Leben ohne Staaten - eine Wegbeschreibung

Liebe Steemianer, liebe Idealisten, liebe Weltverbesserer,

die Meisten von uns haben wohl das Gefühl, dass mit unserem System etwas nicht stimmt. "Etwas" ist dabei wohl ein deutliche Untertreibung. Es passt hinten und vorne nicht. Die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher. Der Polizei- & Überwachungsstaat manifestiert sich zusehends und die Meinungsfreiheit wird abgeschafft. Im Neusprech finden sich dafür zwar immer wohlklingende Neologismen und die Mainstreammedien finden immer passende Ausreden für die Beschränkung der persönlichen Freiheit. Doch die Kriegsgefahr auf dem Globus steigt und zwar nur deswegen, weil kaum noch neue Märkte erschlossen werden können und deshalb die bereits existierenden Güter zerstört werden müssen, um neue an den Mann zu bringen. Wenn dabei die Überbevölkerung noch korrigiert werden kann, ist das ein zynischer, aber einkalkulierter, zusätzlicher Gewinn... für die Eliten. Ist klar.

Ohnmacht

Was können wir dagegen tun? Die entscheidende Frage ist: Wo fangen wir an? Es gibt so viele Baustellen, dass man eben nicht weiß, was man am Besten zuerst angeht. Und angesichts des riesigen Angebots an Problemen, denen man sich widmen möchte, kann man sich nicht entscheiden und verharrt in Untätigkeit. Durchaus angenehm für "die da oben". Auf Dauer ziemlich problematisch für "uns da unten".

Der Einzelne hat selbstverständlich die Möglichkeit in die Politik zu gehen, Plakate oder Flugblätter zu drucken, in seinem Umfeld zu diskutieren und aufmerksam zu machen, Blogs zu betreiben oder Youtube-Videos zu veröffentlichen. Aber wen juckt das denn? Schlussendlich kann sich nur etwas bewegen, wenn wir alle uns bewegen. Und zwar gleichzeitig. Von der Couch.. auf die Straße.. in die Institutionen. Doch ist das wahrscheinlich? Aktuell noch nicht. Wenn es noch schlimmer wird vielleicht. Aber ich bin kein Freund vom Gedanken an den harten Aufprall auf dem Boden der Realität. Gibt es noch eine Alternative?

Lösungsansatz

Allerdings die gibt es. Die Autonomie. Kurz zur Wortherkunft für alle, die mit Altgriechisch nix am Hut haben: "Auto" heißt "Selbst" und "Nomos" bedeutet "Gesetz". Man kann also sagen, dass ein autonomer Mensch sich selbst seine Gesetze gibt und nach ihnen lebt.

Gleich zur Klarstellung, ich möchte nicht, dass ab sofort jeder nur für sich selbst entscheidet. Der Eine darf klauen, der Andere wieder nicht. Einer entscheidet für sich, dass Vergewaltigung in Ordnung ist. Das ist keine Zukunft wie ich sie mir vorstelle und auch keine die sonst irgendjemand ernsthaft anstrebt. So ein Blödsinn.

Mit Autonomie meine ich, dass alle Menschen auf der ganzen Welt, sich von Vater Staat emanzipieren. Das man ihnen die Möglichkeit gibt, sich selbst Gesetze zu geben und ein System, wie sie auch eingehalten werden. Ich strebe eine Welt an, in der es keine Ländergrenzen mehr gibt, keine Unterscheidung zwischen deutsch und französisch, europäisch und afrikanisch oder eurasisch und ozeanisch. Dieses Denken sollte eigentlich seit langem überholt sein, denn eine Trennung der Menschen in verschiedene Gruppen hat noch nie zu etwas Gutem geführt.

Es gilt das Denken der Menschen so weit zu bringen, dass sie erkennen, das wir alle EINS sind. Und das wir so handeln als wären wir es. Das bedeutet, dass die Menschheit sich zusammentut und sich selbst Gesetze und Regeln auferlegt, die dann global gelten.

Stellen wir uns vor, wir erfinden eine Möglichkeit wie man das Zusammenleben auf der ganzen Welt basisdemokratisch regeln kann. Aufbauend auf Werten und universell vorhandenem Wissen. Jeder hat von überall Zugriff auf alle Entscheidungsprozesse die stattfinden, sofern sie ihn denn betreffen. Jeder hat bei jeder Entscheidung eine Stimme. Und im Lauf der Jahre entwickelt sich ein so gutes Regelnetzwerk, dass wir den Staat als Regulierungswerkzeug außen vor lassen können. Die Staaten überall auf der Erdkugel werden einfach überflüssig. Und früher oder später einfach zerfallen. Zum Glück aber ohne, den sonst obligaten, Crash.

Nun, es kann für mich in Süddeutschland ja nicht ernsthaft interessant sein, die Stapelhöhe von Reissäcken in Nordchina zu bestimmen. Und wie oft diese dann umkippen dürfen. Also wie können wir das etwas praktischer machen?

Wir strukturieren das Ganze. In dieser Struktur bestimmen wir 6 oder 7 Ebenen. Von groß nach klein. Und in diesen Ebenen bestimmen wir, was dort gesetzlich geregelt werden soll. Es gibt also die oberste Ebene, die Globalebene. Dort könnten alle Menschen mitbestimmen. Reissackstapelregeln haben hier natürlich nichts verloren. Stattdessen kann man sich hier Problemen widmen die auch wirklich alle Menschen etwas angehen: die Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung, globales Grundeinkommen, Welthunger, Kriege oder bewaffnete Konflikte etc.

Die nächsttiefere und hierarchisch untergeordnete Ebene wäre die Kontinentalebene. Also gäbe es auf dieser Stufe fünf verschiedene Kontinentalebenen, denn es gibt 5 Kontinente. Weil ich von Deutschland aus schreibe, wären das dann beispielsweise Regularien für die Einwanderung, die Dieselabschaffung, Steuerhinterziehung (könnte auch ein globales Thema sein), Infrastrukturprogramme und so weiter. In Australien könnte beispielsweise ein radikalere CO2-Begrenzung zur Ozonlochschrumpfung ein Thema sein. Viele andere Beispiele sind denkbar.

Eine Stufe weiter unten, wären wir jetzt auf Bundesebene. Hier würde es dann innerhalb dieser Ebene sehr viele Abteilungen geben. So viele wie man benötigt um die einzelnen Kontinente passend aufzuteilen. Doch bevor ich noch mehr schreibe. Es geht hierbei nichtmehr darum ehemalige staatliche Grenzen einzuhalten, sondern nur die Ebenen auf eine bestimmte Ausdehnung zu beschränken, damit die Probleme, die in einer bestimmten Region entstehen, möglichst regional gelöst werden können. Wenn ein Basler und ein Lörracher Handlungsbedarf sehen, dann können sie das in ihrer Region angehen. Die ehemalige staatliche Grenze soll und darf dabei kein Hindernis sein. Deshalb würde ich eventuell davon absehen, die Bundesebene streng nach den bisherigen Staatsgrenzen zu definieren. Ich denke eine toller Weg wäre, wenn man diese Ebenen fließend gestalten könnte. Je nach Bedarf.

Die nächste Ebene wäre in etwa äquivalent zu den hiesigen Bundesländern. Kleiner als ein Staat, aber größer als eine Stadt.
Auch diese Ebene könnte eine fließende Größe haben, die sich je nach Ausdehnung der Probleme verändert. Es ist selbstverständlich dass auf dieser Ebene sehr viel mehr Teilgebiete vorhanden wären, als auf Kontinentalebene, wo nur 5 Gebiete vorhanden sind.

Dann käme die städtische Ebene, hier könnten alle Einwohner gemeinsam entscheiden, in welche Richtung sich ihre Heimat entwickeln soll. Wollen wir mehr Kitas, weniger Autos in der Innenstadt, soll ein neues Kino gebaut werden, oder lieber das kaputte Schloss restauriert werden? Jede Stadt hätte damit ihren eigenen Wählerstamm, so wie es bisher auch schon ist, nur ohne zentrales Entscheidungsgremium.

Am Wichtigsten wäre aber die unterste Ebene. Denn hier befinden sich die Menschen ständig. In ihrem Viertel, ihrem Dorf, oder in der Kleinstadt (Ebene 6), oder sogar nur der eigenen Straße (Ebene 7). Hier findet das eigentliche Leben statt. Was hier passiert, spüre ich sofort am eigenen Leib. Wenn ich aus der Haustüre gehe und in einen riesen Haufen Hundescheisse trete, muss ich dafür keine Petition auf globaler Ebene anstoßen. Es ist auch nicht sinnvoll, wenn Mr. und Mrs. Smith aus Texas, bei dieser Abstimmung beteiligt werden. Das geht nur mich und meine Mitmenschen im Viertel etwas an. Oder die Kneipe um die Ecke ist zu laut. Damit muss ich doch niemanden am anderen Ende der Großstadt mit belästigen. Wir lösen unsere Probleme im Kleinen, dort wo sie entstehen. Wenn der Hundebesitzer das Schlamassel nicht beseitigt, und der Barchef die Musik nach 22 Uhr nicht leiser stellt, dann müssen Regeln her. Aber doch auch nur in diesem kleinen, begrenzten Gebiet. Wir brauchen dafür ja keine Volksabstimmung.

Wenn mir ein Missstand auffällt, sollte ich die Möglichkeit haben, diesen zu beseitigen. Und wenn genug andere Menschen das ebenfalls so sehen, dann sollten sie das auch durchsetzen können. Haben wir denn aktuell die Chance dazu? Nein, haben wir nicht. Wir wählen jetzt demnächst zwar wieder unsere Volksvertreter. Doch das einzige was sie wirklich vertreten ist die Partei, nicht den eigenen Wahlkreis und erst recht nicht: das eigene Gewissen. Die Partei ist ein diffuser Begriff, für die Interessen von Reichen und Mächtigen, die als graue Eminenzen oder Schattenmänner, verdeckt den entscheidenden Einfluss ausüben. Das System ist korrupt und aus sich selbst heraus nicht zu reformieren. Es ist aber auch nicht einfach möglich es wegzudemonstrieren, denn Polizei und Militär sind dazu verpflichtet den Staat zu schützen. Das werden sie auch tun, denn in der Masse sind sie willenlos weil befehlsgebunden & -gewohnt. Und einen Bürgerkrieg halte ich in meiner Lebnszeit nicht für eine erstrebenswerte Erfahrung. Die Erfahrung einiger Demonstranten in Hamburg vor kurzem dürfte da als Beispiel gut herhalten.

Fazit

Globale Basisdemokratie ist denkbar. Nur zur Zeit nicht organisierbar. Wenn ich von einem "System" spreche, meine ich einen Mechanismus, der die Wahl eines jeden Menschen zu jeder, für ihn relevanten, Fragestellung ermöglicht. Und gleichzeitig natürlich auch die Einhaltung der dadurch entstandenen Gesetze überprüft und garantiert.

Eine Top-Down Politik können wir uns nicht länger leisten. Die Bottom-Up Entscheidungsfindung und Umsetzung muss möglich gemacht werden. Wir haben uns vom Feudalsystem leider immer noch nicht richtig verabschiedet. Wir haben es nur anders genannt und den Blut- durch den Geldadel ersetzt.

Ich bin mir sicher, dass die Menschheit dazu in der Lage ist, bei jeder Fragestellung zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung zu gelangen, vorausgesetzt sie werden anständig informiert, haben keinen äußerlichen Druck.

Die Blockchain- bzw. Tangle-Technologie könnte dabei eine wesentliche Rolle spielen. Ein fälschungssicheres Open-Source System, das dezentral gespeichert wird, (fast) nicht manipulierbar ist und auch so gut wie nicht abgestellt werden kann, ist dringender Bestandteil einer basisdemokratischen Entwicklung, die über ein technisches Gerät, wie ein Smartphone, jedem Menschen auf der ganzen Welt zugänglich gemacht wird.

Ich weiß, das ist alles ziemlich schwer vorzustellen und noch viel schwerer umzusetzen, denn es spielen so unglaublich viele Faktoren mit rein, und es müssen so wahnsinnig viele Voraussetzungen erfüllt sein, bevor der Gedanke einer globalen Basisdemokratie in den Bereich des Möglichen rückt, doch ich möchte ich herzlich dazu einladen, mit mir in den Kommentaren zu diskutieren. Meine Nase in alles zu drücken, was ich bisher übersehen habe und mich auf alles aufmerksam zu machen, was sich gegenseitig widerspricht.

Nur über die Basisdemokratie diskutiere ich nicht. Denn das Argument, dass doch die meisten Menschen nicht dazu in der Lage sind, sich für ihr eigenes Glück einzusetzen und selbst über ihre Zukunft zu bestimmen, weil sie dazu zu blöd sind, finde ich nicht zulässig.

Das wars für heute! Bitte lasst mir doch für die Mühe einen Upvote da und schreibt auf jeden Fall einen Kommentar! Vielen Dank.

Euer Moeter

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