Zum Baden nach Binz - 110 Kilometer querfeldein

Sonntag, 12 Uhr. Mir ist warm. Also beschließe kurzerhand nach Binz zu fahren und in der Ostsee zu baden. Mit dem Auto ist man ca. 45 Minuten und etwa 42 Kilometer unterwegs. Aber wer will schon zum Baden mit dem Auto fahren? Ich jedenfalls nicht.

Ich entscheide mich fürs Bike. Mit dem Rennrad sollte ich die 45 Kilometer auf den Hauptstraßen in maximal zwei Stunden schaffen. Aber es ist Sonntag, Mittagszeit und die Alleenstraßen auf Rügen werden von wilden Rüganern und ihrem irren Fahrstil dominiert. Das tue ich mir nicht an.

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Irgendwo im Nirgendwo - Ein wildes Mountainbike

Also Mountainbike und abseits der Straßen. Rad- und Feldwege, immer schön in Küstennähe bleiben. Ich schiebe mir auf Strava eine Route zurecht und hey, es sind nur 62 Kilometer querfeldein. OK, gebongt. Ich ziehe mich um, packe ein paar Sachen zusammen, fülle die Wasserflaschen und fahre los. Auf Rügen habe ich Rückenwind. Klasse! Nach den ersten 20 Kilometern wird das Gelände härte. Fuhr ich bis hierhin hauptsächlich asphaltierte Wege oder zumindest solche, auf denen praktische Asphaltplatten ausgelegt waren, so bin ich nun auf unbefestigten Feldwegen und Pfaden unterwegs. Das geht noch. Es macht Spaß und ich komme gut vorwärts. Doch plötzlich: Sand. Je weiter ich mich in Richtung Wasser orientiere, umso sandiger wird der Weg.

Wer noch nie das Vergnügen hatte, längere Abschnitte auf Sand zu radeln, der möge das mal ausprobieren. Es ist die Erfahrung wert ;)

Jedenfalls muss ich meinen 26er Schnitt aufgeben und abschnittsweise sogar kurz runter vom Bike, um knöcheltief im Sand zu waten. Als der Untergrund wieder fester wird, geht’s weiter. An Seen vorbei, durch Wäldchen und Dörfchen, die teilweise ulkige Namen tragen. Hier ein Best Of in der chronologischen Reihenfolge: Nesebanz, Sissow, Üselitz, Glowitz, Muglitz, Blieschow, Kaiseritz.

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Kurz Durchatmen nach den sandigen Manövern

Hinter der Lancken-Granitz werden noch ein paar Höhenmeter mitgenommen. Es geht rauf auf den Berg, wo sich das Jagdschloss Granitz befindet. Dort haben wir ja mal eine Nachtwanderung gestartet. Bergab und durch den Wald macht richtig Laune. Nur die verschwitzten Hände rutschen leicht von den Griffen. Ich erreiche Binz und begebe mich zum Strand.

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Die Ostee bei Binz: 17° Wassertemperatur

Da ist sie, die Ostsee. Tausende Verlängertes-Wochenende-Urlauber liegen am Strand in der Sonne. Ein Bruchteil davon im Wasser. Da mein Körper nach der Fahrt ordentlich aufgeheizt ist, ziehe ich mir schnell die Badehose an und schmeiße mich ins kühle Nass. Welche eine Wohltat. Ein Traum! Es gibt kaum eine bessere Belohnung als ein kühles Bad im Meer. Nach einer Weile verlasse ich das Wasser, futtere einen leckeren Burger und mache mich auf den Rückweg.

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Kurze Pause am Strand

Dieser soll nicht der gleiche sein wie der Hinweg. Das Problem ist nur, dass es in die angedachte Richtung an Radwegen mangelt und ich einige Abschnitte auf der Hauptstraße fahren müsste. Keinen Bock drauf! Ich fahre einfach der Nase nach, quefeldein, wenns sein muss.

Wenige Minuten später kämpfe ich mich durch die Pampa, mal auf Wanderpfaden, mal übers Feld oder durch meterhohes Gras. Brennnessel? Juckt mich nicht. Nach gefühlt zwei Stunden rumeiern in der Walachei komme ich auf einen Feldweg und kann wieder Gas geben. Glücklicherweise bläst mir der Wind entgegen. Das trocknet meinen Schweiß und kühlt, aber ich komme kaum noch vorwärts.

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Auf den letzten Kilometern nochmal nochmal die neue Fotoapp mit HDR Funktion testen

Die letzten 25 Kilometer fahre ich auf einem befestigten – welche eine Wohltat – Radweg. Gegen den Wind. Dem Sonnenuntergang entgegen. Zuhause gönne ich mir ein Bad in der Wanne und stopfe mich mit Essen voll, während ich mir die heute gefahrene Strecke von 110 Kilometern auf Strava ansehe.

Was für ein genialer Tag!



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