Literatur am Sonntag #9 - "Tod per Knopfdruck" von Emran Feroz

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Wer sich bereits mit den Folgen des „Krieges gegen den Terror“ beschäftigt hat, wird wissen, dass es heutzutage eine wachsende Anzahl von Landstrichen gibt, in denen sich die Menschen vor einem wolkenlosen Himmel fürchten. Der Grund dafür sind jene Flugkörper, die den Bürgern westlicher Nationen stets als hochpräzise Waffensysteme verkauft werden und doch im örtlichen Volksmund zumeist als „Todesengel“ bekannt sind: US-amerikanische Drohnen.

Mit ihrem Einsatz und dessen Folgen beschäftigt sich der Journalist Emran Feroz in seinem Buch. Er richtet den Blick des Lesers auf die herzzerreißenden Einzelschicksale, die sich hinter den kalten Todesstatistiken verbergen, beleuchtet den in Afghanistan geführten Schattenkrieg der CIA, der Erinnerungen an Vietnam wachwerden lässt, und deckt auch Deutschlands Mitarbeit an dem Drohnenkrieg auf.

Dass es sich bei Letzterem nicht nur um einen politischen Fehler handelt, sondern um ein mörderisches, aus diesem Fehler entstandenes System, welches auch die Akteure in sich entmenschlicht, zeigt nicht zuletzt die Aussage eines ehemaligen Drohnenoperators der US-Luftwaffe: „Es ist so, als ob man auf Ameisen tritt und danach nicht mehr daran denkt“. Dazu kommt die perfide Namensgebung der US-Waffensysteme, die abwechselnd mit vergangenen Mordkampagnen kokettiert („Apache“, „Tomahawk“) und die Natur des militärisch-industriellen Komplexes zynisch und eiskalt offenbart („Reaper“; dt: Sensenmann).

Feroz' Verdienst ist es, dass er jenen Menschen eine Stimme verleiht, die Opfer dieses Systems geworden sind und ohne ihn zur Stille verdammt wären. Er leuchtet diese „mörderischste Terror-Kampagne der Gegenwart“ (Noam Chomsky) meisterhaft aus und zwingt uns auf diese Weise, die Ursache der aktuellen Migrationsströme auch bei der westlichen Außenpolitik zu verorten. Umso bedauerlicher ist es, dass er an diesem Punkt stehen bleibt und der gleichen Regierung, die dieses Verbrechen zu verantworten hat, den „Krieg gegen den Terror“-Narrativ komplett abkauft.

Diese Rezension wird zeitnah auf eigentümlich frei erscheinen.

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