Der Sommelier

Wein

Wein ist ein lustiges Thema.

Da kriegen alle Komplexe. Jeder meint, er hat keine Ahnung oder nicht genug Ahnung, um Wein zu trinken und zu beurteilen. Alle wollen sich entschuldigen für ihren Geschmack. Kaum einer traut sich zu sagen, was ihm schmeckt, weil es die billige Zuckerplörre vom Aldi ist.

Auf der anderen Seite des Flusses steht der Sommelier. Er ist der Weinangeber, der die anderen dominiert und einschüchtert. Gleichsam der Pferdeflüsterer. Der es besser weiß als Du.

Er zählt zu den besonderen Plagen der Neuzeit.

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Was ist ein Sommelier?

Ein Sommelier ist streng genommen ein IHK-zertifizierter Weinexperte.

Umgangssprachlich versteht man darunter im Allgemeinen aber lediglich einen Weinklugscheißer.

Diese Definition umfasst alles vom unzertifizierten Angeber bis hin zum Weinfachberater, WSET-Level-X-Weinfritzen bis hin zum Master of Wine.

Die Masters of Wine sind die gekrönten Häupter der Sommelier-Crowd. Diese Ausbildung dauert mehrere Jahre, und bisher gibt es nur eine Handvoll, die die Prüfungen bestanden haben.

Wer einen Master of Wine vorweisen kann als Lohnsklaven oder freie Nutte, der hat die dicksten Eier. Der Master of Wine sticht alle Sommeliers aus sozusagen. Er schaut auf sie herab und lässt sie teilhaben an seiner Aura.

Was denen natürlich ganz schön zu schaffen macht, denn sie sind ja an sich schon kaum erträgliche Klugscheißer. Aber wenn der Master sagt, Scheiße riecht nach Rosen, dann ist das so.

Wer, warum und wie wird man bitte Sommelier? - fragt sich da der Zeitgenosse.

Wer

Sommeliers setzen sich soziologisch gesehen aus zwei Hauptgruppen zusammen.

Zum einen und größtenteils aus gescheiterten Gesellschafts- und Sozialwissenschaftlern. Die sind absolut unerträglich. Wer zu dumm und zu faul war, eine sinnlose Laber"wissenschaft" abzuschließen, der projiziert seine ganze sexuelle und akademische Energie in seinen neuesten Forschungsgegenstand - der noch diffuser und damit noch offener für Phantastereien ist.

Zum anderen aus talentierten Hotel- und Gastrofachkräften, die Interesse für Wein haben und die versuchen, ihrer Leidenschaft nachzugehen bzw. in eine höhere Gehaltsklasse aufzuschließen. Diese können, wenn sie wirklich von der Pike das Gewerbe gelernt haben, ein nützlicher und angenehmer Begleiter sein. Zum einen haben sie keinen akademischen Dünkel und Frust, den sie mit sich rumschleppen, zum anderen sind sie in erster Linie Dienstleister und nicht Klugscheißer und Belehrer.

Wie

Sommelier wird man, indem man kostenpflichtige Ausbildungen an IHK oder privaten Instituten durchläuft, die ebenfalls von Sommeliers durchgeführt werden. Die Ausbildung ist teuer und bringt fast nix, denn als Sommelier verdient man scheiße und ist letztlich nur ein Kellner, bekommt aber das Gefühl verkauft, man sei ein Wissender unter den Blinden.

Oder man sagt einfach, man sei Sommelier, weil man sein Leben lang Wein gesoffen hat und seinen Alkoholismus damit kaschieren möchte. Diejenigen kennen sich meist am besten aus.

Warum

Warum dürfte klar sein, wenn zur Kenntnis genommen hat, wer Sommelier wird. Einige machen es nur, um in ihre Email-Signatur solche peinlichen Titel einzufügen. Vielleicht hoffen sie, dass man damit die Weiber schneller rumkriegt.

Da täuschen sie sich allerdings. Weiber lassen sich nur von Alfa-Männchen flachlegen oder von solchen, die dafür bezahlen. Ersteres ist der Sommelier nicht, für das Letztere reicht seine Kohle nicht. Im Gegenteil: wenn er samstags abends schuftet, wird seine Freundin vom Nachbarn versorgt.

Zusammenfassung

Ein Sommelier labert Dich tot mit Weingeschwätz und macht eine riesige Wissenschaft aus der Tatsache, dass fermentierte Trauben einen besoffen machen. Er hat gelernt, Dir geschwollen und wissend, teils herablassend und teils gütig zu erklären, dass Bratwurst und Weißwein nicht so gut zusammenpassen wie Currywurst mit Schampus.

Hinweis zur artgerechten Haltung

Man sollte ihm liebe- und verständnisvoll entgegentreten. Wer ihn entwaffnen möchte, bestellt eine Flasche Rotkäppchen lieblich. Da es diesen nicht gibt, bestellt man einfach ein Berliner Pils aus der Flasche.

Diese Geschichte kann er dann wenigstens den anderen frustrierten Sommeliers erzählen.

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