ST. Vincent & Grenadines – alte und neue Bekannte (14/14)

Der gestrige Ankerplatz war viel angenehmer als der heutige und so geht es wieder zurück. Zu unserer großen Freude sehen wir, das kein einziges Schiff hier ist, wir haben die Tobago Cays tatsächlich ganz für uns allein. Die Freude währt allerdings nur kurz. Wir suchen gerade nach einer geeigneten Stelle um zu Ankern, als das nächste Starkregenfeld über uns herauf zieht. Bei Böen um die 25 - 35 kn beißt sich der Rocna mit einem heftigen Ruck fest, 40 m Ankerkette sollten (voererst) reichen. Die nächsten 2 Stunden prasseln gefühlt hunderte Liter Wasser auf uns hernieder, die vier Inselchen um uns herum sind nur noch Schatten zwischen tausend Tropfen, das Cockpit schwimmt und unter der Sprayhood tropft es überall durch – willkommen in der Regenzeit.

Gegen Mittag ist auch das überstanden, die Wolken lichten sich ein wenig und wir gehen zu zweit auf Tauchgang. Noch immer sind wir alleine hier, SELENE brauchen wir nicht abschließen. Auf die kleine Baradel-Insel muss ich natürlich auch noch einmal, einfach um zu sehen, wie es hier ein halbes Jahr später aussieht. Nach all dem Regen wirkt die Insel unglaublich grün, überall sprießen frische Triebe, unzählige Vögel flattern herum, Leguane sitzen wie gewohnt in den Bäumen. Der staubige Pfad über die Insel ist zur Schlammpiste geworden. Das Meer wirkt aufgewühlt, die atlantischen Wellen schlagen schäumend an und über die vorgelagerten Korallenbänke. Schwer zu sagen, was mir besser gefällt: die überfüllten Cays im Februar mit ruhiger türisblauer See oder die rauen, wenig einladenden und einsamen Cays jetzt in der Regenzeit … irgendwie ist beides ein Traum.

Am späten Abend kommen einige Yachten zurück und morgens sind es schon wieder mehrere Schiffe hier. Uns drängt jedoch ein wenig die Zeit, irgendwann müssen wir nach Carriacou denn Mitte September steht unser Krantermin an. Zum Ausklarieren müssen wir nach Union Island, die südlichste Insel der Grenadienen. Über Union gibt es nicht viel zu sagen, eine kleine hübsche Insel, die man entweder mag oder eben nicht. Es wird immer wieder von Diebstählen berichtet, von kleinen und großen Ganoven, die im Drogen- oder Schmuggelgeschäft tätig sind. Union ist, auf Grund der Entfernung zur Hauptinsel St. Vincent, dazu die teuerste Insel der Grenadienen.

Daher ärgert es uns um so mehr, als wir plötzlich eine E-Mail aus Carriacou erhalten, in der erneut die Rede von Quarantäne ist. Stan und Cora sind bereits vor einer Woche in der Tyrell Bay angekommen und obwohl sie den gleichen Einreisebestimmungen wie alle anderen unterliegen (denkt man), brauchten sie nur einen Test machen und durften ohne Quarantäne sofort einklarieren. Das lief wohl ein paar Tage so weiter und nun weiß kein Segler mehr, was ihn bei Ankunft erwartet. Mit ungutem Gefühl gehen wir also auch erst mal vom Schlimmsten aus und hoffen auf das Beste. Ich bunkere Unmengen von Obst und Gemüse, was hier ein kleines Vermögen kostet, und wir füllen die Wassertanks vollständig auf. Martin geht derweil los, um den Papierkram zu erledigen. Vielleicht hätten wir es da schon ahnen können, dass die nächsten Tage ein Kampf gegen Windmühlen werden. Beim Ausfüllen der Papiere wird er gefragt, was der nächste Hafen sei. „Carriacou, Tyrell Bay Marina“ lautet seine Antwort. „Nee, das geht nicht“, Carriacou sein geschlossen kommt darauf vom Beamten zurück …. Was ist denn das für ein Quatsch! Letztendlich dürfen wir Ausklarieren, vorher werden aber nochmal 70 EC fällig, da wir unser Crusingpermit für SVG seit drei Tagen überschritten haben. Kein schöner Abschied von St. Vincent aber so viel sei verraten, es geht auch schlimmer … Carriacou und Grenada werden einen ganz sicheren unteren Platz auf unserer persönlichen Hitliste der kleinen Antillen einnehmen. Nicht wegen der Menschen hier, sondern wegen der Regularien, die mir sehr viel "Spaß" eingebrockt haben...

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