Pofalla bald 'Krisenmanager' der Deutschen Bahn?


Quelle: pixabay.


Deutschlands Infrastruktur brökelt.


Dass die Infrastruktur Deutschlands in nahezu allen Bereichen sanierungs- und modernisierungsbedürftig ist, dürfte außer Frage stehen. Schlechte Straßen, Funklöcher, langsame Internetverbindungen und fehlendes WLAN werden für deutsche Unternehmen zum Standortnachteil und für Privatpersonen zum erheblichen Ärgernis. Einge Beispiele:

  • Deutschland liegt bezüglich der mit schnellen Glasfaserkabeln verbundenen Breitbandanschlüsse im internationalen Vergleich weit zurück. Beträgt die Quote in Japan 74,1 %, liegt sie in Deutschland bei nur 1,6 %.

  • Weiterhin gibt es in Deutschland trotz Abschaffung der unsäglichen Störerhaftung von Hotspot-Betreibenden für mögliche Nutzervergehen aufgrund von Überregulierung kaum öffentliches freies WLAN.

  • Wirtschaftsminister Altmaier wies sein Büro an, ihn auf Fahrten nicht mehr telefonisch mit ausländischen Kollegen zu verbinden, weil ihm die ständigen Verbindungsabbrüche aufgrund des lückenhaften deutschen Handy-Netzes peinlich seien.

  • Im Land verschlechtert sich der Zustand von Straßen- und Schienennetz, Brücken, aber auch Schulen.

Häufig führt eine auf kurzfristige Kostenersparnis ausgerichtete und somit kurzsichtige Denkweise nach dem Motto "Hauptsache schnell und billig!" unter Einsparung von angemessen bezahltem Personal zu langfristiger Qualitätseinbuße und Zerstörung ehemals funktionierender Strukturen, wie ich am Beispiel des mir auch heute noch größten Ärger bereitenden Paketzustellers DHL bereits früher beschrieb.

Ein ganz spezielles 'Highlight': Die Deutsche Bahn


Einen ganz besonders tragischen 'Leuchtturm deutschen Verfalls' stellt jedoch die Deutsche Bahn dar. Hieß es in einer im Herbst 1966 lancierten Werbekampagne der damaligen Deutschen Bundesbahn noch "Alle reden vom Wetter. Wir nicht.", sprechen heutzutage von Unpünktlichkeit oder gar Ausfall von Zügen geplagte Reisende sarkastisch davon, die Bahn habe im Grunde ja nur vier Hauptprobleme, und zwar Frühling, Sommer, Herbst und Winter. :)
Ich selbst war beispielsweise bei zwei meiner letzten drei Rückreisen von der Schweiz nach Deutschland von kompletten Zugausfällen betroffen, und die Probleme lagen nicht auf Schweizer Seite ...

Ursachen der zunehmenden Unzuverlässigkeit


Warum sind japanische ("54 Sekunden zu spät? Eine Schande!"), chinesische oder auch spanische Züge so pünktlich, zuverlässig und bequem, während hierzulande die Pünktlichkeitsquote mittlerweile deutlich unter 80 % liegt (wobei Verspätungen von bis zu sechs Minuten gar nicht als solche bewertet werden)? Die Wurzel des Übels liegt vermutlich etwas tiefer in der Vergangenheit, als infolge des damals geplanten Börsengangs der Bahn Gewinnmaximierung auf Kosten von Qualität und Service betrieben wurde.

Im Rahmen der Kostenmaximierung (Quelle: Focus Online) ...

  • ... wurden Weichen zum Wechsel auf das Gegengleis sowie Überholgleise zurückgebaut, was zu Staus hinter defekten Zügen führen kann. Überdies befindet sich die Signaltechnik nicht mehr auf dem neuesten Stand.

  • ... verringerte man die Gesamtanzahl zur Verfügung stehender Lokomotiven und Waggons, wodurch immer öfter bei Zugausfall kein Ersatz vorhanden ist.

  • ... vernachlässigte man den Grünschnitt entlang der Bahntrassen, so dass nach Unwettern immer häufiger heruntergefallene Äste oder umgeḱnickte Bäume die Gleise blockieren.

  • ... wurde an Personal, insbesondere Lokführern, gespart. Ein bei der Bahn arbeitender Freund berichtete mir davon, dass mittlerweile so genannte 'Pünktlichkeitsmanager' sich die Gründe für Verspätungen und Zugausfälle notieren ...:
    Warum kann z. B. ein Zug nicht losfahren? Weil der Lokführer in einem verspäteten anderen sitzt, der den Bahnhof noch nicht erreicht hat.
    Wäre jetzt der 'Pünktlichkeitsmanager' ein Lokführer, bräuchte er sich keine Notizen zu machen, sondern könnte sich selbst in den Zug setzen und losfahren ... :)


Quelle: pixabay.


Pofalla, 'Krisenmanager' und Retter in der Not?


Ausgerechnet Ex-CDU-Politiker und Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn Ronald Pofalla, bisher für die Infrastruktur(!) zuständig, soll nun das Krisenmanagement übernehmen.

Mir selbst fiel Pofalla zum ersten Mal äußerst negativ auf, als er 2013 eigenmächtig die von Edward Snowden - für mich immer noch ein wahrer Held, das sei hiermit in die Blockchain gemeißelt - aufgedeckte NSA-Affäre für beendet erklärte (bewusste, dreiste Lüge oder grenzenlose Naivität?), obwohl jedem sonnenklar war, dass die Bespitzelung von Bürgern, Unternehmen und Politikern in unvermindertem Ausmaß weiterbetrieben wurde (und wird).
Später las ich von seinen verbalen Entgleisungen gegenüber Wolfgang Bosbach ("Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen. Ich kann deine Scheiße nicht mehr hören"), weil letzterer sich dem Fraktionszwang widersetzt und gegen den 'Euro-Rettungsschirm' gestimmt hatte.

Kurz, in meinen Augen ist dieser Mann ein Unsympath erster Güte, aber ganz abgesehen von charakterlichen Mängeln fehlen ihm sowohl technisches als auch wirtschaftswissenschaftliches Verständnis (er studierte Sozialpädagogik und Rechtswissenschaften) sowie die nötige Erfahrung im Logistik-Bereich, um einen Großkonzern wie die Deutsche Bahn aus der Krise führen zu können.
Überdies ist er ein Mann, der für die immer noch viel zu enge Verflechtung zwischen Politik und diesem Großkonzern steht und ein weiteres Beispiel unter vielen, wie immer wieder Politiker mit lukrativen Posten in der Wirtschaft versorgt werden, nachdem sie sich in der Politik als unfähig erwiesen haben (in diesem Fall fungiert die Deutsche Bahn sozusagen als 'Abstellgleis für ausrangierte Politiker') - praktisch für sie selbst, schädlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Bei aller Kritik an der Bahn, halte ich Zugfahren prinzipiell für eine sehr angenehme und umweltfreundliche Art des Reisens. Außerdem sollte m. E. mehr Güterverkehr von die Autobahnen verstopfenden (und beschädigenden) LKWs auf die Schiene verlagert werden. Das allerdings erforderte ein funktionierendes System Bahn samt Priorisierung von Qualität und Zuverlässigkeit über kurzfristigen Profit. Dass Pofalla hier Bahnbrechendes zu leisten imstande ist, wage ich zu bezweifeln ... jedenfalls bei Interpretation von "bahnbrechend" im herkömmlichen Sinne ...

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