Der große deutsche Bauernkrieg

Servus liebe Steemer!

Heute möchte ich euch etwas über eine recht unruhige Zeit berichten. Fragen und Kritik bitte einfach in die Kommentare schreiben. Ansonsten viel Interesse beim Lesen!

Der große deutsche Bauernkrieg

Der große deutsche Bauernkrieg welcher zwischen den Jahren 1524 und 1526 in den verschiedensten Teilen Süd- und Mitteldeutschlands tobte, war einer der verheerendsten Bürgerkriege die wir je ertragen mussten. Dies rührte daher, dass, wie in den meisten dieser Fälle, die Verbitterung auf beiden Seiten enorm war. Dementsprechend wurde auch miteinander gerungen.

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Quelle

Zunächst noch etwas in eigener Sache. Ich bin kein Freund von monokausalen Erklärungen. Man denkt nämlich gerne an den Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt, und vergisst gerne auf die Tropfen die es benötigte das Fass überhaupt zu füllen.
Nicht der letzte Tropfen ist der wichtige, sondern der Erste!

Vielfältig sind die Gründe für den Aufstand der Bauernschaft gegen ihre Herren. Vor allem puschten sich unterschiedliche Faktoren gegenseitig auf. Da wäre zum einen die seit Jahrzehnten sich verschlimmernde Unterdrückung durch die entstehenden Landesherren zu nennen. Stichworte sind Agrarkrise und Pest.
Der sittliche Verfall von Adel und Klerus. Oder die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten.
Doch was heißt schon Unterdrückung. Unterdrückung ist letztlich nur ein Wort, und daher möchte ich seinen Inhalt ergründen um zu zeigen von welcher Art diese Unterdrückung war.
Und genauso möchte ich auch verfahren in punkto sittlichem Verfall und Verarmung. Denn, nicht Worte lassen verstehen, sondern nur der Sinn derselben.

Unter Unterdrückung verstehe ich in dieser Zeit den immer weiter fortschreitenden Rechtsverlust der Bauern, aber auch der Bürger. Das gesamte 15. Jahrhundert hindurch büsten die Untertanen immer mehr an althergebrachten Rechten und Privilegien ein. Dies hatte seinen Ursprung in den Auswirkungen der Pestwellen des 14. Jahrhunderts wie oben bereits genannt. Durch diese Katastrophe brach die gesamte mittelalterliche Wirtschaftsweise zusammen. Dadurch brachen Steuern und Abgaben weg, doch mussten diese weiterhin bezahlt werden. Und wenn man kein Geld hatte, musste man eben seine Privilegien und Rechte preisgeben. Über Pest und Agrarkrise aber ein andermal mehr.

Aber auch die entstehenden Territorialstaaten waren in immer größerem Ausmaß darauf bedacht, ihre Ansprüche durchzusetzen und im Idealfall weiter auszubauen. Ganz im Sinne der Landesherrschaft. So führten Gier und Machthunger zu einer immer weiteren Entrechtung, immer größerer Bevölkerungsschichten.
Dabei war der Antrieb nicht grundsätzlich böswillig. Im Spätmittelalter hatten sich viele Probleme des Feudalwesens offenbart. Diese zu beseitigen versuchte man mittels Bürokratie und Zentralisierung. Da das ganz gut klappte, setzte es sich schließlich durch. Hier ist auch die Renaissance zu nennen. Den bei den Römern war ja schon eine Bürokratie vorhanden gewesen. Man konnte also auch auf ein historisches Vorbild verweisen.

Der sittliche Verfall wiederum kam daher, dass viele geistliche Ämter und Klöster, ja teils auch die einfachen Pfarreien, zu Versorgungsanstalten des Adels herabgesunken waren. Wo Hochgeborene Ämter, so genannte Pfründe, sammelten um ein gutes Auskommen zu haben, wobei die Seelsorge und die Nächstenliebe zwangsläufig auf der Strecke bleiben mussten. Hier zeigt die Simonie, der Ämterkauf, seine hässliche Fratze.
Dadurch wurde auch das kirchliche Leben stark geschädigt, was später sowohl dem Hexenwahn als auch der Reformation Nahrung lieferte.

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Quelle
Diese Miniatur aus der Toggenburger Bibel (14. Jahrhundert) zeigt ein an der Beulenpest erkranktes Paar

Die Verarmung hatte ihre Ursache in dreierlei. Zum einen stammte sie aus dem Verlust von Privilegien, zum anderen aus dem Verlust von Absatzmärkten im Zuge der Pest und der Agrarkrise, und drittens, aus der Ablöse der Naturalabgaben durch Geldzahlungen.
Vor allem letzteres wirkte sich verheerend aus. In Kürze: Im Frühmittelalter gab es kaum Geld also bezahlte man überwiegend in Naturalien. Im Laufe des Mittelalters aber kommen Bauern und Bürger zu Wohlstand und haben plötzlich Geld. Also beschließt man von Naturalien auf Geldzahlungen umzustellen. Mit dem Beginn der Agrarkrise fallen die Geldeinnahmen weg, Steuern können nicht mehr gezahlt werden. Als alle Rechte und Privilegien preis gegeben sind, bleibt nur mehr eins das man geben kann, sich selbst!
Allerdings muss hier betont werden, dass es von Land zu Land teils gewaltige Unterschiede gab, man dies also nur als grobe Richtschnur betrachten sollte.

Warum es aber ausgerechnet in jenen Jahren zu diesem Aufstand kam, und nicht schon früher (wenn man von den Bundschuherhebungen absieht, doch dazu ein andermal mehr) oder später.
Der Grund ist wohl bei Martin Luther und seinen Schriften zu suchen, allen voran „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Wer sie je gelesen hat merkt recht schnell, dass in ihr viele Themen angesprochen werden die man so niemals stehen lassen kann, sondern über die man erst diskutieren müsste. Und das war auch bei den frühen Lutherschriften so beabsichtigt (wie auch bei den 95 Thesen, weswegen er sie ja auch Thesen genannt hat!). Hier spielt der Gedanke der „Disputatio“, eine große Rolle.
In der aufgeheizten Stimmung aber, wurden seine Schriften für bare Münze genommen, und man sah im neuen Glauben die Gelegenheit mit allen Übeln abzurechnen. Freilich nicht im Sinne der Gerechtigkeit, sondern eher im Sinne der Rache. Die Folge?
Da Unrecht immer nur neues Unrecht gebiert, fiel das unschuldige Blut, welches die Aufständischen, so gerecht ihr Unmut auch war, auf sie selbst zurück. Rund eine halbe Million Menschen bezahlten die Unruhen mit ihrem Leben. Im Nachhinein waren sie rechtloser als davor.

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Quelle
Darstellung der Schlacht von Bad Frankenhausen in Jahr 1525. Werner Tübke, Frühbürgerliche Revolution in Deutschland, 1976- 87

Weiterführende Links:
http://www.s-line.de/homepages/m-ebener/Bauernkrieg.html
https://www.thueringen-entdecken.de/blog/kunst-die-sprachlos-macht-das-bauernkriegspanorama-in-bad-frankenhausen/

Vielen Dank für euer Interesse!

Parzifal

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