Literatur am Sonntag #10 - Mit Rechten reden

DSC_0022.jpg

Die Autoren Leo, Steinbeis und Zorn stellen (wohl weil ein Blick auf den Buchtitel zunächst anderes vermuten lässt) direkt zu Beginn klar, dass ihr Buch weniger die rhetorische Entwaffnung der bösen Rechtspopulisten zum Ziel hat, sondern vielmehr für „die Kunst, weniger schlecht zu streiten“, werben soll.

Im gleichen Atemzug werden dem Leser 25 Diskussionsregeln an die Hand gereicht, welche die Schärfe aus der links-rechts-Konfrontation nehmen sollen („10. Ein Streit ohne Lachen ist kein guter Streit“) und bisweilen wirklich witzig sind („23. Du sollst dich nicht mit der Weißen Rose identifizieren“). Im Anschluss daran wird den Fragen nachgegangen, warum man trotz aller Differenzen mit Rechten reden sollte, was man sich (persönlich wie gesellschaftlich) davon erhoffen kann und was sie eigentlich zu denen macht, die sie sind. Um letztere Frage zu beantworten, werden die Aussagen eines vermeintlichen „rechten Aussteigers“ herangezogen, der anonym bleibt und durch den das Buch an Glaubwürdigkeit sicher nicht hinzugewinnt.

„Rechts“ - Was ist das also? Die Autoren begreifen es als „eine bestimmte Art des Redens“ und sind mit dieser begrifflichen Unklarheit voll auf Mainstream-Kurs. Rechte werden als Gegner der Gleichheit dargestellt, ohne dass darauf eingegangen wird, welche Folgen diese Fixierung auf die Einebnung aller menschlichen Unterschiede mittlerweile hervorbringt (Gender Mainstreaming, großer Austausch, etc.). Die politische Korrektheit wird kritisiert, ihre tiefroten Wurzeln („repressive Toleranz“) werden jedoch verschwiegen, und dort, wo die Autoren über die Geschichte des Kommunismus schreiben, möchte man ihnen wahrlich die Lektüre von Ernst Nolte ans Herz legen.

In Teilen wird „Mit Rechten reden“ seinem Anspruch, uns zu einer vernünftigen Diskussionskultur zurückzuführen, sicher gerecht. Dort, wo es dies nicht tut, versteckt es einfaltslosen Konformismus hinter komplizierter Prosa und wird zur aufpolierten Apologie für einen immer totalitärer werdenden Staat.

H2
H3
H4
3 columns
2 columns
1 column
Join the conversation now