Recherche-Spaß mit Mary

Wochenblick ist in der Sommerpause, doch irgendwie muss ich mir meine Reise zum Hive.Camp am Bodensee finanzieren... Daher stelle ich hier die Ergebnisse meiner Beobachtungen im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 in Deutschland zur Verfügung. Vielleicht regt es den einen oder anderen zum Nachdenken an.

Was mir momentan auffällt ist, dass das Thema in den Medien schon jetzt nicht mehr präsent ist. In Zukunft werden wir nur noch Spiegel-TV-Dokumentationen spätabends zu sehen bekommen. Die freiwilligen Helfer ziehen nach und nach ab oder werden abgezogen, die größten Müllberge sind weggebracht und nun stehen die Menschen mehr oder weniger alleine mit den Aufbauarbeiten da.


Meine Karte

Ich habe bis eine Woche nach der Flutkatastrophe keine Karten oder Luftaufnahmen gesehen, die das gesamte Ausmaß darstellen, daraufhin habe ich mir meine eigene Karte gemacht. In den darauf folgenden Tagen schaute ich mir Zeugenberichte auf dem Kanal Anni und Martin an, dort berichten Betroffene die Situation aus ihrer Sicht, und jedes Mal wenn ein Ortsname fiel, habe ich einen Pin auf meiner Karte gesetzt.

Die blauen Pins markieren die (teilweise komplett) zerstörten Dörfer. Die Flut im Ahrtal ging von der Steinbachtalsperre aus (roter Pin südlich von Euskirchen) und direkt daneben befindet sich eine alte Bunkerruine aus dem 2. Weltkrieg (brauner Pin).

Die schwarzen Pins auf der Karte markieren die Rheinwiesenlager, die flussabwärts entlang des Rheins waren. Dort hatten die USA im 2. Weltkrieg deutsche Kriegsgefangene untergebracht. Deutsche wurden dort konzentriert und zum größten Teil ohne Versorgung auf freien Feldern mit Stacheldraht eingezäunt - ein Kriegsverbrechen, das bis heute nicht aufgearbeitet wurde.


RWE-Tagebau

Berufsbedingt beschäftigte ich mich in den letzten Wochen intensiv mit der RWE AG und ihren Tätigkeiten im Rheinland. Ich hörte und las Interviews von Menschen, die aufgrund des Kohleabbaus in den Bereichen Garzweiler und Hambach (grüne Pins), ihre Dörfer aufgeben mussten oder kurz davor stehen.

Ein paar O-Töne aus den Interviews darf ich hier zitieren:

Die Gemeinschaft ist weg und die Fenster der Nachbarhäuser sind zugenagelt und es laufen Mäuse und Ratten herum, was bestimmt noch mehr werden wird. Das ist unerträglich und spätestens dann wollen die Leute weg. RWE gibt es nicht zu, aber diese Angst nutzen sie. Sie sind an sich nett zu den Menschen, aber ihnen ist auch klar, wie sie die Menschen um den Finger wickeln können, sie sind entsprechend geschult. Jeder, der verkauft oder verkaufen muss, hat für sein Haus gearbeitet und dem tut es weh, was hier passiert. Aber RWE weiß mit ihnen umzugehen, wenn man z. B. zu hohe Preisvorstellungen hat, dann bleibt man eben noch da, irgendwann wird man allerdings mürbe, aus den vorhin genannten Gründen.

Wir lebten in einem Haus aus dem 17. Jahrhundert, das unter Denkmalschutz stand, wir selbst mussten uns immer an die Denkmalschutz-Regeln halten. Viele der Häuser hier waren mehrere Jahrhunderte alt und wurden sorgfältig gepflegt.

So lange wird es das hier auch nicht mehr geben, wir sind ja ziemlich am Schluss. Die Archäologen wollen dann auch noch hier graben, daher denke ich, wird das nicht mehr allzu lange stehen. RWE wird mit dem Rückbau nicht lange warten. Sie sagen immer so nett "Rückbau" für mich heißt das "Abreißen".

"Ich bin Bauer im Kreis Heinsberg. Wir bewirtschaften hier sogenannte 90er-Böden, die besten Böden Europas. Das Schlimme daran und unser Schicksal ist es, dass unter diesen Böden Braunkohle ist."

Hier noch eine Liste der abgebaggerten Ortschaften, um sich eine Vorstellung machen zu können, wie viele Menschen ihre Dörfer und Gemeinschaften durch den Tagebau verloren haben oder gerade dabei sind zu verlieren: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_abgebaggerter_Ortschaften

Wo bei mir zu alledem noch die Alarmglocken schrillten, war eine Aussage einer Frau. Ihre Bemerkung bezieht sich auf eine Schützenbruderschaft, die in allen Gebieten, mit denen ich zu tun hatte, aktiv ist.

Dass die Bruderschaft und RWE gerne möchten, dass die komplette Dorfgemeinschaft gesamt umsiedelt, ist verständlich.

Dazu passen die Schilderungen eines "Bruders":

Den Übergang von unserem alten Heimatort in den neuen Ort habe ich ganz bewusst mitgestaltet. Das ist eine Aufgabe, der sich die Bruderschaft angenommen hat. Es ist ein Teil auf dem Weg und das Ende davon wird der Abbruch [des Dorfes] sein.

Ich habe einigen Interviews entnommen, dass die Bruderschaft die Umsiedlungen "aktiv mitgestaltet". Ob das ein ehrenwerter Akt ist oder nicht, darf jeder selbst entscheiden. Fairerweise muss man dazu sagen, dass viele Menschen der Bruderschaft danken, weil sie sich auch bei den Übersiedelungen der Kirchengemeinden beteiligt.


Strenggeheimer Regierungsbunker im Ahrtal

Ausgehend von Bonn wurde im Kalten Krieg ein Regierungsbunker gebaut. Die NATO selbst empfahl ihren Mitgliedsstaaten Atomschutzräume unter der Erde zu bauen. Das wurde umgesetzt und so entstand eine mindestens 17 km lange Bunkerstadt von Bonn hinein ins Ahrtal. Mehr Infos dazu gibt es zu Genüge im Netz - sucht nach "Codename Rosengarten". In dieser riesigen Bunkeranlage wurde Berichten zufolge an der V2-Rakete gebaut. "Bis 1997 war der Bunker so geheim, dass die 180 Beschäftigten nicht mal ihren Ehefrauen erzählen durften, was sie machten. Sogar die Handwerker wurden verbeamtet", heißt es in einer Dokumentation. In den letzten Jahren wurde die Anlage zurück gebaut und die Eingänge verbreitert, um große Maschinen herauszubekommen.


Die "Dreieinigkeit" in Ahrweiler

Auf dem folgenden Kartenausschnitt ist in der Mitte, mit orangefarbenem Pin markiert, die Aloisiusschule Bad Neunahr-Ahrweiler, deren Namensgeber Aloisius, ein sogenannter "Pestheiliger", war, und die vor Kurzem geräumt wurde, weil sich dort angeblich querdenkende Helfer eingezeckt hätten. Im Nordwesten ist die Dokumentationsstätte des Regierungsbunkers und im Süden die "Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz", die im März 2021 nach einem Erlass von Horst Seehofer in „Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung“ umbenannt wurde.


Meine Fragen

  • Wie groß ist das überflutete Gebiet und wie viele Haushalte sind gesamt betroffen?
  • Warum wurden die Steinbachtal- und andere Talsperren nicht kontrolliert abgelassen, nachdem der Wetterdienst Starkregen vorhersagte?
  • Warum wurde die Warnung des Europäischen Wetterdienstes nicht oder nur unzureichend an die Bevölkerung weitergegeben?
  • In welchem Zusammenhang steht die Flut mit den Abrissarbeiten des ehemaligen Regierungsbunkers und dem RWE-Tagebau?

Fazit (vorerst)

Zu der Kritik an den Regierungsorganisationen, die aktuell sehr laut in den Alternativen Medien ist, möchte ich mich nicht äußern. Solange nicht klar ist, was bei der Flutkatastrophe genau passiert ist. Ich nehme jedoch an, dass die Regierung und die Stellen darunter so gehandelt haben, wie sie es für richtig hielten, dass das oft auf Kosten der Bevölkerung ist, ist nichts Neues...

Je länger man recherchiert, desto mehr Fragen hat man. Wir bekommen nur die Spitze des Eisberges zu sehen und vieles bleibt verborgen. Möglicherweise werden wir nie die Wahrheit erfahren. Die Katastrophe allein auf den Klimawandel zu schieben ist leicht, aber damit ist es nicht getan - die Welt ist komplexer als die "Woken" erahnen.

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