten. Die meisten Menschen sind sich das Staatswesen zu sehr gewohnt, um in grosser Zahl darüber hinauszudenken. So lautet wenigstens mein Fazit. Meine erste Begegnung mit dem Wort "libertär" hatte ich 2009. Ich wurde Vorprogramm der US-Präsidentschaftswahlen 2009 auf Ron Paul aufmerksam gemacht, von dem man sagte, er sei ein Libertärer. Ich wusste nicht, was es damit auf sich hat, habe dann erfahren, dass das sogenannte Privatisierungsfritzen seien, die den Staat nur als Parasiten sähen. Da ich keine Zeit zu einer intensiven Beschäftigung zur Verfügung hatte, liess ich die Sache ruhen. Insgesamt muss ich konstatieren, dass mich die Suche nach mehr Realitätsnähe und mehr Wahrheit auf eine weite Reise geführt hat und dazu, dass ich schon einige Male Dinge, die ich für sicher oder wahr gehalten habe, verwerfen musste. Die Reise ist heute noch nicht abgeschlossen und wird weiter gehen. Ich glaube fest daran, dass ich auf diesem Weg weiter reifen werde!

Generell gilt: Wer sich nach anderen Quellen umsieht, sieht sich zunächst mit der anspruchsvollen Aufgabe konfrontiert, deren Seriosität zu prüfen. Nur allzuoft gestaltet sich diese Prüfung nicht besonders einfach. Einerseits sagen die Mainstreamgläubigen oder die Vertreter und Akteure dieses Mainstreams gerne, dass es neben der von ihnen propagierten Wahrheit nur absurde Phantasien, Verschwörungstheorien und Rattenfänger gibt. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass sich neben dem medialen Mainstream gerade in Büchern ganze Welten auftun, die in den Medien kaum Erwähnung finden. Immer wieder wird auch gesagt, diejenigen, die alternative Informationen konsumieren, seinen einfach Vergnügungssüchtige, die sich ihre tägliche Ration Crashporn und möglichst unglaubliche Theorien reinziehen wollen und diese dann auch noch glauben. Mein Ziel war es nie, möglichst absurdes Zeug zu glauben, sondern ich wollte mehr wissen, als mir der Mainstream zu wissen erlaubte.

Gerade durch diese Zeit des intensiven Suchens nach mehr Wahrheit bin ich heute viel feinfühliger und ausgeglichener geworden. Es ist auch nicht so, dass ich gar keine Mainstreamerzeugnisse mehr konsumiere. Nein, für mich gehören Mainstream-Ansichten immer wieder zur Meinungsbildung dazu. Allerdings bin ich auf Effekthascherei und oberflächliches Betonen von Signalwirkungen oder der vermeintlich schwerwiegenden Bedeutung von (absichtlich oder unabsichtlich?) verhängnisvoll, aber frei dahergesprochenen Phrasen ziemlich allergisch geworden. Es ist wichtig, den Menschen zuzuhören, was sie sagen, aber noch viel wichtiger ist, in welchem Bezug dazu ihre Taten stehen.

Der ganze Prozess der Präsidentschaftswahlen in den USA im vergangenen Jahr zeigte eindrücklich, dass der Bereich, den der mediale Mainstream abdeckt, auch mit "Echokammer" umschrieben werden kann. Die meisten, die dem neuen US-Präsidenten Donald J. Trump gute Chancen einräumten, bewegen sich in alternativen Bereichen. Das gilt sowohl für die Vorwahlen in der Republikanischen Partei, als auch für die tatsächliche Wahl. Anhand dieser Tatsache muss jedem klar werden, dass sich die Alternativen nicht nur im Bereich der Dummschwätzerei, Angstmacherei oder Verschwörungstheorien bewegen, sondern teilweise sehr wohl engen Kontakt zur Realität pflegen können.

Realitätsnähe ist mir ganz wichtig. Auch wenn es noch lange nicht so ist, dass ich stets oder sehr oft sage, ich entscheide gut und richtig glaube ich fest an untenstehenden Satz:
"Wer nahe an der Realität ist, hat genau die Wissensbasis, die es ihm erlaubt, täglich gute Entscheidungen zu treffen, die sich in der Zukunft auszahlen. Wer mit sich im Einklang ist, also so denkt wie er fühlt und handelt, ist entweder bereits erfolgreich oder wird es in Zukunft werden."

Auch wenn ich im Text teilweise selbstsicher klinge, das täuscht durchaus. Die Demut überwiegt weiter.


Der Ausblick aus erhabenen Positionen lässt einen sich Übersicht verschaffen. Eigene Aufnahme, Blick von der Bergkirche Hallau (Schaffhausen, Schweiz) nach Osten, 11. Juni 2014.


[1] https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/medien-001-mainstream-und-alternativmedien

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